Umweltbundesamt: „Künftig darauf verzichten, mit Holz zu heizen“

Heizen mit Öl und Kohle ist verpönt, mit Erdgas zu teuer, Strom über Wärmepumpen ebenfalls. Solar- und Windenergie gibt es nicht immer, Fernwärme nur in Städten. Und mit Holz soll ebenfalls nicht mehr geheizt werden?
Titelbild
Das Umweltbundesamt möchte wegen Feinstaub auch das Heizen mit Holz untersagen.Foto: iStock
Von 2. März 2022


Einmal im Jahr ruft Mario Dreier beim Förster an, nach einem Sturm wie „Zeynep“ oder „Antonia“. Er will fünfzehn bis zwanzig Festmeter Holz für seine Zusatzheizung. Dreier holt es sich auch selbst ab, spaltet es und lässt es einige Jahre liegen, bevor es an Frosttagen in den Ofen wandert. Vor einigen Jahren hat die Familie im Vogtland gebaut, sie setzten auf Erdwärme mit Wärmepumpe. Da das nicht reicht, wenn mehrere Wochen der Frost klirrt, entschieden sie sich zusätzlich für eine Holzheizung.

(Bruch-)Holz gibt es nicht nur im Vogtland und nicht nur nach „Zeynep“. Dreier ist entsetzt, dass das Berliner Umweltbundesamt überlegt, das Heizen mit Holz einzuschränken. Zweimal pro Woche muss er zusätzlich heizen, von Dezember bis April. Regelmäßig wird überprüft, ob seine Heizung die Grenzwerte einhält.

UBA: Kaminöfen stoßen mehr Feinstaub aus als Autos

Holzheizungen sind beliebt. So wie Mario Dreier geht es über einer Million Haushalten in Deutschland. Zudem haben rund 11 Millionen Menschen zusätzlich einen Kamin- oder Kachelofen. Rund 15 Prozent der Heizungswärme im privaten Bereich werden durch Holzscheite, Holzpellets und Hackschnitzel erzeugt.

Bei der Vorstellung des jüngsten Luftreinhalteberichts im Februar wies Dirk Messner, Präsident des Amtes, darauf hin, „dass wir zukünftig darauf verzichten sollten, Holz zu verheizen.“ Kaminöfen würden mehr Feinstaub ausstoßen als Autos. „Aus Luftqualitätsperspektive richten wir hier viel Schaden an.“

Die gültigen Feinstaub-Grenzwerte wurden 2021 in allen deutschen Städten eingehalten. Allerdings verschärfte die WHO im selben Jahr ihre Leitlinien für die Luftqualität, die EU-Kommission arbeitet an der Umsetzung.

Empfohlen werden in den neuen Air Quality Guidelines nun Richtwerte, die teilweise nur ein Viertel der aktuellen Grenzwerte betragen. Fast keine deutsche Stadt erreicht bei Feinstaub bis 2,5 Mikrometer diese Werte. Messner sagt: „Es besteht dringender Handlungsbedarf über die bereits im Luftreinhalteprogramm festgelegten Maßnahmen hinaus.“

Der EU-Grenzwert für Feinstaub (Partikelgröße 2,5 Mikrometer) liegt bisher bei 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel. Die WHO empfahl bisher 10, seit 2021 nur noch 5 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Verbindlich sind die WHO-Leitlinien nicht.

Umstieg von Öl auf Holz wird gefördert

Besonders irritiert das Vorpreschen des Umweltbundesamt im Lichte der Fördermittelvergabe. Wer eine Holzheizung einbaut und seine Ölheizung damit ersetzt, kann seit gut einem Jahr mit bis zu 45 Prozent der Kosten gefördert werden.

Der Vorstoß des UBA sei kontrapunktiv für den Klimaschutz, „aus emissionstechnischer Sicht undifferenziert“ und werde dem Entwicklungsfortschritt moderner Pelletfeuerungen nicht gerecht, entgegnet Beate Schmidt-Menig, Vorsitzende des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbandes. Der Anteil an der bundesweiten Feinstaubbelastung betrage laut UBA gerade einmal 0,3 Prozent und nehme immer weiter ab.

„Chaos-Tage in der Bundesregierung“

Tobias Hans, Ministerpräsident im Saarland (CDU), kritisiert die Forderung des UBA scharf. Nach dem Durcheinander um den abrupten Stopp der Förderung für energieeffiziente Neubauten sagt er: „In Berlin herrschen seit Wochen Chaostage beim Klimaschutz.“

Am 22. Februar wurde die Förderung für energetische Sanierungen zum Effizienzhaus am 22. Februar 2022 wieder aufgenommen. Darauf weist das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau hin. Für die umfassenden Sanierungen gelten dieselben Bedingungen wie zuvor.

Während die Bundesregierung den Einbau von Pelletheizungen fördert, stelle eine oberste Umweltbehörde das Verbrennen von Holz infrage. „Das ist nicht nur völlig widersinnig, sondern führt auch dazu, den Bürgerinnen und Bürgern das so wichtige Thema Klimaschutz vollends madig zu machen.“

Gerade wegen der steigenden Preise von Öl, Erdgas und Strom verlassen sich die Menschen auf ihre Kaminöfen, um nicht in der Kälte sitzen zu müssen. „Das Vorgehen der Bundesregierung ist alles andere als sozial.“

Den Argumenten von Dirk Messner kann er zudem nicht folgen. „Wenn Feinstaub bei der Holzverbrennung plötzlich tatsächlich ein so großes Problem ist, dann muss man doch zunächst einmal überlegen, ob man nicht durch einen entsprechenden Staubfilter auch Kamin- und Kachelöfen sowie Pelletheizungen sauber bekommen kann. Mir macht doch niemand weis, dass wir das bei riesigen Kohlekraftwerken ebenso hinbekommen wie bei Autos, es aber bei Öfen und Holzheizungen nicht machbar sein soll.“

Testballon für ETS 2?

Möglicherweise hat der Vorstoß des Umweltbundesamtes einen europäischen Hintergrund. Der Handel mit „Verschmutzungsrechten“ soll EU-weit verschärft und auf Autos und Gebäude ausgeweitet werden. Ab 2026 soll es den sogenannten ETS 2, einen zweiten Emissionshandel für Heizöl, Gas und andere Brennstoffe zum Heizen geben, der auch private Haushalte betrifft.  

ETS 2 sei das „Herzstück des Klimaschutzpakets Fit-for-55“ von Ursula von der Leyen, schreibt die „Welt“. Dem vor allem deutschen Projekt stimmen nur wenige europäische Staaten zu. Immer mehr Politiker und Regierungen lehnen das Projekt ab – sie fürchten Proteste ihrer Bevölkerung im Stil der französischen „Gelbwesten“. 

Es ist zu erwarten, dass das Umweltbundesamt die Reaktionen auf den „Holz-Vorstoß“ genau studiert, obwohl es bei ETS 2 um den CO₂-Preis und nicht um Feinstaub geht. Der CO₂-Preis würde das Heizen noch weiter verteuern.

Nur 12 Prozent des Holzes gehen in die Heizung

Eine Frage bleibt noch: Wie steht es um den nachwachsenden Rohstoff? Holz ist regional gut verfügbar, rund 120.000 Quadratkilometer Deutschlands sind bewaldet – etwa ein Drittel der Landesfläche. Deutschland zählt zu den dichtbewaldetsten Regionen Europas.

Die Hälfte des eingeschlagenen Holzes geht als Bauholz, Möbel oder Papier in die Industrie. 25 Prozent sind Totholz, Rinde oder Verschnitt und 13 Prozent Vorratsaufbau im Wald. Nur zwölf Prozent gelten als „Energieholz“. Laut dem Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik hat ein Festmeter Brennholz die gleiche Heizkraft wie rund 240 Liter Heizöl.

Ein konkretes Konzept, wie die Forderungen des Umweltbundesamtes umgesetzt werden sollten, gibt es laut „taz“ noch nicht. Ein Ausstieg aus der Holzverfeuerung stünde demnach noch nicht auf der Agenda, tröstet sich Mario Dreier.

Dreier hofft, das sei die Wahrheit. Und befürchtet gleichzeitig, dass irgendwann sein Ofen stillgelegt wird und er das Holz, das ihm der nächste Sturm vor die Tür wirft, nicht verheizen darf. Grüne Politik für Stadtbewohner erweckt bei Landbewohnern Misstrauen. Regulierungswut statt Naturschutz ebenfalls.

Der Artikel erschien zuerst in unserer Wochenendzeitung Ausgabe 33 vom 25./26. Februar.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion