Behördenversagen: 15-Jährige auf Reise zur Mutter in ungarisches Heim eingeliefert

Europaweite Vernetzung zum Datenaustausch? Fehlanzeige, wie der Fall der 15-jährigen Jelena beweist. Das Mädchen wird aufgrund einer bereits gelöschten Vermisstenanzeige in Ungarn aufgegriffen und sitzt seit drei Wochen im Kinderheim fest.
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Die 15-jährige Jelena will zu ihrer Mutter (Symbolbild).Foto: iStock
Epoch Times5. Oktober 2019

Der Angermünder Pfarrer Christian Johnson ist fassungslos. Unglaublich, was einem seiner Schützlinge widerfahren ist. Seit Jahren unterstützt der Geistliche Migranten. So hat er laut „MOZ“ die Fürsorge für Jelena (Name geändert) und ihre Geschwister übernommen, um die überforderte alleinerziehende Mutter zu entlasten.

Als sich die 15-Jährige auf ihre lange Reise in die serbische Stadt Niš begab, um ihre Mutter zu besuchen, kam es zu Komplikation. Zuvor hatten Mutter und Tochter beschlossen, dass das Mädchen mit dem Bus fährt. Die Verhältnisse innerhalb der Familie seien durchaus kompliziert, heißt es dazu vom Pfarrer.

Anstatt den direkten Weg nach Serbien einzuschlagen, vertrödelte die Jugendliche nach Reiseantritt am 31. August erstmal einige Tage in Berlin – heimlich. Sie wurde als vermisst gemeldet. Als Pfarrer Johnson sie aufgespürt hatte, veranlasste er die Löschung der Vermisstenmeldung bei der Polizei Angermünde, die die Information auch an das zuständig LKA weiterleitete. Das Mädchen machte sich auf den Weg nach Serbien.

Als Jelena die EU-Außengrenze passieren wollte, erlebte sie eine böse Überraschung. Die ungarischen Behörden stoppten die „Vermisste“ und brachten sie in ein Kinderheim. Warum? Das Schengen-Informationssystem (SIS) enthielt noch immer die Vermisstenmeldung.

Seit dem 14. September sitzt die 15-Jährige nun schon im Heim fest – genau drei Wochen. „Dass die Vermisstenanzeige längst gelöscht wurde und das Mädchen seine Reise zur Mutter fortsetzen könnte, scheint das Jugendamt Budapest nicht zu interessieren“, so Johnson laut „MOZ“. Es bestehe darauf, von einer autorisierten Person abgeholt zu werden. „Das ist aber bei einer Durchreisenden, die irrtümlich festgesetzt wurde, weder legal noch realisierbar“, schimpft der Angermünder Pfarrer.

Schließlich borgte sich Jelenas Mutter das Geld für die Reise. An der Grenze zu Ungarn wurde sie abgewiesen. Die Behörden hielten den Anlass ihrer Reise für abstrus. Laut „MOZ“ wurde die Mutter vorübergehend wegen des Verdachts auf Menschenhandel festgesetzt.

Johnson hat sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt, um den in seinen Augen unrechtmäßigen Freiheitsentzug zu beenden. Er wandte sich an: Brandenburger Polizei, LKA, BKA, Interpol, die Landesbeauftragten für Datenschutz und Integration, Landesregierung, Auswärtiges Amt, ungarische Botschaft und die serbische Botschaft – erfolglos.

„Dass die Vermisstenanzeige nicht schnell genug gelöscht wurde, war ein bedauerlicher Fehler“, betonte Brandenburgs Staatssekretär Thomas Kralinski, Bevollmächtigter für Internationales. Er wollte sich des Falles annehmen. Doch das Amt in Budapest besteht nach wie vor auf eine Abholung des Kindes. Laut „MOZ“ sagte Kralinski: „Wir können da nichts tun.“ (sua)



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