Erster EZB-Präsident Duisenberg in Swimmingpool ertrunken

Europäische Finanzexperten würdigen Leistungen des Niederländers - «Mister Euro» starb wenige Wochen nach 70. Geburtstag
Titelbild
AP Photo/Markus Schreiberr
Epoch Times1. August 2005

Paris/Frankfurt – Der frühere EZB-Präsident Wim Duisenberg ist tot. Der Niederländer ertrank am Sonntag nur wenige Wochen nach seinem 70. Geburtstag im Swimmingpool seines Hauses in der südfranzösischen Stadt Faucon. Wie Staatsanwalt Jean-François Sanpieri am Abend mitteilte, starb Duisenberg durch Ertrinken nach einem Herzproblem. Nähere Einzelheiten nannte er nicht. Fremdverschulden wird den Angaben zufolge aber ausgeschlossen. Es handele sich um einen natürlichen Tod. Duisenberg war am Vormittag im Pool bewusstlos aufgefunden worden. Alle Versuche ihn wiederzubeleben, seien gescheitert, hieß es.

Duisenberg war von 1998 bis 2003 der erste Chef der Europäischen Zentralbank. Er bewältigte als EZB-Präsident die größte Geldumstellung aller Zeiten, die Einführung des Euros in zwölf Ländern. Den Europäern galt er deshalb schnell als «Mister Euro» oder auch «Vater des Euros». Duisenberg führte die Zentralbank mit Sitz in Frankfurt am Main bis Oktober 2003, dann wurde er von dem französischen Nationalbanker Jean-Claude Trichet abgelöst.

Der am 9. Juli 1935 im niederländischen Heerenven geborene Duisenberg galt in Bankerkreisen als Garant für Stabilität. Wer ihn traf, hätte den Mann mit dem manchmal etwas wirren weißen Haar wahrscheinlich eher für einen Künstler oder Museumsdirektor, aber weniger für den wichtigsten Währungshüter in Euroland gehalten.

Der studierte Wirtschaftswissenschaftler verdiente seine ersten Sporen nach einer Lehrtätigkeit an der Amsterdamer Universität beim Internationalen Währungsfonds in Washington. 1973 zog es den Sozialdemokraten als niederländischen Finanzminister in die Politik. 1982 wurde er niederländischer Zentralbank-Chef und drängte auf einen harten Sparkurs der Regierung und die Reduzierung des Haushaltsdefizits.

«Außergewöhnlicher Ruf als Finanzexperte»

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sprach von einem «furchtbaren Verlust» und würdigte Duisenbergs Leistungen beim Aufbau Europas und der europäischen Währungsinstitutionen. Duisenberg habe eine entscheidende Rolle bei der erfolgreichen Einführung des Euros und der Gewährleistung des Vertrauens in die Gemeinschaftswährung gespielt, erklärte er und sprach der Familie sein herzlichstes Beileid aus.

Bundesfinanzminister Hans Eichel würdigte die Verdienste Duisenbergs bei der Einführung des Euros. In seiner Zeit als EZB-Präsident habe Duisenberg «mit seiner ruhigen Art die so wichtige Vertrauensgrundlage für den Euro in der Bevölkerung mit geschaffen und gefestigt», erklärte Eichel in Berlin. «Auch über dieses Projekt hinaus genoss Wim Duisenberg einen außergewöhnlichen Ruf als Finanzexperte.»

EU-Währungskommissar Joaquín Almunia würdigte Duisenbergs Leistungen als EZB-Präsident. «Herr Duisenberg hat mit Nachdruck und Überzeugung zum Erfolg eines der bedeutsamsten Projekte der neueren europäischen Geschichte beigetragen», erklärte er.

In einer ersten Reaktion sprach der französische Premierminister Dominique de Villepin von «großer Traurigkeit» angesichts der Nachricht vom Tode Duisenbergs. Villepin hob Duisenbergs wichtige Rolle bei der Währungseinführung hervor und sprach dessen Familie sein Beileid aus. Duisenberg hinterlässt Frau Gretta Duisenberg-Bedier de Prairie, mit der er in zweiter Ehe verheiratet war, und zwei erwachsene Söhne aus erster Ehe. AP



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion