Stell dir vor, es ist Tag der deutschen Veteranen – aber keiner geht hin!

Am 1. Juni wurde der Veteranen der Bundeswehr gedacht, die seit 1990 ihr Leben ließen. Direkt vor dem Reichstag in Berlin, ohne Beteiligung durch Vertreter der Politik, mit einigen Journalisten und ein paar dutzend Teilnehmern. Und dies bei der Armee Europas, die an militärischer Bedeutung nach Großbritannien und Frankreich auf Platz drei steht.
Titelbild
In der "Henning-von-Treskow" Kaserne in Potsdam-Geltow wurde zur Erinnerung der 108 Toten Bundeswehrsoldaten seit 1990 ein "Wald der Erinnerung" eingerichtet.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times12. Juni 2018

Stell dir vor, es ist Tag der deutschen Veteranen – aber keiner geht hin! Das ist leider keine erschreckende Fiktion, das ist die Situation in Deutschland. Allein schon die Tatsache, dass es keinen offiziellen Tag der Veteranen in Deutschland gibt, darf  merkwürdig anmuten.

Wohl in kaum einer Nation wird den eigenen Veteranen so wenig Beachtung geschenkt, wie es in Deutschland der Fall ist. In vielen Ländern gibt es große Festtage zum Gedenken der Veteranen mit großen Umzügen und Beteiligung durch die Bevölkerung, die Medien und natürlich durch die Politik. Für Veteranen gibt es vielerlei Vergünstigungen und Ermäßigungen und eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Zudem existiert in vielen Ländern weltweit eine wache lebendige Veteranengemeinschaft innerhalb der Gesellschaft, berichtet die „Junge Freiheit“.

Keine Politiker und nur zwei Reporterteams sind anwesend

Anders in Deutschland, trotz bereits 108 Bundeswehrsoldaten, die ihr Leben in Auslandeinsätzen ließen, besteht wenig Interesse am Veteranentag 2018, der direkt vor dem Reichstag, dem Sitz des Bundestages in Berlin, begangen wurde. Kein eingeladener Politiker ist anwesend, nur ein Filmteam vom ZDF, das eine Dokumentation produziert und ein Zeitungsjournalist. Das war’s schon.

Selbst die Zahl an Veteranen, die sich vor dem Bundestag einfanden, um ihrer gefallenen Kameraden zu gedenken, ist überschaubar – es sind ein paar Dutzend. Es sind Männer und Frauen, die alle dieselben blauen T-Shirts tragen mit der Aufschrift „Vergissmeinnicht“. Die Stimmung ist gedrückt.

Viele Ex-Soldaten leiden unter psychischen Folgeerscheinungen

Unter ihnen befinden sich Soldaten, die noch immer mit den Folgen von Auslandseinsätzen kämpfen. Sie leiden zum Beispiel an posttraumatischen Belastungsstörungen oder psychosomatischen Folgeerscheinungen. So mancher war zwei, drei Mal im Einsatz, ob im Kosovo oder in Afghanistan.

Mit symbolischen Glockenschlägen, die Teil der Gedenkzeremonie sind, bei denen für jedes verlorene Soldatenleben seit 1990 eine blaue Blume in die aufgereihten Bundeswehrstiefel gesteckt wird.

Organisiert hat den Veteranentag 2018 der Bund Deutscher EinsatzVeteranen – ein Verein, wohlgemerkt, nicht der Staat selbst. Björn Schreiber, Mitglied im Vorstand des Vereins, merkt an, dass sich zwar in den vergangenen Jahren einiges verbessert hat, doch eine offizielle Definition des Veteranenbegriffs, geschweige denn einen offiziellen Gedenktag gibt es bis jetzt nicht.

Bund Deutscher EinsatzVeteranen setzt sich für aktive und auch inaktive Soldaten ein

Der Verein, gegründet 2010 durch einen ehemaligen Soldaten, setzt sich auf vielfältige Weise für aktive und nichtaktive Soldaten und deren angemessene Wahrnehmung im öffentlichen und gesellschaftlichen Raum ein.

In einem Interview stellt dann auch Afghanistan-Veteranin Jenni Bruns fest, wie wenig Anerkennung sie durch die Politik bisher fanden. Denn schließlich beschließt der Bundestag die Einsätze, an denen die Soldaten teilnehmen. Doch von Politikern sei das „Interesse Mangelware“, so die junge Frau. (er)

An dieser Stelle wird ein Video von Youtube angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um das Video anzusehen.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion