Verbandpräsident: Kostenanstieg bringt Handwerksbranche in schwierige Lage

Gestiegene Material- und Energiekosten machen Handwerksbetrieben zu schaffen. Das macht Kostenkalkulationen schwieriger. Laut Verband machen Firmen bei vielen Aufträgen ein Minus.
Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), sitzt bei einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur dpa im Haus des Deutschen Handwerks.
Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), sitzt bei einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur dpa im Haus des Deutschen Handwerks.Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Epoch Times31. Juli 2022

Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer sieht die Unternehmen der Branche in einer schwierigen Situation. „Die Unternehmen und Betriebe im Handwerk sind stark verunsichert durch die Lage insgesamt, speziell durch die Materialknappheit und exorbitante Preissteigerungen, durch dramatische Energiepreiserhöhungen und die Inflation“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Wollseifer forderte die Bundesregierung zu Entlastungen auf.

Schon vor zwei Monaten habe knapp die Hälfte der Handwerksbetriebe von mindestens einer Verdopplung der Energiekosten berichtet, sagte er. „Jetzt werden es wahrscheinlich noch wesentlich mehr sein. In einer solchen Lage verlässlich Kostenkalkulationen zu machen, das ist schwierig. Wir können diese Kosten nicht in der gleichen Höhe, wie sie bei uns anfallen, an die Kundinnen und Kunden – gerade der öffentlichen Hand – weitergeben. Das alles führt dazu, dass viele Aufträge nur noch als Minusgeschäft zu erfüllen sind, was auf Dauer kein Betrieb aushalten kann.“

Bis zu kompletten Produktionsausfällen

Dazu komme, dass es immer mehr Stornierungen und Auftragsverschiebungen gebe. „Eine Reihe von Betrieben beispielsweise im Tiefbau hat sogar mit kompletten Produktionsausfällen zu kämpfen, weil etwa Stahl und Bitumen nicht vorhanden sind. Wir haben große Probleme im Kfz-Handwerk, weil Ersatzteile nicht erhältlich sind. All das bringt viele Betriebe an den Rand der Existenz.“

Es sei daher ganz wichtig, dass die Bundesregierung jetzt das ihr Mögliche tue, um die betroffenen Handwerksbetriebe zu unterstützen, damit sie durch diese schwierige Zeit kommen, sagte der Präsident des Zentralverband des Deutschen Handwerks.

Zu den Materialpreisen sagte Wollseifer, beim Holz hätten sie sich im Moment auf hohem Niveau eingependelt. „In anderen Bereichen ist das bei Weitem nicht der Fall, zum Beispiel bei Metallen. Die Preise schießen weiter in die Höhe. Das gilt auch für Kunststoffe und für Dämmstoffe. Das ist langfristig nicht kalkulierbar für die Betriebe.“

Maßnahmen reichen nicht aus

Es sei gut, wenn der Bund Preisgleitklauseln für öffentliche Gebäude vorschreibe – aber nicht ausreichend, weil bei Ländern und Kommunen dieses Signal ganz offensichtlich nicht angekommen sei. „Unsere Betriebe sagen uns, dass nur etwa 10 Prozent der Kommunen bereit sind, Preisgleitklauseln in laufende Verträge oder neue Verträge einzubauen.“

Es würden deutlich weniger Angebote abgegeben. „Es kann auf Dauer auch nicht im Interesse der Kommunen und Länder liegen, dass unsere Betriebe Verträge zu voraussichtlich defizitären Aufträgen abschließen, und dass sie es dann bei lang laufenden Aufträgen nicht überstehen“, so Wollseifer. Die Kommunen und Länder müssten hier Entgegenkommen zeigen. „Dass viele Betriebe vor Ort in die Insolvenz gehen, kann nicht gewünscht sein. Dann fehlen Steuerzahler, dann fehlt die Leistung für die Kommune. Von daher hoffen wir, dass der Bund hier konkrete Handlungsempfehlungen macht.“

Mit Blick auf das im September geplante nächste Treffen der konzertierten Aktion von Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit Arbeitgebern und Gewerkschaften sagte Wollseifer, der Staat dürfe in dieser Zeit den Betrieben nicht noch weitere Belastungen aufbürden. Er nannte etwa das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder eine Erhöhung von Sozialbeiträgen. (dpa)



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