Harte Folgen bei einem harten Brexit: Das „Horten“ von Importwaren beginnt jetzt schon

Lagerflächen sind kaum noch zu bekommen: Britische Unternehmen "horten" schon jetzt Importware, die sie für ihre Produktion dringend benötigen. Laut Euler Hermes gibt es "Hamsterkäufe wie nach einer Sturmwarnung". Was geschieht noch bei einem harten Brexit?
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Ein abgelaufener britischer Pass.Foto: iStock
Epoch Times19. Dezember 2018

100 Tage vor dem Brexit bereiten sich Großbritannien und die Europäische Union auf einen Brexit ohne Austrittsabkommen vor. Die Kommission veröffentlichte in Brüssel am Mittwoch ihren Notfallplan. Die Pläne seien notwendig, um „den schlimmsten Schaden eines ‚No Deal‘-Szenarios zu begrenzen“, teilte die EU-Kommission am Mittwoch mit. Vor allem Handel, Verkehrswesen und Finanzen sollen geschützt werden.

Großbritannien verlässt am 29. März die EU. Ein Abkommen über einen geregelten Austritt wurde zwar ausgearbeitet. Derzeit besteht aber keine Chance auf eine erforderliche Mehrheit im britischen Parlament für die Vereinbarung.

Auch die britische Seite treibt daher ihre Vorbereitungen für einen Brexit ohne Abkommen voran. Am Mittwoch will London einen Entwurf für ein künftiges Einwanderungssystem vorstellen. Zudem sollen 3.500 Soldaten mobilisiert werden, um auf eventuelle Notfälle nach einem harten Brexit vorbereitet zu sein.

Mit welchen Folgen werden gerechnet?

Absturz des britischen Pfund

Die Bank von England rechnet mit einem Absturz des britischen Pfundes bei einem Brexit ohne Abkommen. Es würde demnach um 25 Prozent an Wert verlieren. Auch der Immobilienmarkt würde schwer getroffen. Die Zentralbanker gehen von einem Fall der Hauspreise um 30 Prozent aus.

Exporte brechen ein

Die britische Exportwirtschaft würde nach Einschätzung des Kreditversicherers Euler Hermes im ersten Jahr Ausfuhren im Wert von 30 Milliarden Pfund verlieren. Auch die Kontinentaleuropäer würden wegen der engen Wirtschaftsbeziehungen getroffen.

Für die deutschen Exporteure steht dabei laut Euler Hermes nach einem Chaos-Brexit mit Exporten in Höhe von acht Milliarden Euro am meisten auf dem Spiel.

Das „Horten“ beginnt jetzt schon

Britische Unternehmen „horten“ schon jetzt Importware, die sie für ihre Produktion dringend benötigen. Laut Euler Hermes gibt es „Hamsterkäufe wie nach einer Sturmwarnung“.

Inzwischen sind in Großbritannien aber kaum mehr Lagerflächen zu bekommen, da sich auch Supermärkte und Pharmakonzerne auf Versorgungsengpässe vorbereiten und Lebensmittel und Medikamente auf Vorrat kaufen.

Der Zoll stellt 900 neue Leute ein

Alle Waren und Personen müssen vor dem Überschreiten der EU-Grenzen wieder kontrolliert werden. Allein der deutsche Zoll will 900 zusätzliche Beamte einstellen. Um wenigstens im Reiseverkehr das Schlimmste zu verhindern, will die EU-Kommission Briten „Visa-freies Reisen“ bis zu 90 Tagen ermöglichen – falls London dies umgekehrt „allen EU-Bürgern gewährt“.

Grenzformalitäten sorgen für Stau

Die nach dem Austritt aus der EU nötige Zollabfertigung von Warenlieferungen stellt Häfen vor große Probleme. Die Grenzformalitäten könnten für lange Warteschlangen von Lastwagen sorgen. Im Hafen von Dover dauert die Lkw-Abfertigung derzeit zwei Minuten. Nur zwei Minuten mehr würden Staus von 27 Kilometern verursachen, warnt der Betreiber.

Airlines verlieren Fluglizenzen

Bei einem No-Deal-Brexit würden viele Airlines ihre Lizenzen verlieren, um von und nach Großbritannien fliegen. Die britische Regierung will europäischen Airlines deshalb vorübergehend Sondergenehmigungen ausstellen, sofern britische Fluggesellschaften diese auch von der EU bekommen.

Auch für die EU-Kommission gehört der Luftverkehr zu den „vorrangigen Bereichen“ für Notfallmaßnahmen.

Autoproduktion wäre lahmgelegt

Die Autoindustrie arbeitet heute quasi ohne Lagerhaltung. Zulieferer stellen Teile „just in time“ bereit, die direkt nach Ankunft verarbeitet werden. Mit Wartezeiten wegen der Zollabfertigung wird dies kaum möglich sein, wie der europäische Autoherstellerverband Acea warnt. Unternehmen arbeiten deshalb an Notfallplänen.

BMW kündigte bereits an, die jährliche Routine-Schließung seines britischen Werks für den Mini zu Wartungszwecken direkt auf die Zeit nach dem Brexit zu verlegen. (afp)



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