Irland: 70 Prozent der Frauen und 65 Prozent der Männer stimmten für das Recht auf Abtreibung

Die Wähler von Irland stimmten bei einem Referendum mit großer Mehrheit für ein Ende des strengen Abtreibungsverbots. Vor allem die jüngere Menschen waren klar dafür, die Abtreibungsgesetze zu lockern.
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Eine Frau hinterlässt Blumen am Savita Halappanavar Wandbild. Die junge Frau Halappanavar, die das Symbol der Ja-Kampagne zur Aufhebung des Abtreibungsverbotes wurde, starb im Alter von 32 Jahren an Komplikationen nach einer septischen Fehlgeburt in Galway im Jahr 2012.Foto: Charles McQuillan/Getty Images
Epoch Times26. Mai 2018

Die Wähler des katholischen Landes stimmten bei einem Referendum mit großer Mehrheit für ein Ende des strengen Abtreibungsverbots. Laut am Samstagnachmittag nach Auszählung veröffentlichten Zahlen stimmten 66 Prozent der Iren für eine Lockerung der Abtreibungsgesetze, die Beteiligung lag bei 64 Prozent.

„Was wir heute erleben, ist der Höhepunkt einer stillen Revolution, die Irland in den vergangenen zehn bis 20 Jahren durchgemacht hat“, sagte Premierminister Leo Varadkar, der die Legalisierungsbefürworter unterstützt hatte, dem Sender RTE. „Die Leute haben gesagt, dass wir eine moderne Verfassung für ein modernes Land wollen und dass wir Frauen zutrauen, dass sie die richtige Entscheidung über ihre eigene Gesundheit treffen.“

Neues Gesetz bis Ende des Jahres

Varadkar kündigte an, ein neues Abtreibungsgesetz solle bis Ende des Jahres verabschiedet werden. Gesundheitsminister Simon Harris sagte der Nachrichtenagentur AFP, das Regierungskabinett werde bereits am Dienstag über das Thema beraten. Vorgesehen ist, Schangerschaftsabbrüche in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen straffrei zu stellen. Bei bestimmten Indikationen soll eine Abtreibung bis zur 24. Woche erlaubt sein.

Irland hatte bislang eines der strengsten Abtreibungsgesetze in Europa. Laut dem achten Zusatzartikel zur Verfassung waren Schwangerschaftsabbrüche selbst bei Vergewaltigung, Inzest oder einer tödlichen Fehlbildung des Fötus verboten. Bei einer Abtreibung drohen Frauen bislang bis zu 14 Jahre Haft.

Seit 2013 sind Abtreibungen in seltenen Fällen in Irland nur dann erlaubt, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Das Abtreibungsverbot führte dazu, dass jedes Jahr tausende Irinnen für Abtreibungen ins benachbarte Großbritannien reisten oder sich im Internet die „Pille danach“ besorgten.

Jubel in Dublin

Das Ergebnis des Referendums bedeutet einen weiteren schweren Schlag für die katholische Kirche in Irland. Mehrere Skandale um Kindesmissbrauch hatten den Einfluss der in Irland einst übermächtigen Institution zuletzt schwinden lassen. Vor drei Jahren hatten die Iren mit 62 Prozent für die Einführung der Homo-Ehe gestimmt. Premierminister Varadkar ist der erste offen homosexuelle Regierungschef des Landes.

Befürworter des Rechtes auf Abtreibung brachen in Jubel aus, als in den Auszählungszentren in der Hauptstadt Dublin die Zwischenergebnisse des Referendums verkündet wurden. Die 71-jährige Ailbhe Smyth von der Bewegung „Zusammen für ein Ja“ sagte, die Volksabstimmung sei „ein großer Sieg“ und das Zeichen für einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel, der noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre: „Wir haben endgültig mit der Vergangenheit gebrochen, was für viele Frauen wirklich schwer war.“

70 Prozent der Frauen und 65 Prozent der Männer stimmten dafür

Laut einer Nachwahlbefragung für die „Irish Times“ stimmten 70 Prozent der Frauen und 65 Prozent der Männer in Irland für das Ende des Abtreibungsverbots. Auffällig war die Kluft zwischen den Altersgruppen: Während 60 Prozent der über 65-Jährigen gegen die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen war, lag bei den jungen Wählern die Zustimmung bei 87 Prozent.

In den Straßen von Dublin zeigten sich Passanten froh über das Ergebnis: „Wir haben uns selbst aus den finsteren Zeiten befreit. Wir sind kein rückwärtsgewandtes Land mehr, wie die Kirche das wollte“, sagte die 53-jährige Blumenverkäuferin Catherine Claffey am Samstag.

Der 62-jährige John Kelly erklärte: „Ich bin wirklich sehr stolz. Das zeigt, wie fortschrittlich wir sind.“ (afp)



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