LIVESTREAM Chemnitz: Unruhe in der Stadt am Abend

Schweigemarsch, Kundgebung und Gegendemonstration - die Chemnitzer am 1. September.
Titelbild
Schweigemarsch für Daniel Hillig, der am 26. August 2018 in Chemnitz umgebracht wurde.Foto: Jens Schlueter/Getty Images
Epoch Times1. September 2018

In Chemnitz fanden am 1. September mehrere Kundgebungen statt. Rund 70 Vereine, Organisationen und Parteien hatte zu Demonstrationen unter dem Motto „Herz statt Hetze“ aufgerufen. Zu 17 Uhr war eine Demonstration der AfD als Schweigemarsch angemeldet und eine Kundgebung von Pegida. Diese vereinigten sich später. Antifa blockierte diese Kundgebung am „Nischl“, es kam zu Provokationen und Angriffen.

Der MDR berichtete von 4.500 Teilnehmern, ein Sprecher der Stadt Chemnitz sprach von rund 3.500 Menschen. Ordner des „Schweigemarsches“ nannten Teilnehmerzahlen von 10.000 bis 13.000 Personen, die Polizei schätzte auf rund 6000 Teilnehmer bei der AfD (17 Uhr) und 2.500 bei „Herz statt Hetze“. Erwartet wurden von der Polizei Menschen im „unteren fünfstelligen“ Bereich.

Neuer LIVESTREAM von Ruptly

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20:26 Uhr: Alle großen Versammlungen für heute beendet

Die Versammlung „Frieden wahren – Demokratie verteidigen“ am Johannisplatz ist jetzt beendet. Damit sind alle großen Versammlungen des heutigen Tages in zu Ende.

20:23 Uhr meldet die Polizei einzelne Scharmützel

Aktuell gibt es zwischen Kleingruppen von Störern beider politischen Lager Angriffe im Bereich Carolastraße in Bahnhofsnähe. Kräfte der Bundespolizei sind dort im Einsatz. Wir positionieren unsere Wasserwerfer neu.

LIVESTREAM von Oliver Flesch und Team

19:50 Uhr: Die Lage ist ruhig

Die Lage ist wieder ruhig, viele Menschen sind bereits gegangen. Die Polizei ist vor Ort und trennt die Gruppen.

1952 Demo bekommt Polizeigeleit zum Bahnhof. Wer nicht in den ersten Zug passt, soll auf den nächsten warten. Polizei will Bahnhof bewachen.

Mit AfD oder Pegida hat das nichts mehr zu tun. Polizei versucht die Demonstranten langsam vom Karl-Marx-Monument wegzuschicken.

19:35 Uhr: Aufforderung zum Verlassen des Geländes

Auf Seiten der AfD haben sich viele Menschen zurück gezogen. Die Polizei fordert die Restlichen auf, ebenfalls zu gehen. Der Schweigemarsch wird durch Polizei-Autos abgeblockt. Die Leute sind sauer, da sie ihre angemeldete Demonstrationsstrecke nicht bis zum Zielpunkt laufen konnten.

Auf der Seite der linken Blockade fahren Wasserwerfer.

Stimmung aufgeheizt. Polizei fährt Wasserwerfer in Position. Tausende rufen „Widerstand“, „Wo wart ihr Silvester“ und „Lügenpresse“.

19:20 Uhr: Polizei will, dass AfD Demonstrationszug beendet

Die Versammlungszeit der Demonstration AfD ist bereits überschritten, eine Umgehung der Bahnhofstraße/Zschopauer Straße ist aus gefahrenabwehrrechtlichen Gründen nicht möglich. Der Versammlungsleiter wurde angesprochen, seine Demo zu beenden.

Es kommt zu Rufen wie „Schämt euch“, „Wir sind das Volk“ und „Haut ab“ in der Demonstration.

Erster LIVESTREAM von Ruply

19:15 Uhr: Linke wollten durchbrechen – Polizei ist massiv vor Ort – Steinewerfer – Wasserwerfer aufgefahren

Der Demonstrationszug des „Schweigemarsches“ wurde blockiert, anscheinend muss dieser umdrehen.

Wir gehen zur Gegenkundgebung zurück, falls Nazis durchbrechen! Nicht dass die Faschos wieder die Demo angreifen.

