Belgrad: 60 Verletzte und 23 Festnahmen bei Protesten gegen Ausgangssperre

Bei Protesten gegen eine geplante neue Corona-Ausgangssperre in Serbien ist es zu Ausschreitungen gekommen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Die Ausgangssperre soll von Freitag bis Montag gelten.
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Demonstranten stürmen das Parlamentsgebäude.Foto: OLIVER BUNIC/AFP via Getty Images
Epoch Times8. Juli 2020

Bei Protesten gegen eine geplante neue Corona-Ausgangssperre in Serbien sind dutzende Menschen verletzt worden. 43 Polizisten und 17 Demonstranten seien bei den Ausschreitungen in der Nacht zum Mittwoch verletzt worden, sagte Polizeichef Wladimir Rebic dem Sender RTS am Mittwoch. 23 Menschen wurden festgenommen.

Kurz vor den Protesten hatte Präsident Aleksandar Vucic die neue Ausgangssperre angekündigt, die von Freitag bis Montag gelten soll.

Tausende Menschen demonstrierten am Dienstagabend im Zentrum von Belgrad gegen die Maßnahme. Die zunächst friedlichen Proteste schlugen später in Gewalt um: Demonstranten warfen Steine auf Polizisten und feuerten Leuchtraketen ab, wie Fernsehbilder zeigten. Eine Gruppe Demonstranten stürmte das Parlamentsgebäude. Die Polizei setzte Tränengas ein.

Die Demonstranten forderten Vucic in Sprechchören zum Rücktritt auf. Kritiker werfen ihm vor, die Beschränkungen zu rasch gelockert und so eine zweite Corona-Infektionswelle begünstigt zu haben, nur um am 21. Juni Parlamentswahlen abhalten zu können. Die Partei des Präsidenten hatte die Wahlen klar gewonnen.

Eine Menschenrechtsgruppe warf der Polizei am Tag nach den Protesten übermäßige Gewalt vor. Auf Aufnahmen des regionalen Fernsehsenders N1 war zu sehen, wie Polizisten drei Männer, die friedlich auf einer Bank saßen, mit Schlagstöcken schlugen. „Wir haben nur Gewalt angewendet, wenn sie gegen uns angewendet wurde“, erklärte Polizeichef Rebic.

Neue Demonstrationen angekündigt

Regierungschefin Ana Brnabic, die Vucics Partei SNS angehört, verurteilte die Proteste als „gewaltsamen Angriff auf das Parlament“. Die Allianz für Serbien, ein Bündnis von Oppositionsparteien, das die Wahlen im Juni boykottiert hatte, kündigte für Mittwochabend eine neue Demonstration in Belgrad an.

Kurz vor Ankündigung der Ausgangssperre wurden 13 Todesfälle binnen 24 Stunden verzeichnet – so viele wie noch nie seit Beginn der Ausbreitung des neuartigen Virus in Serbien.

Zunächst war noch unklar, ob die neue Ausgangssperre nur für Belgrad gelten soll oder das ganze Land. Dies werde der Krisenstab der Regierung entscheiden, sagte Vucic auf einer Pressekonferenz. Nach Angaben des Staatschefs werden derzeit fast 4000 Corona-Patienten in Krankenhäusern behandelt. „Niemand kann diese Zahlen aushalten“, sagte Vucic. „Wir wollen nicht unsere Ärzte töten.“

Bereits vergangene Woche hatte die Regierung verschiedene Corona-Einschränkungen in mehreren Städten wieder eingeführt. Besonders schwierig ist die Lage laut örtlichen Medien in der südwestserbischen Stadt Novi Pazar. Dort klagten Krankenhäuser Berichten zufolge über einen massiven Patientenandrang und einen Mangel an medizinischer Ausrüstung.

In Serbien war erstmals am 6. März eine Corona-Infektion nachgewiesen worden. Seither wurden in dem Balkanstaat mit seinen sieben Millionen Einwohnern fast 17.000 Infektions- sowie 330 Todesfälle gezählt. Bereits im März hatte die Regierung landesweit strenge Ausgangsbeschränkungen verhängt. Diese wurden jedoch im Juni aufgehoben.

Nach einem erneuten Lockdown in Serbien versuchen Protestanten in Belgrad das Parlamentsgebäude zu stürmen. Foto: OLIVER BUNIC/AFP via Getty Images

(afp/nh)



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