WDR-Fernsehfilmchef wegen Vorwürfen zu sexueller Belästigung entlassen

Mitarbeiter des WDR berichteten im Spiegel und Stern von Fällen sexueller Belästigung und Machtmissbrauch. Daraufhin fanden im WDR Untersuchungen statt. Jetzt folgten erste personelle Konsequenzen.
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Mittlerweile wird insgesamt sechs WDR-Mitarbeitern sexuelle Belästigung vorgeworfen.Foto: Oliver Berg/dpa
Epoch Times17. Juni 2018

Der WDR hat sich mit sofortiger Wirkung von seinem Fernsehfilmchef Gebhard Henke getrennt. Grund sind glaubhafte Vorwürfe sexueller Belästigung und des Machtmissbrauchs. Wie der WDR mitteilte, besteht seitens der Sendeanstalt kein Vertrauensverhältnis mehr zu Henke.

Doch der „Tatort“-Koordinator Henke ist nicht der einzige Fall innerhalb des WDR. Mittlerweile wird insgesamt sechs WDR-Mitarbeitern sexuelle Belästigung vorgeworfen. Bereits Anfang April wurde ein früherer ARD-Auslandskorrespondent wegen des Vorwurfs sexueller Belästigung vom Sender freigestellt. Nun wurde auch ihm gekündigt.

Viele Opfer wollen anonym bleiben

Aus juristischer Sicht unterscheiden sich allerdings die beiden Fälle. So hatten im Falle des einstigen Auslandskorrespondenten sich mehrere Opfer unter Verzicht auf ihre Anonymität beim WDR gemeldet. Im Fall Henke habe nur die Moderatorin und Autorin Charlotte Roche namentlich ausgesagt.

Sie behauptet, der einstige Fernsehspielchef habe sie gegen ihren Willen „fest mitten auf den Po“ gefasst.  Auch Schauspielerin Nina Petri, äußerte sich zu Henkes Verhalten. So würde er sie stets mit anzüglichen Sprüchen begrüßen („Boah, hast du wieder hohe Schuhe an“). Doch in ihrem Fall ist es fraglich, ob sein Verhalten justiziabel ist, berichtet die „WAZ“.

Die anderen Frauen, die zu Henke allerdings anonym aussagten, berichteten von ähnlichen Erfahrungen. Henke habe sie betatscht und begrapscht, habe ihnen an den Po oder den Bauch gefasst, habe angedeutet, sie zu fördern, und dafür offenbar körperliche Zuwendung erwartet. Immer wieder, so beschreiben es die Frauen, sei Henke aus seiner professionellen Rolle gefallen, berichtet der „Spiegel“.

Jedoch wollten die Frauen bisher ihre Identität nicht preisgeben. Vielleicht aus Angst, vor Gericht aussagen zu müssen, sich selbst als Opfer bloßzustellen oder weil sie fürchten, dass sie sich mit einer Aussage in ihrer Branche diskreditieren. Einige Kolleginnen scheuen sich anscheinend davor, Vorfälle offenzulegen, weil sie Angst vor negativen Konsequenzen für ihre Karriere haben. Es ist auch nicht auszuschließen, dass Mitarbeiterinnen von Henke, in der Hoffnung tatsächlich Vorteile zu erhalten, sich auf seine Angebote einließen. Für sie stellt die jetzige Situation in besonderer Weise eine Gewissensfrage und moralische Prüfung dar, wie sie damit umgehen.

Roche: „Ich bin an die Öffentlichkeit gegangen, damit sich auch andere Frauen trauen“

Gegenüber der „ZEIT“ sagte die 40-jährige Charlotte Roche: „Er stellte sich mir vor, reichte mir seine rechte Hand und hörte nicht auf, sie zu schütteln. Seine linke Hand legte er dabei mitten auf meinen Po.“ Damals sei es um die Verfilmung eines ihrer Bücher gegangen, sie habe an dem Abend unter Druck gestanden, daher habe sie nicht richtig reagiert. Sie habe zwar versucht sich wegzubewegen, aber er habe sich mitbewegt. Ihr inkonsequentes Verhalten sei falsch gewesen, räumt Roche ein, deshalb spreche sie jetzt. „Vielleicht hilft das ja, dass andere sich auch trauen, etwas zu sagen.“, so Roche gegenüber dem „Spiegel“.

Der „Zeit“ antwortete sie auf die Frage, warum sie sich entschieden hat, an die Öffentlichkeit zu gehen. „Ich bin an die Öffentlichkeit gegangen, damit sich auch andere Frauen trauen, ihre Geschichte zu erzählen. Und weil ich damit den Fehler wiedergutzumachen versuche, dass ich vor fünf Jahren nicht reagiert habe.“ Sie sagt: „Ich fühle mich schuldig.“ Henke bestreitet alle Vorwürfe.

Henke weiter als Kunstprofessor tätig

Auf seine Tätigkeit als Professor an der Kölner Kunsthochschule für Medien (KHM) hatten die Vorwürfe seiner ehemaligen Mitarbeiter bisher keine Auswirkungen, er unterrichtet dort weiter. Dabei hatte ursprünglich ein Flugblatt aus dem Umfeld der Hochschule den Fall ins Rollen gebracht, berichtet die WAZ.

Der WDR signalisiert, die Vorfälle weiter aufarbeiten zu wollen, und sucht in allen Fällen weiterhin nach Betroffenen und Zeuginnen. (er)



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