Schweigemarsch muss umkehren – Blockade wird wohl nicht geräumt, Demonstranten sind sauer Chemnitz-Demo LIVE | Janich, Ares, Stürzi, Thiesen, Chris II & Flesch via

Gegen 19 Uhr: Antifa blockiert am „Nischl“

2. Blockade am Karl-Marx-Kopf steht. 400 Antifas stellen sich dem Nazi-Pack in den Weg. Nazis kommen nicht weiter!

Linke werden mit aggressiver Musik aufgestachelt. Die Linken wollen die Eskalation. Der Zug steht noch immer. Die Polizei ist nicht in der Lage das Demostrationsrecht durchzusetzen.

Hektik auf allem Seiten. Pro Chemnitz blockiert, einzelne Gruppen autonom unterwegs. Polizei wirkt unkoordiniert.

Zum Beginn des Schweigemarsches gegen 18:05 Uhr:

Viele Menschen sind aus anderen Städten angereist, darunter auch Vertreter aus Kandel, Köln und Berlin. Ein Schwarzer Block Antifa blockiert teilweise die Strecke der Hauptdemonstration, die Polizei verzögerte den Beginn des Schweigemarsches. Ursprünglich sollte der Marsch um 17 Uhr losgehen.

Um 17 Uhr sollte die Kundgebung beginnen, nach 18:45 Uhr blockiert die Antifa erneut die Fortführung des Marsches. Der Marsch der AfD wurde gegen 19 Uhr beendet.

Foto: John MACDOUGALL / AFP

An der Spitze des Schweigemarsches am 1. September. Foto: Screenshot/https://www.youtube.com/watch?v=fQ7KsqMgGuw

Die Teilnehmer der AfD Versammlung hält sich an die Auflagen der Polizei, es sind keine Vermummungen erlaubt und auch keine anderen Transparente außer der Deutschlandfahne zu sehen.

Gleichzeitig läuft die Polizei zu einigen Provokationen des Schwarzen Blockes in eine Nebenstraße, wie im Ruptly-Livestream gegen 18:05 Uhr zu sehen war. Später wurde von einigen Verletzten berichtet.

Provokationen in Chemnitz. Foto: Screenshot/https://www.youtube.com/watch?v=fQ7KsqMgGuw

Gegen 18:25 Uhr mussten die Einsatzkräfte Störer von der Hauptdemonstration fernhalten, Gegendemonstranten provozieren.

Einige Störer versuchen auf die Aufzugsstrecke zu gelangen. Unsere Einsatzkräfte werden teilweise gezwungen, unmittelbaren Zwang einzusetzen! Noch mal unser Aufruf, bitte bleibt gewaltfrei! Für Nebenstehende, distanziert Euch von diesen Störern!

Einige Bilder vom Schweigemarsch

An der Spitze des Schweigemarsches am 1. September 2018 in Chemnitz. Foto: Sreenshot/https://www.youtube.com/watch?v=fQ7KsqMgGuw

Gegen 18 Uhr waren schätzungsweise etwa 6.000 Menschen beim „Schweigemarsch“, an der Demo unter dem Motto „Herz statt Hetze“ gegen Fremdenfeindlichkeit nahmen zu diesem Zeitpunkt nach Angaben der Stadt rund 2.500 Menschen teil.

Schon am Nachmittag waren die Züge aus Leipzig überfüllt und konnten nicht mehr alle Passagiere mitnehmen.

10.000 Menschen und mehr erwartet

An diesem Samstag werden Tausende Menschen zu Demonstrationen erwartet. Die Polizei geht von einer Teilnehmerzahl im unteren fünfstelligen Bereich aus.

Auf einem Parkplatz bei der Johanniskirche versammelten sich Teilnehmer einer Kundgebung des Bündnisses Chemnitz Nazifrei. Rund 70 Vereine, Organisationen und Parteien hatte zu Demonstrationen unter dem Motto „Herz statt Hetze“ aufgerufen.

Zuvor waren zum Auftakt einer Reihe von Kundgebungen rund 50 Menschen für ein friedliches Miteinander durch Chemnitz gezogen.

Demonstranten bei „Herz statt Hetze“. Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images

Die Lage in der Stadt war nach Angaben der Polizei „ruhig und friedlich“. Mehrere Bundes- und Landespolitiker nahmen an der Großdemo gegen Fremdenfeindlichkeit teil.

Sie sehe mit „großer Sorge“, dass Rechtsradikale Stadt und Land in Geiselhaft nehmen wollten, sagte SPD-Vizechefin Schwesig. Deshalb müsse gegen „Hass, Hetze und Gewalt“ demonstriert werden.

