Niederländische Ex-Blauhelme fordern Entschädigung für Srebrenica-Einsatz

Heute gab es in Den Haag ein Urteil: Der niederländische Staat muss eine Teil-Entschädigung an Familien zahlen, deren Jungen und Männer beim Massaker im bosnischen Srebrenica getötet wurden. Nun fordern auch die damals in Srebrenica stationierten niederländische Ex-Blauhelmsoldaten von ihrer Regierung Entschädigungen.
Titelbild
UN-Blauhelme in Srebrenica am 17. April 1993 (Symbolbild).Foto: PASCAL GUYOT/AFP/Getty Images
Epoch Times27. Juni 2017

Mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Massaker im bosnischen Srebrenica fordern mehr als 200 niederländische Ex-Blauhelmsoldaten von ihrer Regierung Entschädigungen für ihre Entsendung in die damalige UN-Schutzzone.

Seine 206 Mandanten verlangten eine Entschädigung von jeweils 22.000 Euro, sagte der Anwalt Michael Ruperti am Montagabend in der Talksendung „Jinek“. Die Gesamtforderung würde sich damit auf rund 4,5 Millionen Euro belaufen.

Die betroffenen Ex-Blauhelme erlitten noch immer Nachteile in allen Lebensbereichen, sagte der Anwalt. „Sie glauben, dass das Verteidigungsministerium dafür verantwortlich gemacht werden sollte“, sagte er.

Niederländische UN-Blauhelme leisteten gegenüber bosnischen Serben keinen Widerstand

Bosnisch-serbische Milizen hatten in der UN-Schutzzone Srebrenica im Juli 1995, wenige Monate vor Ende des Bosnien-Krieges, etwa 8.000 muslimische Männer und Jungen verschleppt und getötet. Das Massaker gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und wurde als Völkermord eingestuft.

Serbien weigert sich seit Ende des Bosnienkriegs (1992-95), das Massaker von Srebrenica als Völkermord anzuerkennen.

Als die Milizen am Nachmittag des 13. Juli 1995 in das Lager einrückten, leistete die schlecht ausgerüstete niederländische UN-Truppe Dutchbat keinen Widerstand. Einem UN-Bericht zufolge überließ sie alle Beobachtungsposten und Sperranlagen widerstandslos den bosnischen Serben.

Blauhelme „ohne angemessene Vorbereitung“ nach Bosnien geschickt

Die niederländische Verteidigungsministerin Jeanine Hennis-Plasschaert hatte im vergangenen Jahr eingeräumt, dass die Blauhelme „ohne angemessene Vorbereitung“ nach Bosnien geschickt worden seien.

Es sei eine „unrealistische Mission unter unmöglichen Umständen“ gewesen. Auf diese Äußerung berufen sich nun die klagenden Ex-Soldaten.

Ein Berufungsgericht in Den Haag urteilte unterdessen am Dienstag, dass der niederländische Staat teilweise mitverantwortlich für Todesopfer in  Srebrenica ist. Konkret ging es in dem Urteil um eine Mitverantwortung für den Tod von rund 350 Jungen und Männern. (afp)

Mehr dazu:

Niederlande handelten in Srebrenica „illegal“ – müssen Teil-Entschädigung an Opfer zahlen

Europarat: Belgrad soll Massaker von Srebrenica als Völkermord anerkennen

Jugoslawienkrieg: Serbischer Ex-Geheimdienstchef und sein Vize erneut vor Gericht in Den Haag

Schleichende Islamisierung auf dem Balkan: Österreichs Verteidigungsminister appelliert an Deutschland

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion