Islamist zeigt Missachtung vor Justiz: „Ich habe keine Angst vor euch – ich vertraue auf Allah“

"Ich habe keine Angst vor euch - ich vertraue auf Allah", sagt der wahrscheinlich einzige überlebende Täter der Pariser Anschläge vom November 2015 am Montag im Brüsseler Justizpalast.
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Verhandlung von Salah Abdeslam in belgischem Gericht.Foto: EMMANUEL DUNAND/AFP/Getty Images
Epoch Times6. Februar 2018

Nur Allah darf ihn richten: Seine Missachtung der weltlichen Justiz macht Salah Abdeslam gleich zu Beginn seines ersten Prozesses deutlich.

„Ich habe keine Angst vor euch – ich vertraue auf Allah“, sagt der wahrscheinlich einzige überlebende Täter der Pariser Anschläge vom November 2015 am Montag im Brüsseler Justizpalast. Zudem weigert er sich, vor den Richtern aufzustehen.

Schon bei seinem ersten Auftritt enttäuscht der Franzose mit marokkanischen Wurzeln all jene, die gehofft hatten, er werde nach fast zwei Jahren sein Schweigen brechen. „Ich möchte keine Fragen beantworten“, sagt der Mann mit dem dichten Bart und den zurückgegelten dunklen Haaren, als Gerichtspräsidentin Marie-France Keutgen fragt: „Sind Sie Salah Abdeslam, geboren am 15. September 1989 in Brüssel?“

Mit einer Gegenanklage fährt der 28-Jährige fort: „Ich stelle fest, dass die Muslime auf die schlimmste aller Arten beurteilt und behandelt werden: ohne Mitleid, es gibt keine Unschuldsvermutung.“ Auch sich selbst sieht Abdeslam als Opfer, er warnt das Gericht davor, mit einem Urteil nur „die öffentliche Meinung befriedigen zu wollen“.

20 Jahre Haft fordert die Staatsanwaltschaft gegen Abdeslam wegen Schüssen auf Polizisten vor seiner Festnahme im März 2016. Ihm und seinem mutmaßlichen Komplizen Sofiane Ayari werden versuchter Mord an Polizisten und verbotenes Waffentragen „in einem terroristischen Kontext“ zur Last gelegt. Das Verfahren in Brüssel ist nur der Auftakt: Erst danach kann Abdeslam wegen der Pariser Anschläge mit 130 Toten vor Gericht gestellt werden.

Die Hinweise auf seine Beteiligung an den Attentaten sind erdrückend: Abdeslams Bruder Brahim war einer der Selbstmordattentäter, die sich am 13. November 2015 in Paris in die Luft sprengten. Salah Abdeslam selbst organisierte nach Erkenntnissen der Ermittler Mietautos und Zimmer für die Kommandos, die an dem ungewöhnlich milden Herbstabend ein Blutbad in der Konzerthalle Bataclan und auf den Terrassen mehrerer Restaurants und Bars anrichteten.

Sie scheiterten aber mit ihrem Plan, in das Fußballstadion Stade de France einzudringen, wo die deutsche Nationalmannschaft gegen Frankreich spielte. Und auch Abdeslams Plan ging nicht auf: Laut einem Brief, der ihm zugeschrieben wird, zündete sein Sprengstoffgürtel nicht. „Auch ich wollte als Märtyrer sterben, aber Allah hat anders entschieden“, wird er zitiert.

Sein belgischer Anwalt Sven Mary, der Abdeslam in Brüssel vertritt, hat ihm einmal „die Intelligenz eines leeren Aschenbechers“ bescheinigt. Er sei ein „kleiner Idiot“ aus dem Brüsseler Vorort Molenbeek, der für seine Islamistenszene berüchtigt ist – „eher ein Mitläufer als ein Anführer“. Darauf dürfte auch die Verteidigungsstrategie aufbauen.

Den Wandel des jungen Mannes vom Kleinkriminellen zum Islamisten bemerkte lange niemand: Frühere Bekannte beschreiben ihn als eher gewöhnlichen Jugendlichen, der wie sein Bruder Brahim gerne Fußball spielte, Alkohol trank und mit Frauen anbändelte.

Doch dann lernte er Abdelhamid Abaaoud kennen, der als Drahtzieher der Anschläge von Paris gilt. Wegen eines Raubes landeten beide 2010 hinter Gittern. Offenbar rekrutierte Abaaoud ihn dort für die Terrorzelle mit Verbindungen zum Islamischen Staat (IS), die auch für die Anschläge von Brüssel mit 32 Toten vier Tage nach Abdeslams Festnahme verantwortlich gemacht wird.

Reue empfindet Abdeslam offenbar nicht, wie er schon vor dem Verfahren bekundete: „Ich schäme mich nicht dafür, wer ich bin“, antwortete er einer Frau, die ihm ins Gefängnis schrieb. (afp)



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