„Trust Barometer“: Fast zwei Drittel der Deutschen stellen das bestehende System infrage

„Die Menschen ahnen eine schlechte Zukunft voraus, sie sind nervös“, sagt Richard Edelman zu seinem "Trust Barometer". Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass fast zwei Drittel der Deutschen das bestehende System infrage stellen. Autoritäten werden skeptisch betrachtet, lediglich die Wirtschaft gilt als etwas kompetent
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Ein Lieferroboter im Einsatz.Foto: Rolf Vennenbernd/Illustration/dpa
Epoch Times26. Januar 2020

Fast drei Viertel (73 Prozent) der Menschen in Deutschland haben einer aktuellen Umfrage zufolge Angst vor einem Verlust ihres Arbeitsplatzes. Nur etwa jeder Vierte (23 Prozent) erwartet, dass es ihm in den kommenden fünf Jahren ökonomisch besser gehen wird. Mehr als die Hälfte stellt den Kapitalismus (55 Prozent) und das bestehende System infrage (61 Prozent). Über diese Aspekte hatte zuerst die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet.

Im Zentrum steht für viele der technologische Wandel, wie die Beratungsagentur Edelman in ihrem aktuellen „Trust Barometer“ ausgewertet hat. Der Bericht soll an diesem Montag in Berlin vorgestellt werden, hier der Link zum Report 2020.

„Die Menschen ahnen eine schlechte Zukunft voraus, sie sind nervös“, sagte Agenturchef Richard Edelman der dpa am Rande der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos. Befürchtet werde, dass mit der zunehmenden Automatisierung Arbeitsplätze wegfielen. So sei zum Beispiel unklar, was die Entwicklung autonomer Fahrzeuge für Lastwagenfahrer bedeute.

Aus der Furcht um den Arbeitsplatz entstehe auch Angst, weniger Geld zu verdienen oder die soziale Anerkennung zu verlieren, sagte Edelman.

Autoritäten werden skeptisch betrachtet – Wirtschaft gilt als etwas kompetent

Der Studie zufolge findet die Hälfte der Menschen hierzulande, der technologische Wandel schreite mit zu hoher Geschwindigkeit voran. Wirtschaft und Regierung müssten Hand in Hand arbeiten, um das Vertrauen der Menschen wiederzugewinnen, sagte Edelman. Wichtig seien etwa faire Löhne sowie Möglichkeiten bei der Mitarbeiterschulung. Als Möglichkeiten nannte Edelman steuerliche Anreize für Unternehmen, zum Beispiel bei der Aus- und Weiterbildung oder bei Angeboten eines Fernstudiums für die Mitarbeiter.

Institutionen werden der Umfrage zufolge in Deutschland sehr skeptisch gesehen. Dazu fragte die Agentur, ob Unternehmen, Regierung, Medien und Nichtregierungsorganisationen (NGO) kompetent und ethisch seien. Denn dies sei die beiden Hauptkriterien, die für die Entstehung von Vertrauen entscheidend sind. Resultat: Keine Institution wird als kompetent und ethisch empfunden. Nur die Wirtschaft gilt als etwas kompetent, nur NGO als leicht ethisch korrekt.

„Die Ergebnisse zeichnen ein deutliches Bild: Unternehmen müssen besser werden“, betonte Edelman-Deutschland-Chefin Christiane Schulz. Dabei gehe es nicht um Wertschöpfung oder Wertsteigerung, sondern um ethisches Verhalten – „also in Aspekten wie Fairness, Glaubwürdigkeit und ihrem Einsatz für die Zukunft unserer Gesellschaft“.

Richard Edelman fasste zusammen: „Es gibt eine Ablehnung von Autoritäten, von Fachwissen. Das ist äußert problematisch.“ Eine Möglichkeit sei es, Influencer einzubinden, in Gesundheitsfragen etwa solche, die in sozialen Medien wissenschaftliche Fragen erklären. „Ihnen wird mehr vertraut als dem Gesundheitsministerium.“

Dieses Vertrauen beträfe aber auch Nichtregierungsorganisationen: „Klassische NGO wie der WWF werden von jungen Aktivisten aufgemischt“, sagte Edelman. Die Aktivisten könnten junge Leute besser mitnehmen, sie teilten und diskutierten öffentlich. „Greta Thunberg nutzt die sozialen Medien äußerst professionell. Sie ist ein Vorbild für junge Leute“, sagte er.

Das „Edelman Trust Barometer“ ist eine jährliche Studie zu Vertrauen in Regierungen, NGO, Wirtschaft und Medien. (dpa)



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