Längere Weihnachtsferien: Vorschlag der Union stößt auf Widerspruch – „Grotesk“, „Unsinn“, „überflüssig“

Debatten über die Länge und den Zeitpunkt von Schulferien sind immer ein Aufreger. Das war in der Vergangenheit schon oft beim Thema Sommerferien der Fall. Wegen Corona gibt es nun die Idee, die Winterferien zu verlängern. Die kommt aber nicht gut an.
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Abgeordnete der Union schlagen die Verlängerung der Weihnachtsferien und die Verkürzung der Sommerferien vor.Foto: John Moore/Getty Images
Epoch Times13. Oktober 2020

Die Forderung von Unionsabgeordneten nach einer Verlängerung der Weihnachtsferien wegen der Corona-Pandemie stößt auf Widerspruch: Der Vorschlag sei „grotesk und kommt zur Unzeit“, sagte die stellvertretende FDP-Chefin Katja Suding am Dienstag (13. Oktober) der Nachrichtenagentur AFP. Für derartige Überlegungen gebe es keine Grundlage:

Schulen sind keine Hotspots, das haben die letzten Monate eindeutig gezeigt.“

Auf keinen Fall dürften die Schulen erneut flächendeckend schließen. Nach den langen Schulschließungen im Frühling seien „Eltern und Familienangehörige erschöpft“, sagte die Bildungsexpertin.

Den Lehrkräften sei es „nicht zuzumuten, zu Ostern und im Sommer faktisch durchgehend zu unterrichten“. Suding bezog sich damit auf den Vorschlag, andere Ferien wie etwa die Sommerferien zu verkürzen.

Suding forderte, dass der Staat eine „Bildungs- und Betreuungsgarantie“ abgibt. „Mit regelmäßigem Lüften, leistungsfähigen Raumlüftern, kleineren Klassengrößen und digitalem Unterricht von zu Hause für ältere Schulkinder muss der Unterricht aufrecht erhalten werden.“

Unionsfraktionschef Frei: „Durch eine Verlängerung der Weihnachtsferien würden wir viel Unruhe stiften“

Der stellvertretende Unionsfraktionschef Thorsten Frei, sagte am Dienstag bei RTL/ntv: „Angesichts der Verbreitungswege, die derzeit dominieren, befürchte ich, dass wir durch eine Verlängerung der Weihnachtsferien viel Unruhe stiften, aber letztlich keinen durchgreifenden Erfolg erringen.“

Er verwies auch auf die Zeitplanung der Eltern, die ihren beruflichen Verpflichtungen nachkommen müssten. Entscheidend für eine Eindämmung der Pandemie sei vielmehr, dass alle die Abstands- und Hygieneregeln ernstnähmen. Er habe manchmal den Eindruck, dass selbst junge Schüler damit viel disziplinierter umgingen, als junge Erwachsene, die in den Innenstädten feierten, als gäbe es kein Virus.

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Öffentliche Schulferiendebatten helfen jetzt niemandem und sind überflüssig wie ein Kropf“. Gemeinsames Ziel von Bund und Ländern, Kindern, Jugendlichen, Familien sowie der Wirtschaft sei es, die Schulen für möglichst viele Schüler offenzuhalten. Dies sollte im Regelbetrieb geschehen und falls notwendig, regional oder punktuell im Wechselbetrieb mit Präsenz- und Online-Unterricht.

Baden-Württembergs Kultusministerin sieht Ferienverlagerung skeptisch

Die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) steht dem Vorschlag einer coronabedingten Verlängerung der Weihnachtsferien skeptisch gegenüber. „Auch Ende Januar ist der Winter ja noch nicht vorbei, deshalb ist das ein wenig zu kurz gedacht“, erklärte Eisenmann am Dienstag in Stuttgart.

Mit einer solchen Maßnahme würden wir außerdem eine ganze Reihe von neuen Probleme auslösen und die Schulen vor zusätzliche schulorganisatorische Herausforderungen stellen, indem wir zahlreiche Planungen wie Lern- und Prüfungszeiträume durcheinander brächten“, erklärte Eisenmann.

Sie wolle den Schulen aber „jetzt nicht noch zusätzliche Probleme aufhalsen“. Die Schulleitungen seien „ohnehin schon sehr belastet durch die Coronakrise“.

Der stellvertretende FDP-Fraktionschef im Bundestag, Christian Dürr, bezeichnete den Vorschlag als Unsinn. Dürr sagte der Deutschen Presse-Agentur:

Eine kurzfristige Verlängerung der Winterferien würde die Planung von Millionen Familien kaputtmachen. In diesem Jahr gab es genug Schulausfall. Die Kinder müssen die Inhalte nachholen und das dürfen wir nicht immer weiter nach hinten verschieben.“

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery sagte zur Idee der Ferienverlängerung im Deutschlandfunk: „So ein Quatsch“. Damit verunsichere man nur Schüler, Eltern und Lehrer.

Der Vorschlag kam aus der Union

Bundestagsabgeordnete der Union hatten zuvor eine deutliche Verlängerung der Weihnachtsferien und eine Verkürzung der Sommerferien vorgeschlagen. Der CDU-Abgeordnete Christoph Ploß, der auch Landesvorsitzender seiner Partei in Hamburg ist, sagte der „Bild“-Zeitung, um Schülerinnen und Schüler besser zu schützen, solle über eine Verlängerung der Weihnachtsferien „um zwei bis drei Wochen“ nachgedacht werden. Die Ferien im Sommer könnten dann entsprechend gekürzt werden.

Der CSU-Abgeordnete Stephan Pilsinger regte sogar bis zu vier Wochen längere Weihnachtsferien mit entsprechender Kürzung über Ostern und im Sommer an. „Das Wohl der Schüler und Lehrer muss im Vordergrund stehen“, betonte er gegenüber der „Bild-Zeitung.

Eine Sprecherin der Präsidentin der Kultusministerkonferenz und rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD), sagte auf Anfrage, dass sich die Kultusministerkonferenz am Freitag ausführlich mit der Corona-Pandemie befassen werde. Gegenstand der Beratungen werde dann auch das Thema Winterferien sein. (afp/sza)



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