SPD verärgert über neuen Labour-Vorsitzenden

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SPD-LogoFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times13. September 2015

Mit Zurückhaltung, Kritik und Mahnungen zu Pragmatismus haben führende SPD-Politiker auf die Wahl des linken Flügelmanns Jeremy Corbyn zum Vorsitzenden der britischen Labour-Partei reagiert. „Das Prinzip Corbyn ist keine Blaupause für andere Länder. Sie ist das abschreckende Beispiel einer Partei auf dem Weg ins politische Nirvana“, schreibt der baden-württembergische SPD-Vorsitzende und Landesfinanzminister Nils Schmid in einem Gastbeitrag für die „Welt“.

Mit Corbyns Wahl habe sich Labour entschieden, „die Wirklichkeit lieber zu verdrängen als sie zu gestalten“. Die Folge dieses „politischen Eskapismus“ sei „ein langer Marsch in die Bedeutungslosigkeit“. Bereits die Analyse der Wahlniederlage Labours durch Corbyns Anhänger sei falsch gewesen, schreibt Schmid: „Ein linker Kandidat verliert mit einem linken Programm haushoch gegen einen Konservativen. Die Schlussfolgerung von Corbyns Jüngern: Er war nicht links genug. So klingt Navigation für Geisterfahrer.“ Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), mahnte die britische Schwesterpartei zu Pragmatismus. „Die Sozialdemokratie in Europa hat – wenn sie denn erfolgreich war – stets eine ausgewogene Balance finden müssen zwischen visionärem Aufbruch und praktischem Handeln, das ohne Kompromisse und eine Politik der kleinen Schritte nun einmal nicht auskommt“, sagte Roth der „Welt“: „Als deutscher Sozialdemokrat wünsche ich der Labour Party die Fähigkeit, diese Balance zu finden, um bald wieder Regierungsverantwortung zu übernehmen.“ Offenkundig gebe es „nicht nur in Großbritannien sondern in ganz Europa eine diffuse Sehnsucht nach markanten Typen in der Politik, die eingezwängt zwischen Sachzwangslogik und Pragmatismus bisweilen farblos daher kommt.“ Der stellvertretende SPD-Fraktionschef Axel Schäfer stellte Corbyns Eignung als Spitzenkandidat für das Amt des britischen Premierministers infrage. „Der neue Partei-Vorsitzende wird sich vor der nächsten Wahl des Regierungschefs 2020 sicher für eine junge Frau oder einen jungen Mann als Labour-Spitzenkandidat stark machen“, sagte Schäfer der „Welt“. Er fügte hinzu: „Wir haben in der europäischen Sozialdemokratie eine große Bandbreite, vom ehemaligen Christdemokraten Renzi in Italien bis zu dem traditionellen Jeremy Corbyn in Großbritannien.“ Vielfalt sei besser als Einfalt, sagte Schäfer: „Die Briten haben jetzt eine Alternative zum konservativen Sozialabbau in ihrem Land.“

(dts Nachrichtenagentur)



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