Diktator Franco ließ zehntausende Babys stehlen – eines fand jetzt per DNA-Test biologische Familie

Das sei "die beste Nachricht, die jemand in meiner Situation bekommen kann", sagte die 50-Jährige am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Madrid.
Titelbild
Inés Madrigal vor spanischen Medien. JAVIER SORIANO/AFP/Getty Images
Epoch Times11. Juli 2019

Die Spanierin Inés Madrigal, die vor Gericht die Anerkennung als während der Franco-Diktatur „gestohlenes Baby“ erstritten hat, hat durch einen DNA-Test ihre biologische Familie wieder gefunden. Das sei „die beste Nachricht, die jemand in meiner Situation bekommen kann“, berichtete die 50-Jährige am Donnerstag in einer Pressekonferenz in Madrid. Ihre Mutter sei zwar bereits 2013 gestorben, allerdings habe sie noch vier Brüder.

Diese habe sie inzwischen getroffen, es seien „wunderbare Menschen“. Zum ersten Mal wisse sie, wer sie sei und woher sie komme, das Rätsel ihres Lebens sei gelöst. Ihre Mutter hieß demnach Pilar und starb 2013 im Alter von 73 Jahren. Weitere Einzelheiten zu ihrer Familie nannte Madrigal nicht, um deren Privatsphäre zu schützen.

Historisches Urteil im vergangenen Jahr

Historiker und Menschenrechtsaktivisten vermuten, dass unter der Militärdiktatur von General Francisco Franco zehntausende Babys ihren leiblichen Eltern gestohlen wurden. Dies geschah gleich nach der Geburt. Den Müttern wurde häufig erzählt, ihre Kinder seien nach der Geburt gestorben. In Wahrheit wurden sie danach zur Adoption freigegeben.

Madrigal hatte durch eine Klage im vergangenen Jahr ein historisches erstes Urteil in diesem Zusammenhang erwirkt. Die Richter sprachen den 85-jährigen Frauenarzt, der sie 1969 nach ihrer Geburt ihrer Mutter wegnahm, schuldig. Weil die Vorwürfe nach spanischem Recht aber verjährt waren, wurde der Arzt nicht verurteilt.

Madrigal berichtete sichtlich bewegt, ihre Mutter habe nie gewusst, ob sie einen Jungen oder ein Mädchen zur Welt gebracht habe, das Baby aber nie vergessen. Ihre Brüder hätten für sie „ihre Arme und ihre Herzen geöffnet“. Zunächst sei durch den DNA-Test einer Firma aus den USA ein entfernter Cousin identifiziert worden, sagte sie.

Eine spanische Datenbank, die bei der Suche nach verschwundenen Kindern helfen soll, habe nicht funktioniert, sagte Madrigal. So seien dort sowohl ihr DNA-Profil als auch das eines Bruders gespeichert gewesen, das Verwandtschaftsverhältnis sei auf der Plattform aber nicht aufgefallen. Eine solche Fehlfunktion sei „dramatisch“.

Vor allem diktaturkritischen Eltern wurden Babys geraubt

Die Praxis des Babyraubs traf nach dem Spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 zunächst vor allem regierungskritische Eltern. Später wurde die Praxis auch auf uneheliche Kinder und Kinder von Armen ausgeweitet. Oft waren Mitglieder der katholischen Kirche verwickelt.

Die Familien, welche die Kinder bekamen, waren meist regimetreu sowie konservativ und katholisch. Selbst nach Francos Tod 1975 und dem Übergang zur Demokratie wurde der Diebstahl von Babys noch bis mindestens 1987 fortgesetzt. Mehr als 2000 Fälle wurden zur Anzeige gebracht, die meisten aber wegen Verjährung eingestellt.

Madrigal hatte erst 1987 im Alter von 18 Jahren erfahren, dass sie adoptiert wurde. Der Verdacht, dass sie ein „gestohlenes Baby“ sein könnte, kam der Angestellten der Eisenbahn aber erst viel später 2010. 2012 reichte sie Klage ein. (afp)



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