Thüringen: Coronavirus in Flüchtlingsunterkunft – 533 Migranten in Quarantäne – Polizei sichert Gelände

In der Thüringer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge und Migranten in Suhl gibt es einen Coronavirus-Fall. Daher stehen mehr als 500 Bewohner der Unterkunft unter Quarantäne. Die Lage ist angespannt.
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Flüchtlinge gehen über das Gelände der Erstaufnahmestelle in Suhl (Thüringen). Archivbild.Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Epoch Times16. März 2020

In der Erstaufnahmeeinrichtung für Migranten und Flüchtlinge in Suhl (Thüringen) fiel am Freitag ein Test auf Covid-19 bei einem Bewohner positiv aus. Daraufhin ist in der Nacht zu Samstag für die gesamte Flüchtlingsunterkunft eine mindestens zweiwöchige Quarantäne verhängt worden. Das betrifft neben den 533 Bewohnern der Erstaufnahmeeinrichtung auch das Betreuungspersonal, das Wachschutzpersonal und das Küchenpersonal, berichtet „inSüdthüringen.de“.

Um ein gewaltsames Verlassen zu verhindern, sichern bis zu 50 Polizeikräften das Gelände seit Samstagvormittag rund um die Uhr ab. Am Wochenende mussten bereits mehrere Bewohner am Verlassen der Einrichtung durch Übersteigen des Zauns gehindert werden. Bis jetzt ging dies ohne Gewaltanwendung, so Wolfgang Nicolai, Leiter der Landespolizeiinspektion Suhl zu „inSüdthüringen.de“. Allerdings kam es zu vereinzelten Flaschenwürfen auf die Polizeibeamten.

Wir wissen, dass es nicht einfach sein wird, die Quarantäne gegenüber einigen Bewohnern durchzusetzen. Aber wir werden alle Maßnahmen ergreifen, um ein Verlassen des Geländes durch Bewohner zu verhindern, notfalls auch mit noch mehr Polizeikräften. Die Zusage vom Land dafür liegt vor“, so der Polizeileiter zu „inSüdthüringen.de“ weiter.

Nachts leuchtet man den Bereich um den Zaun zur Unterkunft aus, um das Gelände besser überwachen zu können. In der Einrichtung selbst sei die Lage ruhig, aber angespannt. Man stellt sich darauf ein, dass sich die Situation möglicherweise ändert, so Nicolai. Wegen der Ausgangssperre soll es bereits einen Aufruf zum Hungerstreik gegeben haben. Daraufhin hätten Bewohner der Unterkunft versucht, andere Bewohner am Gang zum Speisesaal zu hindern.

Der Infizierte, so berichtet „inSüdthüringen.de“ sei wahrscheinlich ein Afghane, der über Schweden und Hamburg nach Deutschland eingereist sein soll und erst am Freitagmorgen (13.3.) in der Unterkunft ankam.

Bewohner: „Wir wollen Schutzmasken, bekommen aber keine“

Ein Bewohner machte gegenüber „inSüdthüringen.de“ deutlich, dass die Angst vor allem bei Familien mit Kindern groß sei. Man wolle Schutzmasken, bekomme aber keine. Und man wolle eine ärztliche Untersuchung mit einem Test, um Klarheit zu bekommen, damit die gesunden Leute wieder normal rausgehen könnten.

Den Infizierten brachte man nicht ins Krankenhaus, da er keine allzu starken Symptome aufwies. Auf dem Gelände der Unterkunft errichtete man eine abgeschirmte Quarantänestation für maximal bis zu 600 Personen. Dort seien neben dem Infizierten vier weitere Bewohner untergebracht – zwei vorsorglich und zwei mit Grippesymptomen.

Die Belieferung der Unterkunft mit Nahrungsmitteln übernehmen aktuell Mitarbeiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz. Mit einem Lkw des Suhler Katastrophenschutzes brachten sie kürzlich Genussmittel wie Tabakwaren, Schokolade und Süßigkeiten in die Erstaufnahmeeinrichtung. Sie verteilten die Genussmittel an die Kinder und unter den restlichen Bewohnern.

Man bemüht sich jetzt, ausreichend Schutzmasken zu bekommen, um den Bewohnern wenigstens einen Mindestschutz bieten zu können, erklärt der Präsident des Landesverwaltungsamts, Frank Roßner, gegenüber „inSüdthüringen.de“.

Thüringen hat sich bis auf Weiteres von der Flüchtlingsverteilung des Bundes abgemeldet. In der Erstaufnahmeeinrichtung bestehe – wie bereits wegen Windpocken-Fällen bis Anfang März – wieder ein Aufnahme- und Transferstopp.

Das Landesverwaltungsamt prüft derzeit, ob die Situation in der Unterkunft durch eine Verlegung von Bewohnern in andere Einrichtungen des Landes entzerrt werden kann. (er)



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