Steuerexpertin warnt: Vermögenssteuer wäre unangemessen teuer und ökonomisch unsinnig

Die von der SPD geforderte Wiederbelebung der Mitte der 1990er auf Eis gelegten Vermögenssteuer wäre nicht nur verfassungsmäßig bedenklich, sondern würde auch einen unvertretbaren Aufwand verursachen, erklärt die Wuppertaler Finanzwissenschaftlerin Claudia Neugebauer im „Business Insider“.
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Am südlichen Ende der Regensburger Altstadt befindet sich das fürstliche Schloss Thurn und Taxis.Foto: iStock
Von 28. August 2019

In einem Gespräch mit „Business Insider“ zweifelt die Finanzwissenschaftlerin Claudia Neugebauer von der Universität Wuppertal an der Verfassungsmäßigkeit einer Vermögenssteuer – und an deren Sinnhaftigkeit. Dies, so die Professorin, gelte auch für solche Konzepte, die nur „Superreiche“ mit einer Steuer dieser Art belegen wollten.

Neugebauer erinnerte daran, dass aktuell eine Vermögenssteuer in Deutschland existiere. Diese sei aber ausgesetzt worden, weil das Bundesverfassungsgericht sie für verfassungswidrig erklärt habe. Sie wiederbeleben zu wollen, würde enormen Aufwand, hohe Kosten, aber keine Sicherheit dahingehend nach sich ziehen, dass diesen auch ein entsprechender Nutzen gegenüberstünde.

Vor allem die Verwaltungskosten wären enorm, da Jahr für Jahr erst einmal Kriterien für die Bewertung geschaffen werden müssten – und danach Vermögenswerte von Immobilien über Häuser bis hin zu Wertpapieren bewertet werden müsste. Dabei könne man nicht jeden Vermögenswert nach einem einheitlichen Schema bewerten: „Es gibt auch viele Vermögen, die keine Einkünfte abwerfen — etwa die Schlösser der Familie Thurn und Taxis.“

Jahr für Jahr wäre neue Bewertung nötig

Eine jährliche Bewertung sei unumgänglich, weil Vermögenswerte stetigen Wertschwankungen unterliegen. Wenn die SPD nun davon ausgehe, dass ihr Konzept dem Bund gerade mal neun Milliarden Euro pro Jahr einbringe, spreche man von einem Steuerplus von 1,3 Prozent (gemessen an den Einnahmen des Jahres 2018) – bei deutlich höherem Aufwand.

Neugebauer bestreitet zudem die Notwendigkeit einer solchen Steuer. „Bei einem Haushaltsüberschuss von mehr als 45 Milliarden Euro wäre es eher an der Zeit, die Bürger zu entlasten – egal, ob arm oder reich“, gibt die Expertin zu bedenken. Zudem weist sie darauf hin, dass Geld aus einem Vermögen üblicherweise bereits einmal versteuert worden sei:

Spitzenverdiener zahlen ohnehin schon einen Steuersatz von 45 Prozent und bald auch den Solidaritätsbeitrag allein.“

Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten sei es auch unangemessen, Vermögen anzugreifen, das in deutschen Unternehmen stecke. „Gerade in Familienunternehmen gibt es ein anderes Bewusstsein. In der Wirtschaftskrise haben viele Familienunternehmen ihre Kapitalreserven eingesetzt“, macht die Finanzwissenschaftlerin deutlich. Für schlechte Zeiten und für nötige Investitionen seien solche Reserven unverzichtbar.



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