Ein Teilnehmer von Pro Chemnitz. Foto: Jens Schlueter/Getty Images

Die Grünen-Vorsitzende Baerbock mahnte, ein „Angriff au Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“ erfordere ein „Aufstehen der ganzen Gesellschaft“. Rechtsextreme seien aber nicht nur ein Problem in Chemnitz, sondern in ganz Deutschland.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) rief auf Twitter dazu auf, „entschlossen für die Demokratie einzutreten“. Er verwies auf das Motto der Demonstration „Herz statt Hetze“.

Dietmar Bartsch (Linke) in Chemnitz. Foto: Sean Gallup/Getty Images

Die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) forderte, Hetzern „unsere Stärke und unsere demokratische Grundüberzeugung mit aller Kraft“ entgegenzusetzen.

Die Stadt sei von den Ereignissen der vergangenen Tage „aufgewühlt“ und in einen Ausnahmezustand versetzt worden. Dass Chemnitz weder „grau noch braun“ sei, müsse jetzt in „Wort und Tat“ gezeigt werden.

Cem Ozdemir (R) am 1. September 2018 in Chemnitz. Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images

Ein Bündnis von Bürgern, Unternehmen und Wissenschaftlern aus Chemnitz hatte die Bewohner der Stadt unter dem Motto „Chemnitz ist weder grau noch braun“ zu mehr Engagement für ein friedliches Miteinander aufgerufen.

In mehreren Tageszeitungen erschienen großformatige Anzeigen mit dem Aufruf. Zu den Unterzeichnern gehören zahlreiche in Chemnitz ansässige Firmen.

Bei „Herz Statt Hetze“, 1. September 2018. Foto: Sean Gallup/Getty Images

Chemnitz habe „seine guten Seiten und seine Probleme“, heißt es in dem Aufruf. Die Stadt könne aber nicht mit „Hass, Gewalt, Intoleranz und vor allem Wegschauen“ leben.

In den vergangenen Jahren sei aus einer grauen Stadt ein buntes, lebenswertes Chemnitz geworden. „Wir müssen und wollen uns wieder einschalten, damit aus bunt nicht braun wird.“ Vor allem wolle das Bündnis zeigen, das die Mehrheit in der Stadt „demokratisch und offen denkt“. Diese Verantwortung müsse jeder übernehmen.

Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig sprach bei „Herz Statt Hetze“ am 1. September in Chemnitz. Foto: Sean Gallup/Getty Images

Tatverdächtige und Hintergründe

Nach einer tödlichen Messerattacke auf einen 35-jährigen Deutschen war es in Chemnitz bereits an mehreren Tagen zu Ausschreitungen gekommen.

Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) warnte angesichts der jüngsten Ereignisse und Aufrufe zur Selbstjustiz vor einer sich verschärfenden Missachtung des Rechtsstaates in Deutschland. „Für die Errungenschaften unseres Rechtsstaates, gerade vor dem Hintergrund unserer Geschichte, dafür müssen wir alle einstehen“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Mit Blick auf die Ereignisse in Chemnitz mahnte sie die sächsischen Behörden, dass es Konsequenzen für alle Täter geben müsse.

Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping (SPD) hält Ausschreitungen wie in Chemnitz auch in anderen Städten für möglich. „Ich warne davor, dass man glaubt, das könnte nur in Chemnitz passieren“, sagte sie.

Über einen Iraker, der an der Tötung beteiligt gewesen sein soll, gibt es neue Informationen. Eine Untersuchung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg habe ergeben, dass zwei der von dem Mann vorgelegten Personaldokumente „Totalfälschungen“ seien, berichtete der „Spiegel“.

Wegen der Sicherung der Demonstrationen in Chemnitz sorgte die sächsische Polizei für die Verlegung des Zweitliga-Spiel zwischen Dynamo Dresden und dem Hamburger SV. Um die Herausforderungen stemmen zu können, bat sie um eine Verlegung der Begegnung am Samstag in Dresden. Beide Clubs sagten daraufhin das Spiel ab.

Als Tatverdächtige sitzen der Iraker und ein 23 Jahre alter Syrer in Untersuchungshaft. Laut Verwaltungsgericht Chemnitz hätte der Iraker im Mai 2016 nach Bulgarien abgeschoben werden können. Dies sei aber nicht vollzogen worden, weshalb die Überstellungsfrist von sechs Monaten abgelaufen war.

Die tödliche Messerattacke war Anlass für Demonstrationen am Sonntag und Montag. (afp/dpa/so/ks)



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