Deutsch-französische Abgeordnete wirbt für neue „Streitkultur“ mit Berlin

Die Vorsitzende des Europaausschusses im französischen Unterhaus rät vor der Unterzeichnung des neuen Partnerschaftsabkommens dazu, "auch mal unsere rosarote Brille abzusetzen".
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Deutschland-, Frankreich-, EU-Flagge.Foto: ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images
Epoch Times18. Januar 2019

Sie sitzt als einzige Deutsche in der französischen Nationalversammlung und wirbt für eine neue „Streitkultur“ zwischen Berlin und Paris: Die Vorsitzende des Europaausschusses im französischen Unterhaus, Sabine Thillaye, rät vor der Unterzeichnung des neuen Partnerschaftsabkommens am Dienstag in Aachen dazu, „auch mal unsere rosarote Brille abzusetzen“, wie sie der Nachrichtenagentur AFP sagte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron werden zu der Zeremonie in Aachen erwartet.

„Wir können nicht immer nur sagen: Wir sind super Freunde, sondern müssen auch mal eine Streitkultur entwickeln“, betont die Politikerin von Macrons Partei La République en Marche (Die Republik in Bewegung), die vor 18 Monaten erstmals in ein politisches Amt gewählt wurde. Die 59-jährige Unternehmerin Thillaye stammt aus Remscheid bei Düsseldorf und lebt seit 36 Jahren in Frankreich.

Die studierte Juristin mit doppelter Staatsbürgerschaft denkt etwa an das jahrelange Hin und Her um die Schließung des ältesten französischen Atomkraftwerks in Fessenheim nahe Freiburg im Breisgau. Hier spricht sie sich für ein „deutsch-französisches Projekt im Grenzbereich“ aus, um die von Deutschland geforderte Abschaltung des Akw zu erleichtern.

Diese Streitkultur kann nach den Worten von Thillaye mit Hilfe einer neuen deutsch-französischen Parlamentarier-Versammlung entwickelt werden, die kurz nach dem „Aachener Vertrag“ durch Bundestag und Nationalversammlung besiegelt werden soll. Eine erste Sitzung der je 50 Abgeordneten beider Länder ist im Februar geplant.

Thillaye, die mit einem Franzosen verheiratet ist und drei Kinder hat, ist in ihrem Wahlkreis um die Universitätsstadt Tours an der Loire auch mit der Protestbewegung der „Gelbwesten“ konfrontiert. Mit Sorge sieht sie die hohe Gewaltbereitschaft, die aber auch „zum Nachdenken“ zwinge – etwa über mehr Bürgerbeteiligung in der Politik, was die weiteren Reformen Macrons angehe.

Ob „Gelbwesten“-Proteste oder Brexit-Wirren: Als „gelähmt“ sieht Thillaye weder Macron noch Merkel. „Aus so einer Situation, wie wir sie gerade erleben, kann ja etwas Positives entstehen“, sagt sie. „Wenn alles prima läuft, stellt sich keiner mehr in Frage.“

Der „Aachener Vertrag“ soll den Elysée-Vertrag von 1963 ergänzen, mit dem Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) und Präsident Charles de Gaulle den Grundstein für die deutsch-französische Verständigung legten. (afp)



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