UK: Blondschopf „Boris“ nimmt Kurs auf das Amt des Regierungschefs

Titelbild
Brexit-Hardliner Boris Johnson.Foto: Peter Summers/Getty Images
Epoch Times30. Mai 2019

Er ist unverkennbar mit seinem strohblonden Haarschopf: Der Brexit-Hardliner Boris Johnson gilt derzeit als Favorit für die Nachfolge der scheidenden Premierministerin Theresa May.

Er will neuer Parteichef der konservativen Tories werden und dann auch Regierungschef. Johnson hat einige politische Erfolge vorzuweisen, sich mit seiner polternden Art aber auch Feinde gemacht. Überdies muss er wegen der Verunglimpfung der EU mit falschen Aussagen vor Gericht.

Sein politisches Geschick bewies Johnson durch die zweimalige Wahl zum Bürgermeister von London – einer normalerweise eher links wählenden Stadt.

Johnson muss sich vor Gericht verantworten

Seine Entscheidung, die Brexit-Kampagne zu unterstützen, gilt als Wendepunkt in den Austrittsbestrebungen des Vereinigten Königreichs, und führte zum Sieg der Brexitbefürworter. Die Entscheidung brachte ihm aber auch Kritik wegen irreführender Behauptungen ein.

Weil er die Briten vor dem Referendum zum EU-Austritt belogen haben soll, muss er jetzt vor Gericht Rede und Antwort stehen. Der Termin für eine Voranhörung steht allerdings noch nicht fest.

Johnson hatte vor dem Brexit-Referendum behauptet, Großbritannien zahle wöchentlich 350 Millionen Pfund (400 Millionen Euro) an die Europäische Union – eine Summe, die selbst Austrittsbefürworter nach dem erfolgreichen Referendum als grob übertrieben bezeichneten.

Bereits nach seinem Triumph beim Brexit-Votum galt Johnson als Favorit für den Posten des Premierministers – doch erst grätschte ihm sein bis dahin engster Unterstützer Michael Gove dazwischen, in dem er selbst seine Kandidatur verkündete, und dann kam ihm die zielstrebige Theresa May dazwischen.

Johnson wird nur „Boris“ genannt

Johnson, von vielen einfach nur „Boris“ genannt, wurde 1964 in New York als Alexander Boris de Pfeffel Johnson geboren. Schon als Kind habe er den Wunsch geäußert, einmal „König der Welt“ zu werden, verriet seine Schwester Rachel dem Biographen Andrew Gimson. Rachel kandidierte bei der Europawahl vergangene Woche für die Anti-Brexit-Partei Change UK.

Ihr Bruder Boris erhielt als Schüler ein Stipendium für die Eliteschule Eton, las an der Universität Oxford Klassiker und war dort Mitglied in dem für sein Rowdytum bekannten Bullingdon Club.

Nach dem Studium wurde Johnson Journalist – und von der Zeitung „The Times“ nach einem Jahr gefeuert, weil er Zitate fälschte. Dann arbeitete er für „The Daily Telegraph“, war Redakteur für das Magazin „Spectator“ und verfasste mehrere Geschichtsbücher.

Von 1989 bis 1994 Brüsseler Korrespondent für den „Telegraph“ machte er sich über EU-Institutionen und angebliche EU-Beschlüsse lustig. In Brüssel zerbrach die Ehe mit seiner ersten Frau Allegra Mostyn-Owen. Er heiratete seine Jugendfreundin Marina Wheeler, mit der er vier gemeinsame Kinder hat. Das Paar trennte sich 2018.

Seine politische Karriere begann Johnson 2001 als Abgeordneter, bevor er 2008 zum Bürgermeister von London gewählt wurde. International gewann er durch die Organisation der Olympischen Spiele in London 2012 an Profil.

Johnson nur Fahrradfahrer im Kopf?

Kritiker werfen ihm vor, sein Erbe als Bürgermeister beschränke sich auf eine bessere Verkehrsinfrastruktur für Fahrradfahrer. Ein Jahr vor dem Ende seiner Amtszeit als Bürgermeister kehrte Johnson als Abgeordneter ins Unterhaus zurück.

Seine Ernennung zum Außenminister im Jahr 2016 galt als gewiefter Schachzug der neuen Premierministerin May – angesichts früher undiplomatischer, teils rassistischer Bemerkungen Johnsons unter anderem über Ex-US-Präsident Barack Obama aber auch als ungeschickt.

Das Institut Chatham House bezeichnete Johnson als den „erfolglosesten“ britischen Außenminister seit dem Zweiten Weltkrieg: Wo Ernsthaftigkeit und Detailgenauigkeit erforderlich gewesen seien, habe Johnson witzige Sprüche geklopft.

May schien erleichtert, als Johnson im Sommer vergangenen Jahres seinen Rücktritt erklärte. Doch während ihre politische Autorität schrumpfte, schnitt Johnson sein widerspenstiges Haar, verlor ein paar Kilos, zeigte sich mit seiner neuen, deutlich jüngeren Freundin und machte sich offenbar bereit für ein mögliches neues Amt. (afp)



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