Warum VW jetzt Chips entwickelt
Rennen um autonomes Fahren: VW baut in China eigene KI-Chips
Sorgen vor ausbleibenden China-Chiplieferungen und Entwicklungsdruck bei autonomem Fahren plagen die Autoindustrie. VW kündigt nun einen eigenen Chip an. Mit im Boot ist der chinesische Spezialist Horizon Robotics.

Der Absatz in China läuft bei weitem nicht, wie geplant. VW-Fahrzeuge werden oftmals zu Ladenhütern.
Foto: Mr. Socrates/iStock
Im Wettlauf um die Entwicklung im Bereich autonomes Fahren will der Volkswagen-Konzern in China für die Technologie wichtige Chips selbst entwickeln.
VW übernehme damit die Kontrolle einer „Schlüsseltechnologie, welche die Zukunft des intelligenten Fahrens bestimmen wird“, sagte Konzernchef Oliver Blume in Shanghai zu Eröffnung von Chinas internationaler Importmesse (CIIE).
Carizon, ein Gemeinschaftsunternehmen der VW-Softwaretochter Cariad und des chinesischen Computing-Spezialisten für autonomes Fahren, Horizon Robotics, soll den Chip, der Daten von Kameras und Sensoren für das Fahren verarbeitet, entwickeln. Die Lieferung erwartet VW binnen der kommenden drei bis fünf Jahre.
Erstmals entwickle Carizon nicht nur die Software für automatisiertes Fahren, sondern auch einen KI-Chip, sagte Cariad-Vorstand Peter Bosch.
Ankündigung während Nexperia-Problem
Die Ankündigung der Wolfsburger kommt mitten in der Nexperia-Krise. Das niederländische Unternehmen produziert vor allem Halbleiter und Standardchips, die in großen Stückzahlen in der Autoindustrie verwendet werden.
Am 30. September übernahm die niederländische Regierung die Kontrolle über den Chiphersteller Nexperia, fror dessen Vermögenswerte ein und setzte die chinesischen Führungskräfte ab. Hintergrund ist der wachsende Versuch des Westens, Halbleitertechnologien als strategische Vermögenswerte zu sichern und die technologische Souveränität Europas gegenüber China zu behaupten.
Nexperia wurde 2019 von der chinesischen Firma Wingtech übernommen, die teilweise unter Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas steht – und in den USA auf der schwarzen Liste steht. Nexperia war früher eine Sparte des niederländischen Elektronikkonzerns Philips.
Chinas daraufhin folgender Exportstopps von Nexperia-Chips und die Sorge vor ausbleibenden Lieferungen treffen auch europäische Hersteller und zeigen ihre Abhängigkeit von Hightech-Produkten.
Warum VW jetzt Chips entwickelt
Mit dem hauseigenen China-Chip will sich VW bei autonomem Fahren mit der chinesischen Konkurrenz messen. Im weltgrößten Automarkt, auf dem das Geschäft deutscher Marken zusehends wegschmilzt, preschen vor allem lokale Hersteller gegen ihre ausländische Konkurrenz bei Fahrassistenzsystemen vor.
Bekannte Tech-Konzerne helfen den großen Marken bei der Entwicklung oder sind bereits selbst im Autogeschäft, wie der Smartphone-Hersteller Xiaomi.
Tödliche Unfälle im Zusammenhang mit Fahrassistenzsystemen hatten allerdings Fragen zur Sicherheit aufgebracht. Chinas Regulatoren mahnten die Hersteller vor zu großen Versprechungen für die Technologie.
Fahrassistenzsysteme werden in fünf Stufen eingeteilt – vom Tempomat (Stufe eins) bis zum vollautonomen Fahren (Stufe fünf).
In China arbeiten sich die Marken derzeit zu Stufe drei vor – die Stufe, die VW mit dem Chip anvisiert. Der Mensch hinter dem Steuer dürfte dabei zeitweise und in bestimmten Situationen dem Auto das Fahren überlassen und könnte etwa Zeitung lesen. (dpa/red)
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