Großbritannien: Demonstranten werfen Statue von Sklavenhändler in Hafenbecken

Epoch Times8. Juni 2020

Bei Anti-Rassismus-Protesten im englischen Bristol haben Demonstranten die Statue eines britischen Sklavenhändlers vom Sockel geholt und ins Hafenbecken geworfen. Bei anderen Statuen – wie der von Churchill – wurden die Sockel beschmiert.

Wie die Videoaufnahme eines Augenzeugen zeigt, zogen Demonstranten am Sonntag eine Schlinge um den Hals der Statue von Edward Colston und brachten sie zu Fall. Unter Jubelschreien schleppten sie dann die Bronzestatue zum Hafen, wo sie das Denkmal im Fluss Avon versenkten.

Die Polizei in der Stadt im Südwesten Englands kündigte Ermittlungen an. Der im 17. Jahrhundert in eine wohlhabende Händlerfamilie geborene Colston arbeitete für die Königlich-Afrikanische Gesellschaft, die jährlich rund 5000 Menschen versklavte. Später erwarb Colston sich durch Spenden an Schulen und Krankenhäuser den Ruf eines Philanthropen.

Demonstranten trampelten auf Denkmal herum

An der Demonstration in Bristol hatten nach Angaben des örtlichen Polizeichefs etwa 10.000 Menschen teilgenommen. Einige Dutzend knöpften sich dann am Rande die Bronzestatue vor. Demonstranten trampelten auf dem umgestürzten Denkmal herum und sprühten rote Farbe in dessen Gesicht.

Zudem kniete ein Demonstrant auf dem Nacken der Statue, bevor diese in den Fluss geworfen wurde – damit bezog sich der Demonstrant auf den Tod des Afroamerikaners George Floyd vor knapp zwei Wochen.

„Heute bin ich Zeuge von Geschichte“, schrieb William Want, der das Video von dem Sturz der Colston-Statue veröffentlichte, im Kurzbotschaftendienst Twitter. Der Bürgermeister von Bristol, Marvin Rees, erklärte, die 1895 errichtete Statue habe seit Jahren für Kontroversen gesorgt. Es sei wichtig, jenen Menschen zuzuhören, für die sie ein Affront gewesen sei.

Die britische Innenministerin Priti Patel nannte den Angriff auf die Statue jedoch „zutiefst schändlich“. Sie sprach im Sender Sky News von „Vandalismus“ und einem „völlig inakzeptablen Akt“.

Demonstranten hatten die gut fünf Meter hohe Bronzestatue des Sklavenhändlers Edward Colston am Sonntag gestürzt und unter Beifallsbekundungen in den Fluss Avon geworfen. Seit Tagen gibt es in Großbritannien Demonstrationen gegen Rassismus als Reaktion auf den Tod des Schwarzen George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in der US-Stadt Minneapolis. Dabei kam es vereinzelt auch zu Gewalt, bei der 35 Polizisten verletzt wurden.

Ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson verurteilte die Gewalt am Montag als „inakzeptabel“ und erklärte, der Denkmalssturz sei eine Straftat, die verfolgt werden müsse. „Wir verstehen die starken Überzeugungen vollkommen, aber in diesem Land regeln wir unsere Streitigkeiten auf demokratische Weise“, betonte der Sprecher.

Premierminister Boris Johnson verurteilte die wiederholten Ausschreitungen bei den Anti-Rassismus-Protesten, ging jedoch nicht auf das Niederreißen des Colston-Denkmals ein. Die Gewaltakte seien ein „Verrat“ an den von den Demonstranten propagierten Zielen, twitterte Johnson.

Denkmalbehörde: „Wir glauben nicht, dass sie wieder aufgestellt werden sollte“

Die Denkmalbehörde Historic England erklärte, die Bewohner müssten nun entscheiden, was mit dem gestürzten Denkmal geschehen solle und fügte hinzu, „wir glauben nicht, dass sie wieder aufgestellt werden sollte“. Die Statue sei ein „Symbol der Ungerechtigkeit und eine Quelle großen Schmerzes für viele Menschen“ gewesen.

Bristols Bürgermeister Marvin Rees sagte, seiner Meinung nach gehöre die Statue zusammen mit Plakaten der sonntäglichen Black-Lives-Matter-Demonstration in ein Museum. Er könne die Zerstörung des Denkmals zwar „nicht gutheißen“, doch handele es sich um einen „Moment mit Kultcharakter“, sagte Rees, der jamaikanische Vorfahren hat, der BBC. Dass diese Statue im Zentrum von Bristol gestanden habe, habe er stets als „persönliche Beleidigung“ empfunden.

Die Bristoler Konzerthalle Colston Hall erklärte, die Proteste bestärkten Pläne für eine Namensänderung: „Der gegenwärtige Name spiegelt unsere Werte als fortschrittliche und offene Kunstorganisation nicht wider“. Stattdessen solle ein neuer Name gefunden werden, der „Hoffnung, Vielfalt und Inklusion“ repräsentiert.

Der britische Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton bezeichnete Colston als „Monster“ und forderte, sämtliche derartigen Denkmäler zu schleifen.

(afp/er)

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