Jeder dritte Flüchtling betroffen: Integration wegen traumatischer Erlebnisse stark eingeschränkt

Bis zu einem Drittel der Flüchtlinge in der Schweiz sind im Hinblick auf Erwerbsarbeit und Bildung gesundheitlich beeinträchtigt. So Mario Gattiker, der Staatssekretär für Migration (SEM), am Dienstag an der "Public Health Schweiz" in Bern.
Titelbild
Menschen fliehen vor dem Krieg in Syrien.Foto: ZEIN AL-RIFAI/AFP/Getty Images
Von 18. November 2016

„Bis zu einem Drittel der Flüchtlinge leidet unter posttraumatischen Belastungsstörungen“, sagt der Schweizer Staatssekretär für Migration (SEM) am Dienstag auf der „Public Health Schweiz“ in Bern. Dadurch ergäben sich hinsichtlich Erwerbsarbeit und Bildung Einschränkungen. Die „Aargauer Zeitung“ berichtet.

15 bis 40 Prozent der Flüchtlinge und Migranten in der Schweiz würden an posttraumatischen Belastungsstörungen leiden, so Staatssekretär Mario Gattiker. Zu diesem Ergebnis kamen Schweizer Ärzte, die auf der Konferenz in Bern teilnahmen. Im Zentrum der Veranstaltung standen Herausforderungen, die Flüchtlinge für das Schweizer Gesundheitssystem stellen.

Psychische Probleme erschweren Integration

Zwar treffe die Schweiz die Ankunft der Flüchtlinge nicht unvorbereitet, so Gesundheitsminister Alain Berset. Dennoch: Die psychischen Probleme, die die Flüchtlinge nach Ihrer Flucht teilweise hätten, würden ihnen den Einstieg in eine neue Gesellschaft erschweren.

Zu den häufigsten „man-made-disasters“, die von Flüchtlingen berichtet werden, gehören Beschuss mit Handfeuerwaffen und Granaten, Hunger und Durst (z. B. während einer Haft), Todesdrohungen und Scheinexekutionen, körperliche Folter, Stromschläge, sexuelle Erniedrigung und Vergewaltigung sowie auch das Miterleben von Hinrichtungen oder Vergewaltigungen, wie die Bundestherapeutenkammer berichtet.

Enge Zusammenarbeit zwischen Asyl-, Migrations- und Gesundheitspolitik als Schlüssel

Der Schlüssel, mit dem die Herausforderung angegangen werden müssten, liege einer engen Zusammenarbeit zwischen der Asyl-, Migrations- und Gesundheitspolitik, so Staatssekretär Mario Gattiker.

Je früher ein Flüchtling wisse, ob er bleiben könne, desto besser, sagte Berner Regierungsrat Hans-Jürg Käser. Damit bezog er sich auf das beschleunigte Asylverfahren, das die Stimmbevölkerung im vergangenen Juni mit der Asylreform angenommen hatte. Die Menschen würden 70 Jahre hier bleiben. „Wir müssen ihnen alles mitgeben, was sie für die Integration brauchen.“

Wurmerkrankung und Vitamin-D-Mangel

Wesentlicher Teil der Konferenz mit rund 220 Teilnehmern aus dem Gesundheitsbereich waren Workshops. Dabei ging es beispielsweise um die Bedürfnisse von Kindern und von Gewalt betroffenen Frauen oder um Impfungen. Auch wurde die Frage nach einer umfassenden Gesundheitsprüfung (Screening) bei der Ankunft der Flüchtlinge erörtert.

So wurde in einer Studie des Tropen und Public Health-Instituts in Basel die Gesundheit von rund 100 eritreischen Flüchtlingen, die mindestens 14 Jahre alt und seit einem Jahr in der Schweiz sind, systematisch unter die Lupe genommen. Neben den von Gattiker angesprochenen psychischen Problemen leiden rund 90 Prozent der Untersuchten unter einem schweren Vitamin-D-Mangel und fast die Hälfte leide an einer Wurmerkrankung.



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