„Lockdown-Light“ in zwei NRW-Landkreisen: Laschet warnt vor Stigmatisierung von Urlaubern aus beiden Kreisen

Erstmals in Deutschland ist nach den bundesweiten Einschränkungen in der Corona-Krise ein regionaler "Lockdown light" in Kraft getreten. In zwei Kreisen in NRW gelten nun wieder Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Zehntausende Menschen sind betroffen.
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«Ich glaube trotzdem, dass man noch einmal über ein paar weitere Maßnahmen nachdenken muss»: Armin Laschet, NRW-Ministerpräsident.Foto: Federico Gambarini/dpa/dpa
Epoch Times24. Juni 2020

Nach dem massiven Corona-Ausbruch in einem Fleischbetrieb von Tönnies ist das öffentliche Leben in zwei Landkreisen von Nordrhein-Westfalen wieder eingeschränkt.

Um Mitternacht traten im Landkreis Gütersloh und im Nachbarkreis Warendorf erneut strenge Auflagen in Kraft. Betroffen sind insgesamt rund 640.000 Einwohner. Das Tönnies-Werk Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh gilt als Ausgangspunkt des Ausbruchs, auch im Raum Warendorf wohnen viele Tönnies-Mitarbeiter.

Im öffentlichen Raum dürfen nun nur noch zwei Menschen oder Menschen aus einem Familien- oder Haushaltsverbund zusammentreffen, wie die Landesregierung mitgeteilt hatte. Zudem sollen eine Reihe von Freizeitaktivitäten unterbleiben. So müssen den Angaben zufolge zum Beispiel Museen, Kinos, Fitnessstudios, Hallenschwimmbäder und Bars geschlossen vorübergehend werden. Die Vorschriften für die neuen Einschränkungen gelten zunächst für eine Woche bis zum 30. Juni.

Landrat bezeichnet Verschärfung der Corona-Maßnahmen als „Lockdown soft oder Lockdown light“

Vertreter beider Kreise sprachen von einem „Lockdown light“, da Geschäfte und Restaurants weiter geöffnet bleiben dürfen. Er nenne die Maßnahmen „Lockdown soft oder Lockdown light“, sagte Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU). „Wenn man das vergleicht mit dem, was wir im März hatten, ist das was, mit dem man sich arrangieren kann. Längst nicht so hart und nur auf eine Woche begrenzt“.

Im Zusammenhang mit dem Corona-Ausbruch bei Tönnies kündigte Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein an, Bürger aus Corona-Risikogebieten nur noch unter strengen Auflagen einreisen zu lassen. In Schleswig-Holstein sollen sie sich künftig nach der Einreise zwei Wochen in Quarantäne begeben. Auf der Insel Usedom waren Urlauber aus dem Kreis Gütersloh schon am Montag aufgefordert worden, Mecklenburg-Vorpommern wieder zu verlassen. In einer Telefonkonferenz wollen die Gesundheitsminister der Länder an diesem Mittwoch über eine einheitliche Linie im Umgang mit Reisenden beraten.

Laschet: Urlauber aus dem Kreis Gütersloh nicht stigmatisieren

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) warnte davor, Urlauber aus dem Kreis Gütersloh zu stigmatisieren. „Die Botschaft an alle, die jetzt auf Gütersloh schauen: Es sind außerhalb der Beschäftigten in der Fleischindustrie so gut wie keine Fälle bisher bekannt“, sagte er in der ARD.

Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU) verteidigte die Beschränkungen für Urlauber aus Corona-Risikogebieten dagegen als unbedingt notwendige Sicherheitsmaßnahme für alle Beteiligten. „Wir möchten nicht, dass der Urlaub in Bayern für viele Leute unsicher wird“, sagte er in der ARD und im Bayerischen Fernsehen.

In Bayern dürfen Beherbergungsbetriebe künftig keine Menschen mehr aufnehmen, die aus einem Landkreis einreisen, in dem die Zahl der Neuinfektionen in den zurückliegenden sieben Tagen bei mehr als 50 pro 100.000 Einwohner liegt. Ausnahmen soll es nur für jene geben, die einen aktuellen negativen Corona-Test vorweisen könnten. Im Kreis Gütersloh war die sogenannte 7-Tages-Inzidenz zuletzt auf einen Wert von weit über 200 gestiegen.

Große Corona-Test-Aktionen in Gütersloh und Warendorf

Mit Inkrafttreten der strengen Regeln werden in den Landkreisen Gütersloh und Warendorf die Corona-Tests deutlich ausgeweitet. Laut Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sollen Bewohner und Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen, Mitarbeiter der Krankenhäuser, Beschäftigte im Lebensmitteleinzelhandel und Kioskpersonal durchgetestet werden. Das gilt auch für die Beschäftigten von Unternehmen und Subunternehmen, die zentrale Gemeinschaftsunterkünfte betreiben oder viele Werkvertragsarbeitnehmer beschäftigen.

Alle Bürger der beiden Kreise sollen die Möglichkeit erhalten, sich kostenlos testen zu lassen. Mehr als 1.500 Tönnies-Beschäftige sind nach bisherigen Angaben des Kreises Gütersloh nachweislich infiziert. Rund 7.000 Mitarbeiter wurden schon vor den Tests unter Quarantäne gestellt. Zudem wurden im Kreis Gütersloh schon vor Tagen alle Schulen und Kitas vorsorglich geschlossen.

Bulgarische Tönnies-Mitarbeiter im Heimatland unter Quarantäne

In Bulgarien wurden inzwischen drei heimgekehrte Tönnies-Mitarbeiter unter Quarantäne gestellt. Sie seien in Deutschland auf das Coronavirus getestet worden, wüssten aber nicht, wie die Tests ausgefallen seien, sagte der Bürgermeister des südwestbulgarischen Beliza, Radoslaw Rewanski, dem Fernsehsender bTV. Sie sollen nun an diesem Mittwoch erneut getestet werden. (dpa/er)



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