Brückeneinsturz in Genua: Hunderte Rettungskräfte suchen nach Verschütteten

Nach dem verheerenden Einsturz einer Autobahnbrücke im norditalienischen Genua haben die Rettungskräfte in der Nacht unter den Trümmern weiter nach Überlebenden gesucht. Regierungschef Giuseppe Conte forderte bei einem Besuch am Unglücksort eine Überprüfung der "gesamten Infrastruktur" im Land.
Titelbild
In der italienischen Hafenstadt Genua ist die vierspurige Autobahnbrücke Ponte Morandi eingestürzt. Es gab Tote und Verletzte, mehr als 300 Rettungskräfte waren im Einsatz.Foto: Antonio Calanni/AP/dpa
Epoch Times15. August 2018

Nach dem verheerenden Einsturz einer Autobahnbrücke im norditalienischen Genua mit dutzenden Toten haben die Rettungskräfte in der Nacht zum Mittwoch unter den Trümmern weiter nach Überlebenden gesucht.

Mit Flutlicht und der Unterstützung von Spürhunden suchten hunderte Einsatzkräfte unter den schweren Betonteilen nach Verschütteten. Regierungschef Giuseppe Conte forderte bei einem Besuch am Unglücksort am Abend eine Überprüfung der „gesamten Infrastruktur“ im Land.

Nach Angaben des Zivilschutzes sind insgesamt rund tausend Einsatzkräfte an den Bergungsarbeiten beteiligt, darunter Beamte von Feuerwehr und Polizei sowie Mitarbeiter des Roten Kreuzes.

„Die Hoffnung stirbt nie, wir haben bereits ein Dutzend Menschen aus den Trümmern gerettet“, sagte ein Vertreter der Feuerwehr, Emanuele Gissi, der Nachrichtenagentur AFP. Er kündigte an, die Helfer blieben „rund um die Uhr“ im Einsatz.

Ein zur Verstärkung eingetroffener Feuerwehrmann aus Frankreich, Patrick Villardry, sagte AFP, der Einsatz sei äußerst schwierig. „Die ersten Opfer an der Oberfläche konnten in Sicherheit gebracht werden, jetzt muss unter den Trümmern der Häuser gesucht werden, aber da sind tausende Tonnen Beton.“

Die vierspurige Morandi-Brücke im Westen von Genua war am Dienstag auf einer Strecke von mehr als 200 Metern eingestürzt, wie Luftaufnahmen zeigen. Lastwagen und Autos stürzten etwa 45 Meter in die Tiefe und wurden teils unter Betontrümmern begraben.

Ein marokkanischer Lkw-Fahrer, der auf der Brücke gerade noch rechtzeitig anhalten konnte, berichtete von dem Unglück: „Ich sah einen grünen Lastwagen vor mir anhalten und dann zurücksetzen, also hielt ich auch an, schloss den Lkw ab und rannte“, sagte der 39-jährige Afifi Idriss AFP. Der grüne Lkw stand am Dienstagabend noch immer auf dem Rest der Brücke – direkt vor dem Abgrund.

Die 1967 errichtete Brücke überpannte dutzende Bahngleise sowie ein Industriegebiet mit Gebäuden und Fabriken. Zum Unglückszeitpunkt wurden Wartungsarbeiten an der Brücke vorgenommen, überdies gab es ein Unwetter.

Die Zahl der Opfer stand in der Nacht zum Mittwoch noch nicht endgültig fest. Innenminister Matteo Salvini sprach von „rund 30 bestätigten Todesopfern und vielen Schwerverletzten“. Regierungschef Conte, der am Abend am Unglücksort eintraf, nannte eine vorläufige Zahl von 25 Toten und 16 Verletzten, darunter neun Schwerverletzte. Italienische Medien zitierten in der Nacht Kreise des Innenministeriums, wonach 31 Menschen ums Leben kamen, von denen fünf noch nicht identifiziert seien. 16 Menschen wurden demnach verletzt, zwölf davon schwer.

Der italienische Vize-Regierungschef und Chef der Fünf-Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio, wollte sich am Mittwochvormittag gemeinsam mit Verkehrsminister Danilo Toninelli zum Unglücksort begeben. Salvini wird am Nachmittag dort erwartet.

Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella erklärte, Genua und ganz Italien seien von einer Katastrophe getroffen worden. „Italiener haben das Recht auf moderne und effiziente Infrastruktur, die sie sicher durch ihren Alltag bringt“, erklärte er.

Conte sagte, die „gesamte Infrastruktur“ Italiens müsse überprüft werden. „Wir dürfen nicht zulassen, dass sich eine solche Tragödie wiederholt.“

Die Unglücksursache ist noch unklar. „Eine solche Brücke stürzt nicht wegen eines Gewitters oder eines Blitzes ein“, sagte Vize-Verkehrsminister Edoardo Rixi laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa. Er kündigte zudem an, dass die gesamte Brücke abgerissen werden muss. (afp)



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