„Dringende Arbeiten zur Brandsicherheit“: Geräumte Hochhäuser in London werden saniert

In London werden 800 Wohnungen in fünf Hochhäusern wegen Brandgefahr geräumt. Die Fassaden der Gebäude sollen dieselbe Verkleidung wie der Grenfell Tower haben. Bis zu vier Wochen sollen die Sanierungsarbeiten dauern.
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Fünf Hochhäuser werden in London saniert. Die Bewohner musste deshalb ihre Wohnungen verlassen: NIKLAS HALLE'N/AFP/Getty Images
Epoch Times24. Juni 2017

Anderthalb Wochen nach der Brandkatastrophe im Londoner Grenfell Tower sind fünf andere Hochhäuser in der britischen Hauptstadt wegen Brandgefahr geräumt worden. Der Grund seien „dringende Arbeiten zur Brandsicherheit“, teilten die Behörden am späten Freitagabend mit.

Die Entscheidung sei nach einer Inspektion der Londoner Feuerwehr getroffen worden. Insgesamt 800 Haushalte sind nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA betroffen.

Die Feuerwehrleute sagten demnach, sie könnten die Sicherheit der Bewohner nicht garantieren. Die Gebäude sollen dieselbe Verkleidung haben wie der Grenfell Tower. Es gebe darüber hinaus Bedenken wegen der Isolierung der Gasleitungen.

Bewohner werden in Hotels untergebracht

Die Bewohner mussten ihre Apartments im Norden Londons noch am Freitagabend verlassen und sollten unter anderem in Hotels untergebracht werden. Bei der Brandkatastrophe im Grenfell Tower am 14. Juni waren mindestens 79 Menschen ums Leben gekommen.

Die Arbeiten an den nun geräumten Gebäuden im nördlichen Stadtbezirk Camden sollen drei bis vier Wochen dauern, wie Georgia Gould vom Bezirksrat sagte. Grenfell habe alles geändert. Man dürfe keinerlei Risiko mehr eingehen.

Londons Bürgermeister Sadiq Khan schrieb auf Facebook von einer „Vorsichtsmaßnahme“ und bezeichnete die Räumung als den besten Weg, um die Bewohner zu schützen. Eine „Reihe bestimmter Umstände“ mache das in diesem Fall notwendig.

https://www.facebook.com/sadiqforlondon/posts/1560711230648325

Der Rat von Camden teilte mit, allen Bewohnern werde am Wochenende erlaubt, in Begleitung von Feuerwehrleuten ihre Habseligkeiten aus den Wohnungen zu holen.

Keine Brandstiftung – defekter Kühlschrank war Brandauslöser

Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte ein defekter Kühlschrank die Feuerkatastrophe ausgelöst. Zudem hätten die Fassadenverkleidung und die Isolierung des Grenfell Towers die Sicherheitstests nach dem Unglück nicht bestanden, sagte Fiona McCormack von Scotland Yard.

Es sei keine Brandstiftung gewesen. Die Ermittler erwägen demnach eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung. Man sehe sich alle Unternehmen an, die am Bau und an der Sanierung des Hochhauses beteiligt gewesen seien, hieß es weiter.

Leicht entflammbare Verkleidung des Hochhauses

Berichten zufolge hatte die brennbare Gebäudeverkleidung erheblich zur schnellen Ausbreitung des Feuers beigetragen. Das Hochhaus war erst vor kurzem renoviert worden. Die Behörden untersuchen allgemeine Sicherheitsverstöße und Verstöße gegen den Brandschutz, berichtete die Polizei weiter.

Die Hochhaus-Untersuchungen ziehen weite Kreise. Experten konnten bis zum Freitagabend an mindestens 14 weiteren Gebäuden eine leicht entflammbare Verkleidung nachweisen, darunter waren Hochhäuser in Manchester und Plymouth. Hunderte weitere Gebäude werden derzeit noch auf eine mögliche Feuergefahr hin untersucht.

Bewohner wütend über Evakuierung: „Wir hatten nut fünf Minuten zum Packen“

Bewohner des Taplow Tower im Bezirk Camden verlassen ihr Zuhause. Foto: Alastair Grant/dpa

Bewohner des Taplow Tower im Bezirk Camden verlassen ihr Zuhause. Foto: Alastair Grant

Hunderte Bewohner von fünf Hochhäusern in London mussten vorsichtshalber ihre Wohnungen verlassen. Foto: Stefan Rousseau/dpa

Hunderte Bewohner von fünf Hochhäusern in London mussten vorsichtshalber ihre Wohnungen verlassen. Foto: Stefan Rousseau/dpa

Viele Bewohner der in der Nacht geräumten Häuser zeigten sich wütend über die plötzliche Aufforderung zur Evakuierung. „Das ist total verrrückt. Was hätte eine weitere Nacht schon für einen Unterschied gemacht?“ fragte Melanie Tham. Der 19-jährige Ahmed Mohamed pflichtete ihr bei: „Es war ein totales Durcheinander. Wir hatten nur fünf Minuten, um unsere Sachen zu packen.“

Andere zeigten sich verständnisvoll. Es sei „beängstigend“, sagte Michelle Urquhart: „Wir haben seit zehn Jahren mit dieser Fassade gelebt.“ Die Rentnerin Pippa Wordsworth konnte von ihrer Wohnung im 18. Stockwerk in den vergangenen Tagen das ausgebrannte Gerippe des Grenfell Tower am Horizont sehen. „Die Verkleidung sah hübsch aus“, sagte sie. „Wir hatten ja keine Ahnung, dass sie so gefährlich sein könnte.“ (afp/dpa)

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