30. Jahrestag der Leipziger Montagsdemos: Steinmeier fordert „neuen Solidarpakt der Wertschätzung“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Mut der Menschen in der damaligen DDR gewürdigt. "Der 9. Oktober war ein großer Tag in der deutschen Geschichte", sagte Steinmeier beim Festakt in Leipzig.
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Frank-Walter SteinmeierFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times9. Oktober 2019

30 Jahre nach der friedlichen Revolution hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Mut der Menschen in der damaligen DDR gewürdigt. „Der 9. Oktober war ein großer Tag in der deutschen Geschichte“, sagte Steinmeier am Mittwoch beim Festakt zum Wendejubiläum in Leipzig. Er erinnerte zugleich daran, dass die deutsche Einheit den Menschen viel abverlangt habe, vor allem den Ostdeutschen.

Sie haben Umbrüche gemeistert in einem Ausmaß, wie meine Generation im Westen sie nie kannte“, betonte der Bundespräsident.

Diese gewaltige Leistung sei „lange Zeit nicht ausreichend gewürdigt worden“. Viele verloren ihre Arbeit, Junge gingen in den Westen. „Dieser Aderlass hat tiefe Spuren hinterlassen.“ Die Auswirkungen der Wiedervereinigung wirkten zum Teil bis heute fort. Menschen fühlten sich abgehängt, es gebe eine Kluft zwischen Ost und West, zwischen Stadt und Land.

Steinmeier warnte vor einer weitere Spaltung der Gesellschaft. 30 Jahre nach der entscheidenden Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 sehe er ein starkes, aber „auch ein in Teilen verunsichertes Land“, sagte er. „Ich sehe ein Land, in dem sich Risse auftun.“ Diese Risse spiegelten sich nicht nur in Wahlergebnissen wider, sondern vor allem „in der Art und Weise, wie wir übereinander und wie wir über dieses Land reden“.

Der Bundespräsident forderte „einen neuen Solidarpakt der Wertschätzung“ in der Gesellschaft. Dazu gehöre, einander zuzuhören, zu respektieren und auch andere Standpunkte zu ertragen. „Wer andere abschreibt, ausgrenzt oder aufgibt, der hat im Grunde genommen auch die Demokratie schon abgeschrieben“, betonte Steinmeier.

In Leipzig stellten sich am 9. Oktober 1989 rund 70.000 Menschen mit den Rufen „Keine Gewalt“ und „Wir sind das Volk“ den Sicherheitskräften entgegen. Das waren so viele wie nie zuvor. Polizei und Armee griffen nicht ein. Daher gilt der 9. Oktober als entscheidender Tag des Wendeherbsts. Vier Wochen später fiel die Mauer, nachdem es auch in anderen Städten der DDR Massenproteste gegeben hatte.

An die friedliche Revolution wird in Leipzig mit weiteren Veranstaltungen erinnert. Am Nachmittag ist in der Nikolaikirche, die 1989 Ausgangspunkt der Montagsdemonstrationen war, das traditionelle Friedensgebet geplant. Zu einem Lichtfest werden am Abend tausende Menschen erwartet. Dabei wird auch die historische Demonstrationsstrecke auf dem Innenstadtring mit Licht gestaltet.

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(afp/er)



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