Vom Pech, Schwein zu haben

Wildschweine kommen den Menschen näher
Von 10. Dezember 2008

Den Wildschweinen geht es saumäßig gut, zumindest spricht der Anstieg der Population dafür: Die habe sich in den letzten Jahren verzwanzigfacht, berichtet der Diplom-Biologe Krzysztof Wesolowski von NABU Hamburg in einem Gespräch mit der Epoch Times. Die „Streckentabelle 2008″ des Deutsche Jagdschutz-Verbandes spricht auch Bände: 477.494 Stück Schwarzwild haben die Jäger in der Saison 2007/2008 zur Strecke gebracht; 66,33 Prozent mehr als im Vorjahr.

Kaum Feinde, und fressen tun sie ja alles …

Natürliche Fressfeinde haben Wildscheine kaum – mehr. Der größte Feind wäre der Wolf, doch diese Gefahr für ein Wildschwein ist fast bei Null – derzeit jubelt man in Deutschland, wenn sich überhaupt in einer Region ein Wolfspaar wieder ansiedelt. Eher kommt es vor, dass ein Uhu sich ein Junges (Frischling) greift. Strenge Winter mit gefrorenen Böden, die Wildschweine nicht mehr aufbrechen können, um an die Nahrung zu kommen, wären weitere natürliche Regulatoren – die in den letzten Jahren jedoch ausblieben. Des Weiteren steuert die Leitbache einer Wildschweinrotte die Paarungsbereitschaft der Bachen (Wildsäue). Häufig wird Jägern die Schuld für die teilweise unkontrollierte Ausbreitung von Wildschweinen vorgeworfen: sie sollen das Schwarzwild mit Futtermais in ihre Reviere gelockt und dann die Leitbache abgeschossen haben, wodurch die übrigen Bachen das ganze Jahr über paarungsbereit sein können.

Wildschweine fressen besonders gern Eicheln und Bucheckern und was sie beim Durchwühlen der Erde finden: Wurzeln, Pilze, Schnecken, Würmer, Engerlinge; auch Mäuse, Jungvögel, Eier … Sie fressen alles – und das suchen sie sich zunehmend auch in der Nähe der Menschen. Futtermais etwa, der in den letzten Jahren in dreifacher Menge angebaut wird, und ihnen aufgrund der Wuchshöhe sogar noch Schutz bietet.

Mit der Natur arrangieren

Mancher Gartenbesitzer am Waldrand wird morgens Tränen in den Augen gehabt haben, beim Anblick seiner umgepflügten Beete. Mit ihren kräftigen Rüsseln durchwühlen die Schwarzkittel den Boden nach Blumenzwiebeln und den Rasen nach Maden in den Graswurzeln. Dem Boden tut die Auflockerung eigentlich gut, sagt Wesolowski. Doch tröstet das einen Gartenbesitzer mit einem durchwühlten Englischen Rasen sicher nicht. „Wer ins Grüne zieht, muss sich eben mit der Natur arrangieren. Und die Wildschweine sind ein Teil der Natur“, erklärt der Biologe. Die Maßnahmen sind einfach: ein stabiler Zaun und möglichst keine Essensreste auf den Komposthaufen.

In Berlin halten sich die Borstenviecher sogar in Parks oder auf Kinderspielplätzen auf. Der Berliner Senat weist in einer Broschüre über Wildschweine extra darauf hin, die Viecher auf keinen Fall zu füttern, weil die klugen Tiere sich sehr gut merken, wo es etwas Leckeres gab. À propos klug: Man hat den Eindruck, die Wildschweine ziehen besonders gern zur Jagdsaison in die Wohngebiete – als wüssten Sie, dass sie dort sicher vor den Jägern sind.

Keine Angst, hat der Papa mir gesagt

Einige Menschen finden die Vorstellung, Wildschweinen außerhalb umzäunter Tierparks zu begegnen, Furcht erregend! Wesolowski berichtet, er sei schon öfter auf Wildschweine gestoßen und nie sei er angegriffen worden. Man müsse nur Ruhe bewahren, dann ziehen sich die Tiere, die selbst Angst vor den Menschen haben, zurück. „Man darf sie natürlich nicht ärgern und schon gar nicht in die Enge treiben“, sagt der Biologe. Man habe keine Furcht und solle auch nicht weglaufen. Doch Kinder sollten auf keinen Fall versuchen sollen, die niedlichen Frischlinge zu streicheln, denn dann meint die Bache, ihre Jungen verteidigen zu müssen; dann wird sie doch zur „wilden Sau“.

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 50/08



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