Chinesische Industrie-Spione entlarvt

Auch Deutschland von Agenten unterwandert?
Titelbild
Besucher am Messestand von Alcatel im Georgia World Congress Center in Atlanta - Juni 2001. Alcatel ist Ziel chinesischer Industriespione in Europa. (Getty Images)
Epoch Times7. Juli 2005

Ungestört arbeitet ein chinesisches Industriespionage-Netzwerk seit Jahren in Europa. Nach dem Ende des Kalten Krieges hat der chinesische Nachrichtendienst den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Industriespionage verlegt. Mit dieser Änderung der Strategie wurden zunehmend im Westen lebende chinesische Studenten und Wissenschaftler als Informanten rekrutiert.

Das Ausmaß der Spionagetätigkeit lässt sich genauer erkennen, nachdem kürzlich ein chinesischer Agent der Pekinger Regierung den Rücken gekehrt hat. Der seit zehn Jahren als Wissenschaftler an europäischen Universitäten und Firmen tätige Agent übergab dem belgischen Nachrichtendienst ‚Sûreté de l‘État‘ eine brisante Liste mit Informationen von über 100 chinesischen Informanten, berichtet die britische Tageszeitung ‚Telegraph‘ am 3. Juli.

Vorgehen gegen Chinas Spionage politisch unerwünscht?

Es begann mit einem Auftrag eines europäischen Wirtschaftsunternehmens, sagte Claude Moniquet, CEO von ESISC, einem Privatunternehmen in Brüssel, das sowohl Regierungen als auch Privatfirmen in Sicherheitsfragen auf höchstem Level berät: „Bei der Suche nach Industriespionage führte die Spur zu einem chinesischen Studentenverein in der belgischen Universitätsstadt Leuven.“ Das ist ein Verein mit etwa 500 chinesischen studentischen

Mitgliedern. „Selbstverständlich sind nicht alle chinesischen Studenten in die Spionagetätigkeit verwickelt.“ Jedoch ist das Spionagenetzwerk mit einigen Dutzenden von chinesischen Stundenten und Wissenschaftlern nichts Unbekanntes. „Mehrere Nachrichtendienste haben dieses Netzwerk seit fast zwei Jahren beobachtet. Es scheint aber so, als ob auf politischer Ebene ein Vorgehen unerwünscht ist, um das Verhältnis zu China nicht zu stören.“ Auch der Überläufer ist Mitglied des Chinesischen Studenten- und Akademiker Vereins in Leuven.

Das Spionage-Netzwerk ist laut Informationen von ESISC besonders aktiv in Ländern Mitteleuropas, darunter Belgien, die Niederlande, aber auch in Frankreich, Großbritannien und Deutschland. „Sie sammeln in erster Linie Informationen aus der Industrie.“ Auch die französische Telekommunikationsfirma Alcatel, die den 10 Mio. schweren Vertrag für den Bau des Galileo Satelliten Systems erhalten hat, könnte betroffen sein. Vermutlich dank seiner erfolgreichen Spionagearbeit ist es China gelungen, als offizieller Vertragspartner bei diesem Projekt mitzuwirken.

Brüssel ist ein Leckerbissen für chinesische Spionagetätigkeit

Nicht nur die in englischer Sprache abgehaltenen Kurse, die häufig in belgischen Hochschulen angeboten werden, bieten einen einfachen Einstieg für die chinesischen Studenten. Brüssel ist für die chinesischen Agenten besonders attraktiv wegen der zahlreichen in Brüssel ansässigen europäischen oder internationalen Institutionen. In Leuven scheinen die Katholische Universität Leuven (KUL) mit ihrem Spitzenruf und IMEC, das führende Forschungszentrum für Mikroelektronik als Kooperationspartner nicht nur ein Magnet für die chinesischen Studenten zu sein, ein Besuch im Mikroelektronikzentrum in der KUL stand auch auf dem Programm des chinesischen Premierministers Wen Jiabao, als er Belgien Anfang Mai einen Besuch abstattete.

Auch die Uni wurde geködert

Im Rahmen eines im Juni unterzeichneten Kooperationsabkommen mit Chinas Elite-Universität Qinghua hat sich KUL für die folgenden fünf Jahre verpflichtet, jedes Jahr zwei Doktoranden von Qinghua nach Leuven zur Promovierung einzuladen und ihr Studium in Belgien zu finanzieren. „Für die chinesische Regierung ist es viel einfacher, Studenten und Wissenschaftler als Informanten zu gewinnen als professionelle Agenten für einen neuen technischen Beruf umzuschulen.“, meinte der Sicherheitsexperte Moniquet.

Über die Studentenvereine im Ausland werden die chinesischen Studenten und Wissenschaftler streng kontrolliert. „Bei den jährlichen Neuwahlen in den Studentenvereinen sind immer auch Vertreter der chinesischen Botschaft anwesend“, bestätigte eine Frau aus Leuven, die aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden möchte. Moniquet ist besorgt: „Das Gefährliche an der Sache ist, dass jeder einfache chinesische Student oder Wissenschaftler in diesem System sehr schnell zu Spionagetätigkeit verführt oder erpresst werden kann.“

China setzt Druckmittel ein

Die beliebtesten Druckmittel des chinesischen Sicherheitsdienstes sind die Verlängerung der Pässe und die Sicherheit der Familienangehörigen in China, sagte Xiaoming Peng, Vorsitzender des unabhängigen Chinesischen Studenten- und Akademiker Vereins in Deutschland. Peng verlor seine Arbeit als Lehrer an einer privaten chinesischen Schule in Bonn auf Druck der chinesischen Botschaft. Er hatte unliebsame Artikel über Pekings Politik in chinesischen Auslandszeitungen geschrieben.

Beim Erkennen von Spionage-tätigkeit ist die Kultur laut Moniquet ein besonderes Hindernis: „Für Europäer ist es zum Beispiel viel schwieriger, chinesische Agenten zu verstehen als russische.“

Sicherheitsbeamte in Europa befürchten, dass es immer schwieriger wird, die Spionagetätigkeit der chinesischen Agenten zu bekämpfen, zumal die Zahl der aus dem Reich der Mitte einreisenden Studenten und Wissenschaftler in den letzten Jahren um ein Vielfaches gestiegen ist. Lea Zhou /German EPT



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