Fillon triumphiert bei Vorwahl in Frankreich: Er soll Marine Le Pen verhindern

Doppelte Überraschung bei der Präsidentschaftsvorwahl von Frankreichs Konservativen: Der frühere Premierminister François Fillon hat in der ersten Runde einen spektakulären Sieg eingefahren, während Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy eine Niederlage erlitt.
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Überraschender Sieger der konservativen Vorwahl: Francois Fillon (M).Foto: Thomas Samson/dpa
Epoch Times21. November 2016

Doppelte Überraschung bei der Präsidentschaftsvorwahl von Frankreichs Konservativen: Der frühere Premierminister François Fillon hat in der ersten Runde am Sonntag einen spektakulären Sieg eingefahren, während Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy eine schwere Niederlage erlitt. Fillon tritt nun bei der Stichwahl am kommenden Sonntag als Favorit gegen den Zweitplatzierten Alain Juppé an. Sarkoy, der abgeschlagen auf dem dritten Platz landete und damit ausschied, verkündete seinen Rückzug aus der Politik.

Nach vorläufigen Ergebnissen kam Fillon, der von 2007 bis 2012 unter Sarkozy Premierminister war, auf mehr als 44 Prozent der Stimmen. Der lange Zeit als haushoher Favorit gehandelte Ex-Premier Juppé kam auf knapp 29 Prozent. Nur knapp 21 Prozent der Stimmen entfielen auf Sarkozy. Die übrigen vier konservativen Präsidentschaftsanwärter erhielten jeweils weniger als drei Prozent.

Umfragen hatten wochenlang ein Duell zwischen Juppé und Sarkozy vorhergesagt. In den Tagen vor der ersten Wahlrunde legte der Wirtschaftsliberale Fillon aber eine atemberaubende Aufholjagd hin. Der Vorsprung, mit dem er den ersten Wahlgang nun für sich entschied, ist dennoch eine faustdicke Überraschung.

Fillon sprach in einer ersten Stellungnahme von einer „mächtigen Dynamik“. Er wolle Frankreich wieder aufrichten und den Bürgern „neue Hoffnung“ geben, sagte der 62-jährige Abgeordnete.

Der sichtlich enttäusche Sarkozy räumte noch am Sonntagabend seine Wahlniederlage ein und verkündete seinen Rückzug aus der Politik. „Es ist mir nicht gelungen, die Mehrheit der Wähler zu überzeugen“, sagte der 61-Jährige, der im Wahlkampf einen scharf rechten Kurs gefahren und Wähler der rechtskonservativen Front National umworben hatte. „Für mich ist jetzt die Zeit gekommen, ein Leben mit mehr privater Leidenschaft und weniger politischer Leidenschaft zu beginnen.“

Zugleich sprach Sarkozy eine Wahlempfehlung für Fillon aus. Der langjährige Abgeordnete geht nun als großer Favorit in die Stichwahl am kommenden Sonntag gegen Juppé. Eine am Sonntagabend veröffentlichte Umfrage sieht Fillon in der Stichwahl bei 54 Prozent und Juppé bei 46 Prozent.

Der 71-jährige Bürgermeister von Bordeaux zeigte sich am Sonntagabend trotz des für ihn ernüchternden Ergebnisses kämpferisch: „Ich habe mich entschlossen, den Kampf fortzusetzen, für alle, die an mich glauben, für meine Überzeugungen, für meine Vorstellungen von Frankreich“, sagte Juppé. Nun stehe ein „Kampf von Projekt gegen Projekt an“.

Fillon fährt einen sehr wirtschaftsliberalen Kurs: Der Ex-Premier will die Staatsausgaben als Präsident um 100 Milliarden Euro kürzen und dazu 500.000 Stellen im öffentlichen Dienst streichen – doppelt so viele wie Juppé. Der Abgeordnete will außerdem die Regelarbeitszeit von 35 auf 39 Wochenstunden erhöhen, das Rentenalter anheben  und Steuern und Abgaben für Unternehmen deutlich senken. Zuletzt hatte Juppé die Vorschläge seines Rivalen als wenig glaubwürdig kritisiert.

Frankreichs Konservative bestimmen zum ersten Mal ihren Präsidentschaftskandidaten in einer Vorwahl. Die Abstimmung richtet sich zwar an Anhänger des konservativ-bürgerlichen Lagers, steht aber grundsätzlich allen wahlberechtigten Franzosen offen. Mehr als vier Millionen Menschen gaben in der ersten Runde eine Stimme ab, eine sehr hohe Beteiligung für eine Vorwahl.

Viele Franzosen gingen offenbar wählen, um gegen Sarkozy zu stimmen – sie wollten verhindern, dass der bei vielen unbeliebte Ex-Staatschef in den Elysée-Palast zurückkehrt. Nach einer Umfrage für den TV-Sender BFMTV waren in der ersten Runde 15 Prozent der Wähler Anhänger der Linken, bei denen Sarkozy auf heftige Ablehnung stößt.

Die Vorwahl der Konservativen gilt als eine Art vorgezogene Präsidentschaftswahl: Der konservative Kandidat dürfte im Mai 2017 in die Stichwahl gegen Marine Le Pen ziehen und hat dann sehr gute Siegchancen. Der unbeliebte sozialistische Amtsinhaber François Hollande gilt laut Umfragen als chancenlos. Er hat noch nicht erklärt, ob er erneut antritt. (afp)



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