Aufruhr in Österreich: Wieviel ist genug Pressefreiheit?

Das Innenministerium Österreichs empfahl, die Kommunikation mit den Zeitungen "Kurier" und "Standard" auf das rechtlich vorgesehene Maß zu beschränken. Österreichs Opposition sprach von einem "Maulkorberlass".
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Wiener Ringstrasse, Burgtheater und Straßenbahn bei Sonnenaufgang, Wien, Österreich.Foto: iStock
Epoch Times25. September 2018

In einer am Montag bekannt gewordenen E-Mail an die Landespolizeidirektionen hatte das vom FPÖ-Politiker Herbert Kickl geführte Innenministerium empfohlen, die Kommunikation mit den Zeitungen „Kurier“ und „Standard“ sowie mit dem linken Wochenmagazin „Falter“ auf das rechtlich vorgesehene Maß zu beschränken – und diesen keine „Zuckerl“ zu geben, wie die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete.

Darüber hinaus wird in dem Schreiben dazu geraten, bei Verbrechen konsequent die Herkunft der Täter zu nennen.

Österreichs Opposition sprach von einem „Maulkorberlass“

Die Opposition verurteilte eine entsprechende Anweisung des Innenministeriums an die Polizei als „Maulkorberlass für unabhängige Medien“. Sie beklagte einen Versuch der „Orbanisierung“ Österreichs und spielte damit auf die Einschränkung der Pressefreiheit durch Ungarns Regierungschef Viktor Orban an.

Die liberale Neos-Partei forderte, Kickl müsse am Mittwoch vor das Parlament zitiert werden. Kurz müsse „Konsequenzen ziehen“.

Sebastian Kurz sah sich zur Klarstellung gezwungen

Der Bundeskanzler sah sich am Rande der UN-Generaldebatte zu seiner Klarstellung gezwungen. Es dürfe durch Kommunikationsverantwortliche keine Ausgrenzung gewisser Medien geben, sagte er laut österreichischen Medien.

„Für einen freien und unabhängigen Journalismus im Land tragen besonders Parteien und Regierungsinstitutionen sowie öffentliche Einrichtungen eine hohe Verantwortung. Jede Einschränkung von Pressefreiheit ist nicht akzeptabel“, fügte er laut APA hinzu.

Das Innenministerium verteidigte derweil das Schreiben.

Es beinhalte lediglich „Anregungen und Kommentare ohne jeden Verbindlichkeits- oder gar Weisungscharakter“ und sei nicht auf eine Initiative Kickls zurückzuführen. Der „Verdacht der Voreingenommenheit gegenüber gewissen Medien“ sei aber „durchaus nicht aus der Luft gegriffen“, erklärte ein Ministeriumssprecher laut APA am Montagabend.

Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) übte scharfe Kritik an dem Vorstoß des Innenministeriums im Nachbarland. „Das ist eine systematische Ungleichbehandlung von professionellen Medien und ein Verstoß gegen die Pressefreiheit“, sagte der DJV-Vorsitzende Frank Überall der „Heilbronner Stimme“ (Mittwochsausgabe). „Dieses Vorgehen ist zudem einer amtlichen Organisation nicht angemessen.“

Überall nannte die Rufe nach einem UN-Sonderbeauftragten zum Schutz der Medien berechtigt. „Es zeigt sich, dass Repressalien gegen Medien nicht nur auf manche Entwicklungsländer begrenzt sind, sondern wir brauchen nur in Richtung Trump, nach Polen oder Ungarn schauen, oder jetzt nach Österreich, um Zeuge einer beklemmenden Entwicklung zu werden.“ (afp)



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