Bundesparteitag am 16. Mai
Vom Fraktionschef zum Hoffnungsträger: Christian Dürr soll die FDP retten
Die FDP vor ihrem Parteitag: Christian Dass soll die Liberalen als Parteichef wiederbeleben und für den Bundestag fit machen. Gegenwind kommt aus der Parteijugend.

„Wenn man hinfällt, steht man wieder auf“, sagt Christian Dürr.
Foto: Carla Benkoe/dpa
Christian Dürr, 48 Jahre alt, ehemaliger Bundestagsfraktionschef seiner Partei, ist der neue Hoffnungsträger der FDP. Wird er auf dem Bundesparteitag am 16. Mai gewählt, soll er die Liberalen nach ihrem schlechtesten Wahlergebnis wiederbeleben – und in vier Jahren zurück in den Bundestag führen.
Dass es auf Dürr hinauslaufen würde, zeichnete sich nach der Wahl bald ab. Zwar war der Niedersachse als einer der bekanntesten Köpfe hinter Christian Lindner in gewisser Weise beteiligt an der historischen Wahlschlappe. Doch fehlen der Partei nach zwölf Jahren mit Lindner an der Spitze die Führungsfiguren.
Parteivize Wolfgang Kubicki und die Europaabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann sind zwar öffentlich bekannt, hätten aber mit 73 und 67 Jahren Schwierigkeiten, glaubhaft für einen Neuanfang zu stehen. Dürr ist zwei Jahre älter als Lindner, würde damit aber in der Parteienlandschaft noch als recht jung durchgehen.
Von Niedersachsen nach Berlin
Im niedersächsischen Delmenhorst geboren wuchs er im nahegelegenen Ganderkesee auf. Nach Abitur und Zivildienst studierte Dürr in Hannover Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Unternehmensführung, Marketing und öffentliche Finanzen und machte 2007 sein Diplom.
Seine Parteikarriere begann noch als Schüler mit dem Eintritt in die FDP-Jugendorganisation Julis. Dort übernahm er zunächst den Kreisvorsitz Oldenburg-Land und später den Landesvorsitz in Niedersachsen. Für die FDP, der er 1996 beitrat, war er ab 1997 im Kreis- und ab 2000 im Landesvorstand aktiv. Drei Jahre später zog er in den Landtag in Hannover ein.
2017 dann der Wechsel nach Berlin: Mit dem Wiedereinzug der FDP gelang auch Dürr der Sprung in den Bundestag. Nach dem Aus der Jamaika-Sondierungen folgten vier Jahre Oppositionsarbeit für die Liberalen, ehe sie sich 2021 mit SPD und Grünen zur Ampel-Koalition zusammenschlossen. Dürr übernahm Ende 2021 den Fraktionsvorsitz – schon damals war er Nachfolger von Lindner, der als Finanzminister ins Kabinett wechselte.
Gegenwind aus der Parteijugend
In seiner neuen Rolle meldete sich Dürr oft und zu nahezu allen Themenbereichen pointiert und lautstark zu Wort – im Bundestag und immer häufiger auch in Talkshows. Damit wurde er nach Lindner zu einem der prominentesten Vertreter seiner Partei, deren Beliebtheit in der Ampel-Regierung kontinuierlich abnahm.
Dürr ging wie die gesamte Partei immer mehr auf Distanz zu den Koalitionspartnern, pochte etwa auf Strukturreformen. Und schließlich führte die FDP den Ampel-Bruch herbei.
Bei der Neuwahl im Februar fuhr sie das historisch schlechteste Ergebnis bei einer Bundestagswahl ein – und flog nach 2013 zum zweiten Mal aus dem Parlament. Anders als Lindner ging Dürr aus der Affäre um das sogenannte D-Day-Papier, mit dem das Koalitions-Aus vorbereitet wurde, weitgehend unbeschadet hervor.
Dürr setzt auch auf neue Köpfe
Für manche in der Partei war Dürr zu eng verbunden mit der Ampel-Zeit. Die Julis etwa sehen in der Personalie allein noch keinen echten Neuanfang.
Dürr kündigte an, auch auf neue Köpfe setzen zu wollen: Als neue Generalsekretärin tritt zum Beispiel die 40-jährige KI-Unternehmerin Nicole Büttner an. Außerhalb der Parteijugend hält sich der Gegenwind für Dürr in Grenzen.
„Wenn man hinfällt, steht man wieder auf“, sagt Dürr mit Blick auf den Neuanfang seiner Partei nach zwölf Jahren mit Lindner an der Spitze. Beide haben programmatisch weitgehend ähnliche Überzeugungen. Auf die Frage, was ihn von seinem Vorgänger unterscheidet, antwortete Dürr mal scherzhaft: „der Nachname“. (afp/red)
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