Breites Bündnis aus Politik, Kirchen und Zivilgesellschaft gegen Antisemitismus

Mit Solidaritätskundgebungen in mehreren deutschen Städten hat ein breites Bündnis aus Politik, Kirchen und Zivilgesellschaft dem Antisemitismus den Kampf angesagt.
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Kippa-TrägerFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times25. April 2018

Mit Solidaritätskundgebungen in mehreren deutschen Städten hat ein breites Bündnis aus Politik, Kirchen und Zivilgesellschaft dem Antisemitismus den Kampf angesagt. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, forderte laut vorab verbreitetem Redetext am Mittwochabend in Berlin „100 Respekt“ für Juden, aber auch für  Muslime, Ausländer, Homosexuelle und „für alle Hautfarben“. Justizministerin Katarina Barley (SPD) drohte antisemitisch motivierten Tätern mit der Härte des Rechtsstaats.

Die Jüdische Gemeinde rief unter dem Motto „Berlin trägt Kippa“ zu einer Kundgebung gegen Antisemitismus auf. Bei der Veranstaltung, die von zahlreichen Politikern, Parteien und Organisationen unterstützt wurde, sollte unter anderen Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sprechen. Erwartet wurde auch Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU).

Die Kundgebung wurde auch vom Zentralrat der Muslime unterstützt. Es gehöre zu seinen tiefsten islamischen Glaubensüberzeugungen, gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit und Rassismus Gesicht zu zeigen, sagte der Zentralrats-Vorsitzende Aiman Mazyek dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, rief ebenfalls zum Tragen der Kippa als Zeichen der Solidarität auf. „Wenn man gegen Islamophobie vorgehen will, dann kann man auch Antisemitismus nicht dulden“, sagte Sofuoglu der „Berliner Zeitung“.

Die Solidaritätsdemonstration vor dem Gemeindehaus in der Fasanenstraße in Berlin-Charlottenburg ist eine Reaktion auf einen antisemitischen Übergriff aus der vorigen Woche. Dabei wurden zwei junge Männer mit Kippas beleidigt, ein Opfer wurde mit einem Gürtel geschlagen.

Bereits am Vormittag fand in Erfurt die Solidaritätskundgebung „Thüringen trägt Kippa“ statt, an der auch Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) teilnahm. Eine weitere Kundgebung war am Abend am Kölner Dom geplant.

Schuster sagte in Berlin, zur Realität im Jahr 2018 gehöre, dass jüdische Eltern ihren Kindern eintrichterten, nach dem Gottesdienst die Kippa abzunehmen. Juden in Deutschland erlebten jeden Tag Antisemitismus. „Ein Weiter so darf es nicht geben.“ Zuvor hatte Schuster mit der Warnung für Aufsehen gesorgt, Einzelpersonen sollten aus Sicherheitsgründen in der Öffentlichkeit keine Kippa tragen.

Justizministerin Barley erklärte: „Wer Jüdinnen und Juden attackiert oder beschimpft, wer ihre Synagogen und Friedhöfe angreift und beschmiert, muss mit allen Mitteln unseres Rechtsstaates zur Verantwortung gezogen werden.“ Es sei Aufgabe der gesamten Gesellschaft, jüdisches Leben in Deutschland zu schützen und jede Form des Antisemitismus zu bekämpfen.

Auch Familienministerin Franziska Giffey (SPD) forderte bei einer Konferenz des AJC Berlin Ramer Institute for German-Jewish Relations: „Wir müssen Täter bestrafen und mehr für die Prävention tun.“ Außenminister Heiko Maas (SPD) rief im „Tagesspiegel“ dazu auf, die Opfer von Antisemitismus nicht allein zu lassen.

Die Frau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Elke Büdenbender, zeigte sich entsetzt über Berichte, dass sich Juden in Deutschland nicht mehr mit Kippa auf die Straße trauten. Dies sei ein „No-Go“, sagte Büdenbender auf HR Info.

Der Publizist Michel Friedman nannte die Kundgebungen einen „Tropfen auf dem heißen Stein“. Anscheinend könnten Juden in Deutschland ohne Angst nicht mehr Juden sein und ihre jüdischen Riten leben. „Hier wird das Grundrecht der Religionsfreiheit gestört“, sagte Friedman auf SWR Aktuell. (afp)



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