„Wir haben es satt“ – 30.000 Menschen fordern Agrarwende

Wie kann die Landwirtschaft umweltschonender werden? Bei einem großen Protestzug in Berlin trommeln Tausende gegen Riesenställe und Chemie auf den Äckern. Auch internationale Minister sehen Handlungsbedarf.
Titelbild
Mit Traktoren gegen die bisherige Agrarpolitik: "Wir haben es satt"-Demonstration am 20. Januar 2018 in Berlin.Foto: Carsten Koall/Getty Images
Epoch Times20. Januar 2018

Mehr als 30.000 Menschen haben parallel zur Agrarmesse Grüne Woche in Berlin für eine grundlegende Wende zu mehr Tier- und Umweltschutz in der Landwirtschaft demonstriert.

Unter dem Motto „Wir haben es satt“ zogen am Samstag nach Veranstalterangaben mehr als 30.000 Teilnehmer durch das Regierungsviertel. Begleitet von Dutzenden Traktoren forderten sie von der künftigen Bundesregierung ein Verbot des Unkrautgifts Glyphosat und Kennzeichnungspflichten für Lebensmittel. Bei einer Agrarministerkonferenz in Berlin bekannten sich Vertreter von 69 Staaten zu einer weltweit besseren Tierhaltung.

Auf Transparenten bei der Demonstration stand: „Kein Schwein braucht Tierfabriken“, „Wir haben’s glyphosatt“, oder „Ohne Bienen ist kein Staat zu machen“. Der Zug, zu dem 150 Bauern mit ihren Traktoren gehörten, führte auch am Bundeswirtschaftsministerium entlang, in dem die Minister tagten. „Die industrielle Land- und Ernährungswirtschaft verursacht lokal und global Probleme für Bauern, Klima, Tiere und Umwelt“, sagte Jochen Fritz, Sprecher der 100 Organisationen, die zur Demo aufgerufen hatten. Zu den Unterstützern gehörten „Brot für die Welt“, der Tierschutzbund sowie die Umweltverbände Nabu und BUND.

20. Januar 2018 in Berlin. Foto: TOBIAS SCHWARZ/AFP/Getty Images

Das Demonstrationsbündnis forderte mehr Tempo beim Umsteuern hin zu einer ökologischeren Landwirtschaft. Nötig seien dafür auch mehr Geld für bessere Ställe, Pflicht-Kennzeichnungen zur Haltungsform, ein Verbot besonders wichtiger Antibiotika in der Tiermast und ein fairer Agrarhandel. Exportorientierung und Landkonzentration weltweit seien zu überdenken, sagte Jochen Fritz. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte: „Es gibt gute Gründe, die Dinge zu verändern: Artensterben, Grundwasserverschmutzung und Billigexporte nach Afrika.“

Die internationale Agrarministerkonferenz unterstrich das Ziel höherer Standards bei der Tierhaltung, die stärker zum Klimaschutz beitragen solle. Für die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung müsse die Produktion ausgebaut werden, sagte Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) als Gastgeber.

In der globalisierten Welt dürften das Tierwohl und Folgen für Umwelt und Klima aber nicht vernachlässigt werden. Die Abschlusserklärung nennt als Instrumente unter anderem verstärkte Forschung und den Erhalt von Weideflächen.

Gegen den industrimäßigen Anbau auf den Feldern. Foto: Carsten Koall/Getty Images

Der Generaldirektor der Welternährungsorganisation (FAO), José Graziano da Silva, verwies zum Beispiel auf Grassorten, die längere Dürren überstehen könnten. Waldzerstörung zum Schaffen zusätzlicher Weiden müsse vermieden werden.

Für Kleinbauern sei der zunehmende Konsum tierischer Erzeugnisse „eine große Chance“. Ziel müsse eine global „ausgeglichenere Ernährung“ sein, sagte er mit Blick auf Länder mit extrem hohem und sehr niedrigem Fleischkonsum. In den Griff bekommen werden müssten auch Tierseuchen, die sich wie die aktuell in Osteuropa auftretende Afrikanische Schweinepest über Kontinente hinweg ausbreiteten.

Schmidt betonte, Standards für den Handel sollten dazu beitragen, „dass der Wettbewerb nicht über den Preis brutal stattfindet“. Die Minister erläutern in der Abschlusserklärung, dass die Tierhaltung weltweit die Existenzgrundlage für 1,3 Milliarden oft arme und besonders gefährdete Menschen sichere. (dpa)

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