Statistikamt: Fast eine Million Menschen aus Ukraine zugezogen

Die Flüchtlingskrise von 2015 war eine Folge des Bürgerkriegs in Syrien. Doch nach dem russischen Angriff auf die Ukraine dürften die Zuwanderungszahlen von damals noch einmal übertroffen werden.
Drei aus der Ukraine stammende Frauen gehen in der Landeserstaufnahmestelle in Ellwangen zu ihrem Quartier.
Drei aus der Ukraine stammende Frauen gehen in der Landeserstaufnahmestelle in Ellwangen zu ihrem Quartier.Foto: Stefan Puchner/dpa
Epoch Times10. Oktober 2022

Der Ukraine-Krieg sorgt in Deutschland voraussichtlich für das zuwanderungsstärkste Jahr seit der Wiedervereinigung. Wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) mitteilt, wird die Zahl der Zuzüge bis Jahresende voraussichtlich höher liegen als 2015. Damals waren – vor allem in Folge des Bürgerkriegs in Syrien – binnen eines Jahres mehr als 2,1 Millionen Menschen nach Deutschland gekommen.

Im laufenden Jahr registrierte das Statistische Bundesamt allein von Februar bis August mehr als 1,8 Millionen Zuzüge nach Deutschland, darunter etwa 952.000 vor dem Krieg geflohene Ukrainer. Die meisten davon entfielen auf die ersten Monate seit dem Kriegsbeginn am 24. Februar.

So wurden im März 431.000 und im April 198.000 Zuzüge registriert. Laut Statistikamt nahm die Zuwanderung aus der Ukraine seitdem ab: Sie betrug im Juli 58.000 und im August 70.000. Damit lag sie jedoch weiterhin deutlich über dem Vorjahresniveau von durchschnittlich tausend Zuzügen pro Monat. Trotz der rückläufigen Zuwanderung in den Sommermonaten war die Ukraine auch im August das Hauptherkunftsland der in die Bundesrepublik Zugezogenen. Dahinter folgte Rumänien mit 19.000 Zuzügen.

Anstieg der Fortzüge registriert

Neben der hohen Zuwanderung beobachteten die Statistiker seit Mai auch ein Anstieg der Fortzüge in die Ukraine. So registrierten die Meldeämter bis einschließlich August rund 78.000 Fortzüge. Daraus ergibt sich eine Nettozuwanderung – Zuzüge abzüglich Fortzüge – von 874.000 Menschen aus der Ukraine. Bei den Fortzügen kommt es den Angaben zufolge jedoch zu einer Untererfassung, weil sich nicht alle vor der Ausreise bei den Behörden abmelden.

Insgesamt gab es im Untersuchungszeitraum 1.821.000 Zuzüge aus dem Ausland nach Deutschland und 700.000 Fortzüge. Daraus ergibt sich eine Nettozuwanderung von 1.122.000 Menschen. Mehr als die Hälfte – 52 Prozent – der Zugewanderten in diesem Zeitraum kam aus der Ukraine. Eine ähnlich hohe Nettozuwanderung gab es laut Statistik seit der Wiedervereinigung nur 1992 (782.000 im Gesamtjahr) infolge der Grenzöffnungen in Osteuropa und des Kriegs im früheren Jugoslawien sowie 2015 (1,139 Millionen im Gesamtjahr) mit der damaligen Fluchtzuwanderung.

Unter den seit Februar aus der Ukraine gekommenen Menschen waren 65 Prozent oder 616.000 weiblich und 35 Prozent oder 336.000 männlich. Insgesamt reisten 348.000 Minderjährige ein – 37 Prozent der ukrainischen Eingewanderten. 96 Prozent aller Zugewanderten hatten den Angaben zufolge einen ukrainischen Pass. Staatsangehörige anderer Länder machen dagegen nur einen geringen Anteil aus: Am zweithäufigsten waren russische und deutsche Staatsangehörige mit 0,35 beziehungsweise 0,23 Prozent vertreten.

Bessere Verteilung der Flüchtlinge notwendig

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will sich am Dienstag mit Vertretern kommunaler Spitzenverbände treffen, um über eine bessere Verteilung von Geflüchteten in Deutschland zu sprechen.

Im jüngsten Migrationsbericht der OECD ist infolge des russischen Angriffs von einer historischen Massenflucht die Rede. Demnach flohen aus der Ukraine allein bis Mitte September rund fünf Millionen Menschen in die OECD-Staaten. Deutschland ist mit nahezu einer Million Flüchtlinge nach Polen das wichtigste Aufnahmeland in der OECD. (afp/dpa/dl)



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