Karl Lauterbach ist zurück – mit neuem Profil und alten Ambitionen. Nach dem Aus als Gesundheitsminister bleibt der SPD-Politiker politisch präsent, als Ausschussvorsitzender im Bundestag und Klimaexperte der WHO. Seine neue Mission: Gesundheit, Forschung und Klimaschutz miteinander verbinden.
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Auch nach dem Minister-Aus sucht Karl Lauterbach das Licht der Öffentlichkeit. Nun setzt er auf den Klimawandel. (Archivbild)
Mit der Wahl von Friedrich Merz (CDU) zum Bundeskanzler endete Anfang Mai auch die Amtszeit von Karl Lauterbach als Bundesgesundheitsminister. Der SPD-Politiker hatte das Amt seit Dezember 2021 inne und prägte vor allem die deutsche Corona-Politik wie kaum ein anderer. Doch wer dachte, Lauterbach würde sich nach dem Regierungswechsel aus der Öffentlichkeit zurückziehen, irrt. Der 61-jährige Bundestagsabgeordnete ist weiterhin politisch aktiv – und das gleich auf mehreren Ebenen.
Wahlkreis zum sechsten Mal gewonnen
Bei der Bundestagswahl am 23. Februar konnte Karl Lauterbach seinen Wahlkreis Leverkusen – Köln IV erneut direkt gewinnen. Damals erhielt er 32,7 Prozent der abgegebenen Stimmen und setzte sich damit deutlich gegen den CDU-Kandidaten Siegmar Heß durch, der 25,6 Prozent erreichte. Lauterbach sicherte sich damit zum sechsten Mal in Folge das Direktmandat in diesem Wahlkreis.
Lauterbach musste damals seinen Wahlkreis holen, um auch in den kommenden Jahren im Bundestag vertreten zu sein, da er nicht über die Landesliste der nordrhein-westfälischen SPD abgesichert war. Das Verfehlen des Direktmandats hätte das Ende seiner Bundestagszugehörigkeit bedeutet und wäre vermutlich auch das Ende seiner politischen Karriere gewesen.
Zukunftsbereiche fokussiert
Im Mai übernahm Lauterbach den Vorsitz im Bundestagsausschuss für Forschung, Technologie, Raumfahrt und Technikfolgenabschätzung. Dort widmet er sich den Herausforderungen und Chancen neuer Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Quantentechnologie und Supercomputing. Der Ausschuss spielt eine zentrale Rolle bei der Bewertung technologischer Entwicklungen und wird dabei vom Büro für Technikfolgenabschätzung beim Bundestag (TAB) unterstützt.
„Eine neue Aufgabe, neuer Zauber!“, kommentierte der ehemalige Gesundheitsminister auf der Plattform X seine Wahl. „Von KI, Quantencomputern, Biotechnologie, Medizinforschung, Energieversorgung: diese Bereiche bestimmen unsere Zukunft“, so Lauterbach weiter.
Berufung zum WHO-Klimaexperten in Reykjavík
Parallel zu seiner neuen Rolle im Bundestag will Lauterbach in diesem Monat auch wieder die internationale Bühne betreten. In einem Post auf X kündigte er an, zukünftig für die WHO unentgeltlich in der Kommission für Klima und Gesundheit mitzuarbeiten. Ziel sei es nach eigenen Aussagen, „die gesundheitlichen Risiken des Klimawandels besser zu kontrollieren“.
Neben meiner Tätigkeit als Ausschussvorsitzender für Forschung und Technologie im Bundestag werde ich @WHO unentgeltlich in Kommission für Klima und Gesundheit mitarbeiten. Ziel: die gesundheitlichen Risiken des Klimawandels besser zu kontrollieren https://t.co/9runUmOSQY— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) June 6, 2025
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„Der Klimawandel beschleunigt sich. Das Interesse in der Bevölkerung am Klimawandel geht aber weltweit und auch bei uns zurück. Ich glaube, dass sich das nur ändern wird unter der Bedingung, dass es uns gelingt, auch die gesundheitlichen Schäden und Folgen des Klimawandels darstellen zu können“, sagte Karl Lauterbach der „Deutschen Presse-Agentur“ (dpa). Der Kommission gehe es nicht um Angst, sondern um Bewusstsein für die Gefahren „und die Perspektive eines sorgenfreieren Lebens, indem wir die Lage unter Kontrolle bekommen“, so der Ex-Gesundheitsminister weiter.
Empfehlungen bis 2026 vorlegen
„Der Klimawandel hat in der gesamten europäischen Region der WHO Auswirkungen: Steigende Temperaturen, extreme Wetterereignisse und Umweltzerstörung gefährden Gesundheit und Wohlbefinden der Bevölkerung“, heißt es in der Ankündigung der WHO zur Konstituierung des Gremiums.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kündigt deshalb an, am 11. Juni in Reykjavík die „Paneuropäische Kommission Klima und Gesundheit“ ins Leben rufen zu wollen. Ziel sei es, ressortübergreifende Maßnahmen zu entwickeln, die die gesundheitlichen Folgen der Klimakrise in den Mittelpunkt der politischen Agenda rücken. Die neue Kommission soll helfen, das politische Bewusstsein für diese Entwicklungen zu schärfen und verbindliche Handlungsempfehlungen auf den Weg zu bringen.
Den Vorsitz übernimmt die ehemalige isländische Premierministerin Katrín Jakobsdóttir. In Reykjavík wird die Kommission im Juni erstmals zusammentreten, ihre Ziele und Prioritäten vorstellen und mit einer Anhörung von Wissenschaftlern ihre inhaltliche Arbeit aufnehmen. Laut dem Programm wird auch die Klimaschutzaktivistin von „Fridays for Future“ Luisa Neubauer in Reykjavík sprechen. Zwei weitere Anhörungen sind für September und Oktober 2025 geplant.
Die Ergebnisse sollen schließlich gebündelt und in Form konkreter Empfehlungen bei der Weltgesundheitsversammlung im Mai 2026 präsentiert werden. Die WHO spricht von einem „inklusiven Prozess“, der darauf zielt, wissenschaftliche Evidenz in politische Maßnahmen zu übersetzen.