Frankreich: Alle vier Tage nimmt sich ein Polizist das Leben

Laut einem Senatsbericht vom Juni 2018 liegt die Selbstmordrate bei der französischen Polizei um 36 Prozent höher als die durchschnittliche Suizidrate in der Gesamtbevölkerung, berichtet "RT". Allein am ersten Wochenende im April diesen Jahres töteten sich innerhalb von 24 Stunden zwei Polizisten.
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Auslöser für die Suizide wären nach Ansicht des Sprechers der Polizeigewerkschaft, „wenn beruflicher Druck zu persönlichen Problemen hinzukommt“, dann würden einige Leute zusammenbrechen.Foto: iStock
Epoch Times14. April 2019

Der Unmut unter den Polizisten in Frankreich über ihre Arbeitsbedingungen wächst. Am Dienstag gingen in Paris Mitglieder von Polizeigewerkschaften und Polizeiverbänden auf die Straße, um die Öffentlichkeit auf die wachsende Selbstmordrate unter Polizeibeamten hinzuweisen. Alle 4 Tage begingen im letzten Jahr französische Polizisten einen Selbstmord – insgesamt waren es 88 Todesfälle.

Laut einem Senatsbericht, der im Juni 2018 veröffentlicht wurde, liegt die Selbstmordrate bei der französischen Polizei um 36 Prozent höher als die durchschnittliche Suizidrate in der Gesamtbevölkerung, berichtet „RT“. Allein am ersten Wochenende im April diesen Jahres töteten sich innerhalb von 24 Stunden zwei Polizisten. Damit liegt die Gesamtzahl an Suizidfällen bei der französischen Polizei 2019 bereits bei 31, berichtet „RT“.

Es ist für uns unerträglich, dieses Phänomen [allein] durch ‚persönliche Probleme‘ erklärt zu sehen, äußert Jean-Pierre Colombies, Sprecher der Union der Nationalen Unabhängigen Polizeibeamten (UPNI) gegenüber „RT“.

Daniel Chomette von der Polizeigewerkschaft SGP FO äußerte im Gespräch mit Franceinfo. “Wir explodieren. Wir haben Millionen von Überstunden“. Die terroristische Bedrohung, aber auch die „Gelbwesten-Bewegung“ erhöhten den Druck innerhalb der Polizei. Es gebe keine Zeit mehr, „die Batterien aufzuladen“, so Chomette. Ein weiteres Problem sei die strenge Hierarchie innerhalb der Polizei, schreibt die „Basler Zeitung“.

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Demonstrationsteilnehmer: „Hinter dem Kaschieren steckt eine Logik“

Ein Teilnehmer der Demonstration am Dienstag erklärt gegenüber „RT“, dass eine Logik hinter dem Kaschieren der Situation stecke. Die Politiker wären glücklich, weil sie verkünden können, dass alles in Ordnung wäre, während es an der Basis „Mist“ wäre.

Unsere Kollegen haben keine Unterstützung, weil die Politik sie nicht unterstützt, weil ja alles in Ordnung wäre. Warum soll man die Polizeiwachen verstärken? Tatsächlich ist es ein totales Chaos. Die Menschen sind nicht mehr geschützt und es gibt die Situationen, die wir kennen“, so der Demonstrationsteilnehmer.

Ein Sprecher auf der Demonstration der Polizeigewerkschaften bedauert, dass es keine substanziellen Maßnahmen geben würde wie Unterstützung, Aufdeckung und eine echte Berücksichtigung dessen, was bei der Polizei und im öffentlichen Dienst geschehe. Heute gäbe es großes Leid nicht nur bei der Polizei, so der Sprecher im „RT-Beitrag“.

Der Gewerkschaftssprecher Colombies berichtet, das Selbstmord nur die Spitze des Eisbergs wäre. Man würde nicht sehen, dass es auch eine Gruppe von Beamten gibt, die sehr krank und an den Grenzen ihrer Belastbarkeit sind und dennoch ihre Arbeit gut machen wollen. Angesichts dessen reagiere die Regierung nur mit vereinzelten, kosmetischen Maßnahmen, ohne eine substanzielle Analyse.

Colombies erklärt weiter, dass das Verhältnis zwischen Polizei und Gesellschaft sowie zwischen Verwaltung und Polizei grundsätzlich zu überdenken wäre. Auslöser für die Suizide wären nach Ansicht des Sprechers, „wenn beruflicher Druck zu persönlichen Problemen hinzukommt“, dann würden einige Leute zusammenbrechen. (er)



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