Wandsbek ist Wandsbek, Hamburg bleibt Hamburg

Wandsbek und Sasel wie Hamburg und Bremen
Titelbild
Wohnen im Grünen, aber zum Einkaufen soll es auch nicht zu weit sein. (Wendy Jiang/The Epoch Times)
Von 1. August 2008

Man geht normalerweise davon aus, dass alle Einwohner einer Stadt unter denselben Begrifflichkeiten auch dasselbe verstehen. Doch in der Realität ist das nicht immer so. So verstand man noch vor etwa 20 Jahren im Hamburger Stadtteil Marienthal, der relativ nah zum heutigen Zentrum Hamburgs liegt, unter „in die Stadt fahren“ nicht unbedingt die Hamburger Innenstadt. Vielmehr war damit gemeint zum Wandsbeker Marktplatz zu fahren. Wollte man dagegen in die Hamburger Innenstadt fahren, hieß dies im dortigen Sprachgebrauch „wir fahren nach Hamburg“, so Rainer Schünemann, SPD Abgeordneter der Bezirksversammlung Wandsbek aus Marienthal, für den die Stadt mittlerweile näher zusammengerückt ist.

Wandsbek und Sasel wie Hamburg und Bremen

Ein Grund für diese Redewendung liegt in der Geschichte der Hansestadt: Mit dem 1. April 1938 verlor Wandsbek durch das ein Jahr zuvor abgesegnete Groß-Hamburg-Gesetz die Unabhängigkeit als eigene Stadt und wurde Teil der Einheitsgemeinde Hamburg, wodurch sich die Stadt Hamburg stark vergrößerte. Doch im Denken der Hamburger hat sich die Gemeinsamkeit nicht überall so recht durchgesetzt. „Der Bezirk Wandsbek ist im Grunde genommen ein künstliches Gebilde“, sagt Schünemann. So sehen sich die Einwohner des Stadtteils Sasel im Hamburger Bezirk Wandsbek zwar als Saseler und mit gewissem Abstand als Hamburger, aber nicht unbedingt als Wandsbeker, obwohl sie nur der Stadtteil Farmsen-Berne vom Stadtteil Wandsbek trennt.

Und ein Einwohner des Stadtteils Wandsbek betrachte Saseler nicht unbedingt als Mitbewohner des gleichen Bezirkes in Hamburg: „Das ist wie ein Hamburger, der sich über Bremen unterhalten soll“, so Schünemann. „Als ich nach meinem Studium als Taxifahrer den Westteil erforscht habe und darüber mit meinen alten Freunden hier geredet habe, haben die nur Bahnhof verstanden.“ Erst später habe er die Szenegebiete in Altona entdeckt -und damit bezirksübergreifend den Westteil Hamburgs.

Größter Stadteil Hamburgs

In Wandsbek, dem größten der sieben Hamburger Bezirke mit rund 409.000 Einwohnern in 18 Stadtteilen, wohnt rund ein Viertel aller Hamburger. Als selbständige Stadt würde der Bezirk Wandsbek auf Platz 16 der größten deutschen Städte Deutschlands, vor Bochum liegen. Der Bezirk Wandsbek hat dabei neben der Möglichkeit im Grünen zu wohnen auch mehrere Einkaufszentren zu bieten. Zudem wird derzeit ein Tourismuskonzept erarbeitet, das den Hamburgern die Erholungsmöglichkeiten in Wandsbek zeigen solle. Denn neben dem 18-Loch-Golfplatz hat Wandsbek Naturschutzgebiete zum Wandern und Tagungszentren in Hotels, die sich nicht in der Innenstadt befinden, sondern ein bisschen abgelegener.

Zukünftig soll Wandsbek aber auch für die Einwohner vor Ort attraktiver werden. Das neue Konzept eines Community Centers soll längerfristig kulturelle Angebote und Dienstleistungen an einem Ort vereinen. Die Mittel der Sozialbehörde sollen zusammen mit den Bezirksmitteln für das Bürgerhaus eine neue, zentrale Anlaufstelle schaffen, im Sinne von kurzen Wegen für den Bürger. Entstanden war die Idee nach der Schließung des alten Bürgerhauses an der Wandsbeker Allee im Jahr 2006.

Kultur erhalten

Damals wollte die Stadt Hamburg für rund 4,4 Millionen Euro das alte Bürgerhaus an einen privaten Investor verkaufen, weshalb die Nutzer abgewandert seien oder ihr Engagement eingestellt hätten, heißt es im „Konzept für ein Kultur und Kommunikationszentrum Bürgerhaus Wandsbek“. Wegen der sonst kaum vorhandenen kulturellen Möglichkeiten befände sich Wandsbek derzeit im „Prozeß des kulturellen Ausblutens“.

Doch das soll anders werden, so die Zielsetzung des Vereines „Kulturzentrum Wandsbek“, der nach einer Bürgeranhörung über Bürgerinitiativen gegründet wurde und das Konzept für das Kommunikationszentrum erstellte. Das Bürgerhaus Wandsbek berge „immenses Potential für die Identifikation mit dem eigenen Stadteil und die nachhaltige Quartiersentwicklung“. Zugleich soll die Eigeninitiative von Kindern bis zu Senioren gesellschaftliches Engagement wecken und auch Menschen außerhalb Wandsbeks anziehen.
Begonnen werden soll, nach einer Finanzspritze von rund 12.000 Euro, voraussichtlich schon Ende September und zwar im alten Bürgerhaus, da es der Liegenschaftsbehörde letztendlich nicht gelungen war, das Objekt zu verkaufen. In einer kurzfristigen Lösung möchte man bis Ende 2009 ein neues Kursangebot starten, das von Sprachkursen, kreativem Malen und Tanzen, gesundem Kochen sowie Nachhilfeunterricht bis zu Existenzgründungsabenden reiche, so Rainer Schünemann, der auch Vorsitzender des Vereins ist. Im zweiten Schritt soll ab 2010 in einem mehrgeschossigen Bürogebäude ein Kommunikationszentrum gegründet werden, direkt über der Bücherhalle von Wandsbek. Da dieses Kommunikationszentrum jedoch über keinen Veranstaltungssaal verfüge, werde die endgültige Lösung sein „ein eigenes Haus mit Veranstaltungssaal auf der grünen Wiese zu haben“.

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr. 31/08



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