Nach Krawallen: Korsikas nationalistische Regierung will Migrations-Politik ändern

Nach Tagen anti-arabischer Krawalle erwägt Korsikas nationalistische Regierung eine Änderung der Einwanderungspolitik. Die Regierung will Unabhängigkeit von Frankreich und steht in der Kritik, Rassismus zu fördern.
Titelbild
Korsische Jugendliche protestieren am 26. Dezember in Ajaccio, einen Tag nach der Moscheen-Zerstörung.Foto: YANNICK GRAZIANI/AFP/Getty Images
Epoch Times30. Dezember 2015

Korsika erwägt eine Korrektur seiner Migrationspolitik. Wegen anhaltender anti-arabischer Krawalle sagte nun der neue Präsident der Insel: „Das Geschehene ist eine Warnung für uns. Wir müssen die Integrationspolitik grundlegend verändern.“ Gilles Simeoni ist Chef der Partei Insieme per a Corsica („Gemeinsam für Korsika“). Er kündigte an, das Thema im Parlament zu diskutieren, so Sputnik.

Auf Korsika protestieren Einheimische seit Tagen und trotz Versammlungsverboten gegen arabische Einwanderer. Die Demonstrationen begannen, nachdem eine Gruppe maskierter Jugendlicher aus Nordafrika in einem Flüchtlingsviertel in der Hauptstadt Ajaccio ein Feuer gelegt hatte, um eintreffende Feuerwehrleute und Polizisten attackieren zu können. Danach folgten tagelange Demonstrationen und Ausschreitungen von Korsen. Moscheen wurden zerstört und Koran-Ausgaben angezündet. Parolen wie „Araber raus" und „wir sind hier Zuhause", wurden laut Nachrichtenagentur AFP gerufen.

Nationalisten und Front National in der Kritik

Nun sieht sich Korsikas neue nationalistische Regierung Vorwürfen gegenüber, Rassenhass auf der Insel zu schüren: Ihr Chef hatte den verletzten Feuerwehrleuten nach dem Immigranten-Angriff sein Mitgefühl ausgesprochen. Aber auch der erstarkende Front National in Frankreich wird dafür verantwortlich gemacht, dass auf der Insel plötzlich die Stimmung umschlägt.

Der Konflikt hat jedoch eine längere Geschichte: Vor mehreren Jahrzehnten hatten Auswanderer aus Marokko arme Viertel korsischer Städte besiedelt. Korsika hat rund 316.000 Einwohner (Stand 2012) – und die korsischen Einheimischen haben eine starke nationale Identität und eigene Traditionen, die sie von den Franzosen unterscheiden. Deshalb fühlen sie sich von Frankreich kolonialisiert.

Viele Korsen wollen Unabhängigkeit von Frankreich

Die korsischen Nationalisten haben vor kurzem erstmals die Regionalwahlen in der französischen „Gebietskörperschaft mit Sonderstatus“ gewonnen. Dies gelang, nachdem sich verschiedene Gruppen, die Unabhängigkeit fordern, zusammengeschlossen hatten.

Auf der ländlich geprägten Insel wiederholen sich Probleme französischer Großstädte wie Paris, Lyon oder Marseille: Hohe Arbeitslosigkeit insbesondere unter Jugendlichen, Kriminalität, Rebellion junger Migranten gegen den Staat, erstarkende Ressentiments der Einheimischen gegen Muslime im Allgemeinen.

Da die Korsen traditionell auf die Regierung in Paris wütend werden, werfen sie Frankreich deshalb vor, es gehe zu lax mit der Kriminalität um, vernachlässige die Landwirtschaft, fördere den Klientelismus und lasse es zu, dass Festlandfranzosen Korsikas Küsten mit Bungalows und Ferienanlagen zubauen, während viele Korsen leer ausgingen, so die SZ. Vor diesem Hintergrund wurden die Nationalisten erstmals stärkste Kraft im Parlament.

Sie wählten Jean-Guy Talamoni, der für einen unabhängigen Staat Korsika eintritt, zum Präsidenten und den Autonomisten Gilles Simeoni zum Regierungs-Chef der Insel.

Bis 2014 hatte die korsische Befreiungsfront FLNC im Untergrund bewaffnet für ein unabhängiges Korsika gekämpft. Dieser Kampf wurde aufgegeben, was Frankreich zunächst freute. Doch nun dominieren die nach Unabhängigkeit strebenden Kräfte im Parlament. Talamoni und Simeoni fordern, Korsisch neben Französisch als offizielle Inselsprache einzuführen, "politische Gefangene" freizulassen und den Immobilienkauf durch Korsen zu fördern. Talamoni laut SZ: „Korsika ist keine Verwaltungseinheit eines anderen Landes. Es ist dazu berufen, eine eigene Nation zu sein." (rf)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion