Kipping, Wagenknecht, Bartsch und Riexinger: Wer will was bei den Linken?

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Riexinger, Wagenknecht, Kipping und Bartsch (R).Foto: TOBIAS SCHWARZ/AFP/Getty Images
Epoch Times3. September 2019

Seit dem Wahldebakel in Sachsen und Brandenburg ringt die Linke um ihre Zukunft. Dabei geht es um die künftige inhaltliche Ausrichtung, aber auch um die persönliche Ambitionen der vier führenden Köpfe in Partei und Fraktion.

Katja Kipping:

Die seit 2012 amtierende Parteivorsitzende hat alles daran gesetzt, mit einer liberalen Linie in der Flüchtlingspolitik und mehr Engagement für den Klimaschutz großstädtische Milieus zu erreichen. Dafür kann sie auch Erfolge verbuchen, wie etwa das gute Abschneiden bei der Bürgerschaftswahl in Bremen.

Doch Kippings Kritiker, allen voran Fraktionschefin Sahra Wagenknecht, sehen in der Strategie der Parteivorsitzenden einen wichtigen Grund für die herben Verluste der Partei im Osten. Somit gerät Kipping jetzt stark unter Druck.

Ihr Verbleib im Amt ist ohnehin mehr als ungewiss. Denn die Satzung der Linken sieht vor, dass niemand ein Parteiamt länger als acht Jahre innehaben soll. Diese Frist läuft im kommenden Jahr aus. Es ist aber vollkommen offen, ob die 41-jährige Bundestagsabgeordnete überhaupt noch einmal antreten will. Vielsagend hat sie am Montag eine Neuaufstellung „ohne Tabus“ angekündigt.

Sahra Wagenknecht: 

Die 50-jährige Fraktionschefin vom linken Parteiflügel streitet seit längerem dafür, die traditionelle Klientel im Osten nicht aus dem Blick zu verlieren. Deshalb setzt sie sich für Begrenzungen bei der Zuwanderung ein – was viel Unmut in der Partei hervorgerufen hat und der Hauptstreitpunkt in der Dauerfehde mit Kipping ist.

Nach der Wahlschlappe vom Sonntag sprach die Fraktionschefin im Zusammenhang mit der Linken von einer „grünliberalen Lifestyle-Partei“. Dementsprechend wirbt sie auch für Augenmaß beim Klimaschutz. Sie wendet sich gegen eine CO2-Steuer, „die Pendler und die Mittelschicht außerhalb der Großstädte hart treffen würde“.

Nach einer Burnout-Erkrankung hat die Ehefrau des früheren Parteichefs Oskar Lafontaine ihren Rückzug vom Fraktionsvorsitz angekündigt. Vollkommen offen ist, inwieweit die streitbare Politikerin in Zukunft bei den Linken weiter mitmischen will.

Dietmar Bartsch:

Der Ko-Fraktionschef gehört zum Realo-Flügel der Linken und strebt ein Regierungsbündnis mit SPD und Grünen auch im Bund an. Im internen Machtkampf der Partei zieht er aber oft mit Wagenknecht an einem Strang: Ebenso wie diese sieht er eine Mitverantwortung der Linken für das Erstarken der AfD bei den Wahlen vom Sonntag. Und wie seine Kollegin sorgt auch er sich um die angestammte Klientel im Osten, als deren Interessenvertreterin die Linke nach seiner Einschätzung nicht mehr wahrgenommen wird.

Nach dem Wahldebakel konstatiert Bartsch, die Sozialpolitik sei die „Kernfrage“. „Wir müssen sie mit der ökologischen Frage ganz anders verbinden“, betont er – und lässt damit Distanz zu Kipping erkennen.

Bartschs Sorge um die Ost-Klientel lässt sich auch mit der politischen Biografie des 61-Jährigen erklären: Er war schon in der Linken-Vorgängerin, der ostdeutsch geprägten PDS, an vorderster Front dabei – etwa als Bundesgeschäftsführer.

Bernd Riexinger:

Der 63-jährige Ko-Parteichef führt die Schlappe vom Sonntag zum einen auf eine Mobilisierungsschwäche im Wahlkampfendspurt zurück. Zum anderen macht er die Zuspitzung der Auseinandersetzung zwischen den jeweiligen Regierungsparteien CDU und SPD auf der einen und der AfD auf der andern Seite für die Linken-Verluste verantwortlich.

Der einstige Gewerkschaftssekretär, der als einziger aus dem Führungsquartett aus der westdeutschen WASG kommt, steht im Machtkampf der Partei klar an der Seite Kippings – und vertritt somit den selben inhaltlichen Kurs. Da auch er seit 2012 im Amt ist, steht seine politische Zukunft ebenfalls in den Sternen. Erst seit 2017 gehört Riexinger dem Bundestag an. Die anderen drei Führungsleute der Linken sind schon länger im Parlament vertreten. (afp)



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