Woelki hält trotz Missbrauchsskandal an Amt fest – Stiels: „Kardinal schätzt Lage nicht mehr realistisch ein“

Die Gesandten des Papstes sind am Montag in Köln angekommen. Unterdessen wird kritisiert, dass Woelki weiter im Amt bleiben will. Das zeige, "dass der Kardinal die Lage nicht mehr realistisch einschätzt", sagte der Vorsitzende des Kölner Katholikenausschusses.
Titelbild
Die Apostolischen Visitatoren Anders Arborelius (l) und Hans van den Hende stehen vor dem Maternushaus. Sie sollen als Bevollmächtigte von Papst Franziskus die Arbeit des Kölner Erzbischofs Woelki untersuchen.Foto: Marius Becker/dpa/dpa
Epoch Times7. Juni 2021

Zur Überprüfung des umstrittenen Kardinals Rainer Maria Woelki sind am Montag die Apostolischen Visitatoren Anders Arborelius und Hans van den Hende in Köln eingetroffen.

Der Stockholmer Kardinal und der Rotterdamer Bischof sollen als Gesandte des Papstes „eventuelle Fehler Seiner Eminenz Kardinal Woelkis“ untersuchen, wie die Apostolische Nuntiatur in Berlin mitgeteilt hatte.

Sie haben bereits mehrere Gesprächstermine vereinbart, so wollen sie am Dienstag mit Betroffenen von sexuellem Missbrauch sprechen. Aus der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals hatte sich die derzeitige Krise des größten deutschen Bistums entwickelt.

Untergebracht sind die Visitatoren während ihres Aufenthalts im Tagungszentrum des Erzbistums, dem Maternushaus. Es liegt direkt gegenüber dem Erzbischöflichen Haus von Woelki, das ringsherum von hohen Mauern, einem Gittertor und anderen Gebäuden umgeben ist.

Gerechnet wird damit, dass die Visitatoren eine gute Woche in Köln bleiben werden, um dann einen vertraulichen Abschlussbericht für Papst Franziskus zu erstellen. Sie legen großen Wert darauf, dass sie unabhängig vom Erzbistum arbeiten.

Woelki will im Amt bleiben

Noch am Sonntag hatte Woelki in einer Reaktion auf das Rücktrittsgesuch des Münchner Kardinals Reinhard Marx klargestellt, dass er weiter im Amt bleiben will. In einer Videobotschaft versicherte er, es mache ihn „persönlich fertig“ zu sehen, was Priester durch sexuellen Missbrauch angerichtet hätten. Deshalb betrachte er es als seine Aufgabe, die Aufklärung voranzutreiben.

Am Mittwochabend will Woelki in Düsseldorf auch eine umstrittene Firmung von Jugendlichen vornehmen. Die Firmlinge selbst und deren Eltern hätten sich dafür ausgesprochen, sagte Woelkis Sprecher am Montag. Zuvor hatten 140 Gemeindemitglieder in einem Offenen Brief dagegen protestiert und bei einem Vorgespräch mit Woelki auch eine Demonstration abgehalten.

Sie wollten, dass Woelki einen anderen Priester mit der Firmung beauftragt. Für Mittwoch sind mit Rücksicht auf die Firmlinge aber keine Proteste geplant. Über die Entscheidung Woelkis hatte zunächst die „Augsburger Allgemeine“ berichtet.

Arborelius und van den Hende von Papst Franziskus gezielt ausgewählt

Arborelius und van den Hende dürften von Papst Franziskus aus einer Reihe von Gründen für die schwierige Mission ausgewählt worden sein. Zum einen sprechen sie gut Deutsch. Zum anderen kommen sie beide aus Regionen, die ganz anders sind als die Katholikenhochburg Köln.

In Schweden sind nur 1,1 Prozent der knapp zehn Millionen Einwohner katholisch, in Rotterdam gehen nur noch ein Prozent der Gläubigen sonntags zur Messe. Unter den wenigen praktizierenden Katholiken sind viele Migranten.

Sowohl in Stockholm als auch in Rotterdam sind die Hierarchien flacher als im Erzbistum Köln. Arborelius (71) und van den Hende (57) gelten als bescheiden und zugänglich. Bei allen Gemeinsamkeiten ergänzen sich die beiden Visitatoren aber auch: Van den Hende ist Kirchenrechtler und kann deshalb die rechtliche Situation sehr gut einschätzen. Die Expertise von Arborelius liegt eher in der Seelsorge.

Zudem ist Arborelius als Mann des offenen Wortes bekannt: Als der Vatikan 2009 behauptete, nichts davon gewusst zu haben, dass der erzkonservative Geistliche Richard Williamson den Holocaust geleugnet habe, stellte Arborelius klar, dass er dessen Äußerungen schon 2008 nach Rom gemeldet hatte. Gleichwohl hatte der damalige Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation Williamsons aufgehoben.

Katholiken kritisieren Kardinal Woelkis Kurs

Dass Woelki im Amt bleibe, zeige, „dass der Kardinal die Lage nicht mehr realistisch einschätzt“, sagte der Vorsitzende des Kölner Katholikenausschusses, Gregor Stiels, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vom Montag. „Der Kardinal sitzt einkaserniert in seinem Bischofshaus und nimmt selbst das nicht mehr wahr, was alle ihm sagen.“

Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD), der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum, nannte die Visitation laut Bericht „einen entscheidenden Schritt“, auf den dann eine baldige Entscheidung des Papsts folgen müsse. „Einen weiteren Schwebezustand können wir uns nicht mehr leisten, sonst treten weitere Zehntausende aus der Kirche aus“, sagte er der Zeitung.

Woelki kündigte an, die Zusammenarbeit mit den päpstlichen Gesandten „verantwortungsvoll begleiten“ zu wollen. „Als Bischof trage ich mit die Verantwortung, dass es anders wird“, sagte er in einer Videobotschaft für das Domradio. Er wolle seine „ganze Kraft“ einsetzen, um Schwache zu schützen und Missbrauch zu verhindern. Vor der Entscheidung von Kardinal Reinhard Marx, der in der vergangenen Woche dem Papst seinen Rücktritt angeboten hatte, habe er „großen Respekt“.

Im Zusammenhang mit Vorwürfen der Vertuschung von Fällen sexuellen Missbrauchs war Woelki in einem im März vorgestellten Gutachten persönlich entlastet worden. Der Skandal um die Vorgänge im Kölner Erzbistum versetzte die katholische Kirche in Aufruhr, zahlreiche Gläubige traten dort bereits aus. Kölner Katholiken fordern nach wie vor den Rücktritt Woelkis. (dpa/afp)



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