Zu schlecht fürs Image: Bericht über die Bundeswehr wird als „geheim“ eingestuft

Bislang hatte das Wehrressort dem Parlament den Zustandsbericht stets als Verschlusssache ("VS - Nur für den Dienstgebrauch") vorgelegt. Mit der höheren Einstufung ist es Abgeordneten künftig untersagt, öffentlich über Inhalte zu sprechen.
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Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times11. März 2019

Das Verteidigungsministerium hat den Bericht zur Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr erstmals als „geheim“ eingestuft. „Eine Kenntnisnahme durch Unbefugte könnte die Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik Deutschland und des Bündnisses schädigen“, sagte ein Sprecher von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Der Verteidigungsausschuss des Bundestages soll sich an diesem Mittwoch mit dem Bericht befassen.

Bislang hatte das Wehrressort dem Parlament den Zustandsbericht stets als Verschlusssache („VS – Nur für den Dienstgebrauch“) vorgelegt. Mit der höheren Einstufung ist es Abgeordneten künftig untersagt, öffentlich über Inhalte zu sprechen. Zuvor war dies zumindest eingeschränkt möglich. Das Papier ist für die Parlamentarier nur noch unter strengen Auflagen in der Geheimschutzstelle des Bundestages einsehbar. Notizen zu machen, ist nicht gestattet.

Einsatzbereitschaft der Bundeswehr schlecht?

Die Opposition will die Befassung mit dem neuen Bericht „wegen erschwerter Arbeitsbedingungen“ um eine Woche verschieben. Grünen-Verteidigungsexperte Tobias Lindner kündigte einen entsprechenden Antrag von Grünen, FDP und Linken an.

„Anscheinend ist die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr so schlecht, dass es besser die Öffentlichkeit nicht erfahren sollte. Warum ein Bericht, der seit Jahren `VS – NfD` war, plötzlich als geheim eingestuft wird, bleibt Betriebsgeheimnis des Ministeriums“, sagte Lindner dem RND.

Auch die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, äußerte sich irritiert.

Ich nehme an, der Zustand ist so katastrophal, dass man darüber lieber laut und öffentlich nicht sprechen möchte. So viel zur Trendwende. Trauriger als das Theaterstück von Samuel Beckett: Warten auf Godot.“

Ähnlich kritisch äußerte sich der Linken-Verteidigungspolitiker Alexander Neu. Um die Kontrollfunktion der Abgeordneten noch weiter zu behindern, werde das Dokument erstmals so hoch eingestuft, dass es nur in der Geheimschutzstelle des Bundestages einsehbar und somit eine inhaltliche Vorbereitung der Abgeordneten kaum möglich sei.

Erwartung nach mehr Offenheit

Er habe eigentlich erwartet, dass die Ministerin nunmehr gegenüber dem Parlament auf mehr Offenheit bedacht sei, sagte Neu dem RND mit Blick auf die Berater-Affäre und die Affäre um die Sanierung des Segelschulschiffes „Gorch Fock“. Leider setze sie ihr Verhalten fort, so Neu. Das Verteidigungsministerium verwies auf den neuen, künftig an die halbjährlichen Rüstungsberichte gekoppelten Rhythmus des Zustandsberichtes.

Dieser erlaube genauere Rückschlüsse auf die augenblicklichen Fähigkeiten bei wichtigen Waffensystemen. „Gleichzeitig wird die Transparenz und Aktualität der regelmäßigen Berichte zur Materiellen Einsatzbereitschaftslage an das Parlament erhöht. Denn von nun an wird der Bericht halbjährlich erstellt und mehr Waffensysteme einschließen denn je“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. (dts)



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