Zahl der Drogentoten steigt um 13 Prozent – NRW hat ein Problem bei synthetischen Drogen

Vor allem in Bremen stieg die Anzahl der Drogentoten im ersten Halbjahr 2020. Während SPD-Politiker Karl Lauterbach bestimmte Drogen legalisieren möchte, plädieren andere für eine Erhöhung des Ermittlungsdrucks oder eine Null-Toleranz-Politik.
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Nahaufnahme eines illegalen Geschäftes mit Drogen (Symbolbild).Foto: iStock
Epoch Times20. September 2020

Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2020 erneut gestiegen. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum im vergangenen Jahr nahm sie laut eines Berichts der „Welt am Sonntag“ um gut 13 Prozent zu, auf 662 Drogentote. Einer Abfrage bei den Bundesländern zufolge stieg die Zahl der Drogentoten prozentual nirgends so deutlich wie in Bremen.

Dort gab es 24 Tote, im Vorjahreszeitraum waren es sechs. In 2019 war die Zahl der Drogentoten bereits auf den höchsten Stand seit 2009 gestiegen.

Angesichts der Daten fordert die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig, Hilfen für Langzeitkonsumenten weiter auszubauen. „Jeder Mensch, der an seinem Drogenkonsum verstirbt, ist einer zu viel.“

Null-Toleranz-Politik oder Drogen legalisieren?

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte der „Welt am Sonntag“, die Konsequenz müsse sein, den Ermittlungsdruck auf jene zu erhöhen, „die sich an der Sucht der Abhängigen rücksichtslos bereichern und dabei buchstäblich über Leichen gehen.“

SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach plädiert hingegen dafür, bestimmte Drogen zu legalisieren. „Das sollte man stufenweise einführen, erst mit leichten und dann mit härteren Drogen. Zunächst für Cannabis und Marihuana, später vielleicht auch für Kokain. Damit sollte man testen, wie das funktioniert.“ Es müsse der Grundsatz gelten: Die Konsumenten entkriminalisieren, aber die Drogenhändler konsequent als Straftäter verfolgen. „Die Entkriminalisierung führt dazu, dass man Drogenabhängige besser erreicht“, sagte Lauterbach.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) verlangt hingegen eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Drogen. „Weiche Drogen sind oft der Einstieg in den Drogensumpf. Gerade unsere Kinder und Jugendlichen wären erheblich gefährdet, in eine verhängnisvolle Suchtspirale zu geraten, sollte man Cannabis für den Konsum freigeben“, sagte er.

Wohin eine falsch verstandene Liberalität führe, zeige auch die Droge Crystal. „Nachdem in Tschechien 2010 der Crystal-Besitz zum Eigenverbrauch nicht mehr als Straftat, sondern nur noch als Ordnungswidrigkeit verfolgt wurde, schwappt eine regelrechte Crystal-Welle nach Bayern“, so Herrmann.

NRW hat ein Problem bei synthetischen Drogen

Seit neun Jahren steige die Zahl der von der Polizei registrierten Drogendelikte kontinuierlich an, heißt es in einem Lagebild zur Drogenkriminalität, das die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), und der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, in Berlin vorstellten. Der mit Abstand größte Anstieg (plus 12,2 Prozent) wurde bei Delikten im Zusammenhang mit Kokain verzeichnet. „Die Zahlen steigen seit Jahren, das ist nicht zu akzeptieren“, erklärte Ludwig.

Dem Bericht zufolge wurden 2019 bundesweit 31 illegale Labors zur Herstellung von synthetischen Drogen ausgehoben. Das entspricht einem Anstieg von rund 63 Prozent. Deutschland – und insbesondere Nordrhein-Westfalen – kommt laut BKA zudem eine bedeutende Funktion als Zwischenlager und Transitstaat für Chemikalien zu, die zur Rauschgiftherstellung in den Niederlanden bestimmt sind.

NRW wird von den Betreibern niederländischer Drogenlabors nach Erkenntnissen der Polizei häufig auch als Müllkippe missbraucht. Um die Herkunft zu verschleiern, würden Abfallprodukte der Drogenherstellung häufig in Säcken mit gefälschten Etiketten deutscher Chemiehersteller oder -händler entsorgt, stellte das BKA fest. (dts/dpa/ks)

 



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