Umwelt-Aktivisten blockierten Fällarbeiten für Ausbau der A49 in Hessen

Titelbild
Aktivisten protestieren am 01. Oktober 2020 in der Stadt Allenfeld, Deutschland, gegen die drohende Abholzung, um Platz für den Ausbau der Autobahn A49 in Herrenwald nahe dem Dannenroeder Wald zu schaffen.Foto: Thomas Lohnes/Getty Images
Epoch Times1. Oktober 2020

Unter Protesten von Umweltaktivisten haben in Mittelhessen die Rodungen für den Ausbau der Autobahn 49 begonnen. Autobahngegner besetzten ein Waldstück in der Nähe des Dannenröder Forsts und harrten am Donnerstag trotz eines Großaufgebots der Polizei stundenlang in den Bäumen aus. Bis zum Abend räumte die Polizei nach eigenen Angaben mehrere Baumhäuser, sechs Menschen wurden vorläufig festgenommen.

Nach Polizeiangaben hielten sich im Herrenwald bei Stadtallendorf nördlich des Dannenröder Forsts am Donnerstag zunächst bis zu 40 Autobahngegner in Bäumhäusern auf. Eine Frist der Polizei, den Wald freiwillig zu verlassen, ließen die allermeisten Aktivisten am Morgen verstreichen. Fast zeitgleich fällten Arbeiter die ersten Bäume auf dem Gebiet der künftigen Autobahntrasse. Die Fällarbeiten wurden von einem starken Polizeiaufgebot mit mehreren hundert Beamten begleitet.

Polizei pflückte Demonstranten von den Bäumen

Mit Unterstützung von Höhenkletterern und spezieller Hubtechnik rückte die Polizei schließlich im Wald an, um die Menschen von den Bäumen sicher auf den Boden zu bringen. Verletzt wurde nach Polizeiangaben niemand. Mehrere Baumhäuser wurden demnach geräumt und abgerissen.

Eine Sitzblockade auf Waldwegen wurde von der Polizei aufgelöst. Zwei andere Aktivisten seilten sich von einer Brücke über die A5 bei Alsfeld ab und hängten dort ein Banner auf. Während der Bergung musste die Autobahn zeitweise gesperrt werden, es kam zu erheblichen Staus. Die beiden Aktivisten wurden festgenommen.

Aktivisten hängen an Seilen über der Autobahn A5 am 01. Oktober 2020 in der Nähe von Alsfeld. Foto: Thomas Lohnes/Getty Images

Die Besetzer im Herrenwald erklärten, sie seien „entsetzt und schockiert“, dass in „Zeiten des fortschreitenden Klimawandels“ Bauvorhaben wie die A49 durchgedrückt würden. „Wir gehen hier nicht weg, alle Wälder bleiben“, hieß es in einer Mitteilung.

Mit dem Beginn der Rodungen mobilisierten die Umweltaktivisten über soziale Medien bundesweit zur Unterstützung. Zu einer Großdemonstration am Sonntag werden im Dannenröder Forst tausende Menschen erwartet.

Greenpeace kritisiert die Grünen

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace übte heftige Kritik an den Grünen, die in Hessen gemeinsam mit der CDU regieren. Der grüne Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir müsse „offene Fragen zu den ökologischen Schäden durch den geplanten Bau klären“. „Mindestens solange müssen die Rodungsarbeiten aussetzen“, erklärte Greenpeace-Verkehrsexpertin Marion Tiemann.

Die Grünen wiesen die Verantwortung für den Autobahnbau zurück. Über die A49 werde nicht in Wiesbaden entschieden. „Die Weichen für das Projekt wurden über Jahrzehnte von anderen Mehrheiten im Bundestag gestellt“, erklärte Katy Walther von der Grünen-Landtagsfraktion.

Hitzige Diskussion im Landtag

In einer hitzigen Landtagsdebatte diskutierten die Fraktionen in Wiesbaden am Donnerstag erneut über den Ausbau. „Alle Eingriffe in die Natur werden ausgeglichen“, sagte CDU-Politiker Michael Ruhl. Auch SPD, FDP und AfD sprachen sich für den Ausbau aus. Die Linke warf den Grünen hingegen vor, nicht glaubwürdig zu sein. „Handeln Sie wie ein Politiker, der für seine Überzeugungen kämpft“, appellierte Landeschef Jan Schalauske an den Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne).

Seit einem Jahr protestieren Umweltschützer im Dannenröder Forst gegen den Ausbau der A49 zwischen Gießen und Kassel, die durch das Waldgebiet um den Dannenröder Forst führen soll. Der eigentliche Bau der Autobahn soll laut dem Landkreis Vogelsberg am 1. September 2021 beginnen. Als Vorbereitung dazu sollen bis Februar 2021 rund 27 Hektar Wald gerodet werden. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion