Britischer Labour-Chef Corbyn will sich Parteimeinung zu Brexit beugen

86 Prozent der Labour-Anhänger Großbritanniens sind dafür, ein zweiten Referendum durchzuführen. Die Labour-Partei wird über ihre Forderung abstimmen – Jeremy Corbyn will sich der Partei-Mehrheit beugen.
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Brexit oder nicht Brexit?Foto: iStock
Epoch Times23. September 2018

Die oppositionelle britische Labour-Partei will nach den Worten von Parteichef Jeremy Corbyn in den kommenden Tagen über die Forderung nach einem zweiten Brexit-Referendum abstimmen. Er selbst rufe nicht zu einem neuerlichen Referendum auf, werde sich der Entscheidung des bis Mittwoch dauernden Parteitags in Liverpool jedoch beugen, sagte Corbyn dem „Sunday Mirror“. In Liverpool demonstrierten derweil rund 5.000 Menschen für ein zweites Brexit-Referendum.

Laut einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage für die Zeitung „The Observer“ sind 86 Prozent der Labour-Anhänger dafür, die Bevölkerung in einem zweiten Referendum über die Ergebnisse der Austrittsverhandlungen mit der EU abstimmen zu lassen. Nur acht Prozent der Labour-Anhänger sind gegen ein solches Referendum.

Mehrere Labour-Abgeordnete und ranghohe Parteivertreter, darunter Londons Bürgermeister Sadiq Khan, haben sich ebenfalls für ein zweites Brexit-Referendum ausgesprochen.

In Liverpool gingen am Sonntag rund 5.000 Menschen für ein zweites Referendum auf die Straße. Mit Plakaten mit Aufschriften wie „Es ist noch nicht zu spät“ oder „Jeremy, hör auf uns“ erhöhten sie den Druck auf den Labour-Chef. Corbyn müsse auf die Parteimitglieder hören, sagte die 60-jährige Demonstrantin Claire Hallett: „Als Parteichef kann er nicht nur nach seiner eigenen Meinung gehen, er muss die Meinung der Partei vertreten.“

Corbyn sprach sich angesichts der Schwäche der konservativen Premierministerin Theresa May derweil für Neuwahlen aus. „Die Regierung sieht nicht sehr stark aus“, sagte er der BBC. Labour sei für Neuwahlen bereit.

Weiteres wichtiges Thema des viertägigen Labour-Parteitags dürften Antisemitismusvorwürfe sein. Corbyn zählt zum Linksaußen-Flügel der Partei, der als propalästinensisch gilt. Schon seit seiner Wahl 2015 wird ihm vorgeworfen, nicht entschlossen genug gegen antisemitische Äußerungen in den eigenen Reihen vorzugehen. Auch Corbyn selbst sah sich immer wieder dem Vorwurf des Antisemitismus ausgesetzt.

Im August hatte Corbyn schließlich ein „echtes Problem“ mit Antisemitismus in seiner Partei eingeräumt. Anfang September nahm die Parteispitze eine internationale Antisemitismus-Definition in ihre Statuten auf.

Es sei derzeit „schwierig“, als Jüdin Mitglied der Labour-Partei zu sein, sagte die Abgeordnete Ruth Smeeth bei einem Treffen des Jewish Labour Movement am Rande des Parteitags am Sonntag. „Ich hätte nie gedacht, dass es so weit kommen würde. Doch wir werden diesen Kampf gewinnen.“ (dpa)



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