90 Milliarden Dollar Risiko: Deutsche Banken zittern wegen Italien

Auf 90 Milliarden Dollar wird das Risiko deutscher Banken in Italiens maroden Banken geschätzt. Das berichten die Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Gestern forderte deshalb der Chefökonom der Deutschen Bank eine neue Banken-Rettung aus Steuergeldern. Ein großes Problem ist, dass Italien nicht in der Lage sein wird, seine Banken selbst zu retten.
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Insgesamt 550 Milliarden Euro haben Banken aus aller Welt an Italien verliehen.Foto: ARIS MESSINIS/AFP/Getty Images
Epoch Times11. Juli 2016

Um einen Banken-Run zu vermeiden fordert der Chefökonom der Deutschen Bank gestern 150 Milliarden Euro in Form eines staatlichen Rettungsprogramms für europäische Banken. „Europa ist schwerkrank und muss die bestehenden Probleme extrem schnell angehen, sonst droht ein Unfall“, sagte David Folkerts-Landau der „Welt am Sonntag“.

Das Problem an der italienischen Bankenkrise: Viele ausländische Banken sind darin mit Milliardenbeträgen verwickelt. Der italienische Staat wird seine eigenen Banken jedoch nicht retten können, weil er selbst bei diesen hoch verschuldet ist. Italien zahlt bis heute Kredite ab, die Jahrzehnte zurückreichen – zum Beispiel von den Olympischen Spielen in Rom 1960 oder vom Bau der U-Bahn vor über 60 Jahren, berichten die Deutschen Wirtschafts Nachrichten (DWN). Diese Kredite wurden seinerzeit mit einem Zins von 5 Prozent aufgenommen. Über die Bedingungen wurde jedoch im Nachhinein nicht mehr mit den Gläubigern verhandelt.

Italiens Banken haben deshalb besonders viel ausfallgefährdete Kredite in ihren Büchern. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 360 Milliarden Euro auf dem Spiel stehen – so viel wie in keinem anderen Bankensystem der Eurozone.

Banken dieser Länder haben in Italien Ansprüche

Insgesamt 610 Milliarden Dollar, umgerechnet 550 Milliarden Euro, haben Banken aus aller Welt an Italien verliehen. Frankreich führt die Liste der Gläubiger an. Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) schätzte für das letzte Quartal 2015 die Summe der Forderungen der Franzosen über 278 Milliarden Dollar auf einer unmittelbaren Counterparty-Basis. Auf Platz 2 liegen deutsche Institute mit Forderungen über 90 Milliarden Dollar. Banken aus den USA waren mit 50 Milliarden Dollar involviert, Kreditinstitute aus Spanien hatten eine „Exposure“ von rund 48 Milliarden Dollar. Danach folgten Großbritannien, Japan und die Niederlande mit jeweils rund 30 Milliarden Dollar, berichten die DWN.

Der Chefökonom der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, schlug angesichts dieser Verstrickungen ein neues milliardenschweres Banken-Rettungsprogramm vor. Er behauptet: „Mit 150 Milliarden Euro lassen sich die europäischen Banken rekapitalisieren“. Allerdings brauche Italien besondere Aufmerksamkeit. Der vermutete Kapitalbedarf der dortigen Banken sei mit 40 Milliarden Euro vorsichtig kalkuliert, so Folkerts-Landau.

Erst am Freitag hatte die italienische Notenbank erklärt, das Land brauche ein öffentliches Sicherheitsnetz, das im Notfall greifen könne.

Die italienischen Banken sind mit Abstand die größten Gläubiger der italienischen Staatsschulden und können deshalb vom Staat keine Hilfe erwarten. Die Schuldenquote liegt mit 130 Prozent des BIPs höher als in allen anderen EU-Ländern mit Ausnahme von Griechenland (175%). 2,2 Billionen Euro schuldet Italien seinen Gläubigern. Höhere Steuern werden deshalb zum Schuldentilgen verwendet.

Allein die Stadt Rom hat etwa 13,6 Milliarden Euro Schulden bei mehr als 12.000 verschiedenen Gläubigern, berichten die DWN. (rf)



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