Steingart: Familienunternehmen sind Rückgrat deutscher Wirtschaft – Altmaier auf dem Holzweg

In Kürze wird eine Studie der Stiftung Familienunternehmen erscheinen, die deren überragende Bedeutung für die deutsche Wirtschaft in Zahlen ausdrückt. Publizist Gabor Steingart hat vorab einen Blick in diese werfen dürfen – und appelliert an Berlin, eine Wende in ihrer Wirtschaftspolitik einzuleiten.
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"In den familiengeführten Firmen gilt das Leitbild des ehrbaren Hamburger Kaufmanns, nicht das der Finanzjongleure der Wall Street.“Foto: iStock
Von 29. April 2019

In seinem „Morning Podcast“ hat sich der Publizist und Medienmanager Gabor Steingart mit der Situation des deutschen Mittelstandes befasst. Zum Anlass dafür nahm er die Krise der Bayer AG, die ein abschreckendes Beispiel für die gescheiterte Expansionsstrategie eines Großkonzerns darstellte.

Die Hauptversammlung vom letzten Freitag habe sich als Fiasko erster Ordnung erwiesen. Dass 55,5 Prozent des anwesenden Grundkapitals dem Vorstand die Entlastung für das Geschäftsjahr 2018 verweigert hatten, käme, so der Publizist, einer „Nahtoderfahrung“ für jeden Vorstandsvorsitzenden gleich. Auch dass sich umgehend Vorstandskollegen mit ihm solidarisiert hätten, ändere nicht viel Substanzielles.

Vergleiche man den Stand der Marktkapitalisierung des deutschen Chemieriesen von 2016 mit jenem heutiger Tage, zeige sich deutlich, wie sehr sich die Übernahme des Saatgut- und Pestizidherstellers Monsanto als Fehlinvestition erwiesen hätte.

„Das andere, oft auch bessere Deutschland“

Die Bayer-Krise zeige, wie falsch es sei, wenn die Politik in Deutschland ihren Blick vorwiegend auf die Großkonzerne richte, während die Klein- und Mittelbetriebe, insbesondere die in Familienbesitz, das eigentliche Rückgrat der deutschen Wirtschaft bildeten. Insbesondere dem amtierenden Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier war es jüngst von mehreren Seiten zum Vorwurf gemacht worden, hier falsche Prioritäten zu setzen.

Das Erfolgsrezept, so Steingart, sei ein schlichtes:

Verantwortung und Risiko sind nicht wie bei den Banken entkoppelt. Der Bonus wird nur bei Erfolg gezahlt und nicht wie im Fall Volkswagen auch bei Betrug.“

Zeitnah werde eine neue Studie der Stiftung Familienunternehmen erscheinen, kündigt der Publizist an. Das Leibniz-Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung und das Institut für Mittelstandsforschung hätten diese gemeinsam erstellt und ihr Thema sei die volkswirtschaftliche Bedeutung von Familienunternehmen. Ihre Welt, so Steingart, repräsentiere das „andere, oft auch das bessere Deutschland“.

Eindrucksvolle Erfolgsbilanz

Er habe einen Blick in das Dokument werfen können und die darin enthaltenen Kernaussagen sprächen Bände. So werde herausgearbeitet, dass Familien neun von zehn Unternehmen in Deutschland kontrollieren und 60 Prozent aller Arbeitnehmer beschäftigten.

Zudem hätten die 500 größten deutschen Familienunternehmen zwischen 2007 und 2016 ihren Mitarbeiterbestand um 27 Prozent erhöht, nicht familiengeführte DAX-Konzerne hingegen nur um vier Prozent. Mehr als die Hälfte des privaten deutschen Gesamtumsatzes werde von den Familienunternehmen erwirtschaftet, der Zuwachs im Jahresschnitt hätte im Untersuchungszeitraum bei 3,7 Prozent gelegen – gegenüber nur drei Prozent bei den DAX-Konzernen.

Auch bezüglich der Eigenkapitalquote seien die Familienunternehmen deutlich besser aufgestellt als die DAX-Konzerne – mit 44,3 gegenüber 25 Prozent. Steingart:

In den familiengeführten Firmen gilt das Leitbild des ehrbaren Hamburger Kaufmanns, nicht das der Finanzjongleure der Wall Street.“

Der starke Mittelstand sei Deutschlands größter Trumpf, deshalb müsse staatliche Ordnungspolitik den Wettbewerb schützen. Altmaiers Ambitionen bezüglich einer staatlichen Industriepolitik seien hingegen gefährlich.



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