Notre-Dame: Erste Messe nach Brand am Samstag – zwei Monate nach dem Brand „quicklebendig“

Titelbild
Notre Dame in Paris.Foto: BERTRAND GUAY/AFP/Getty Images)
Epoch Times14. Juni 2019

Zwei Monate nach dem verheerenden Brand ist Notre-Dame „quicklebendig“ – das will die Kirchenleitung beweisen. Der Pariser Erzbischof Michel Aupetit feiert deshalb am Samstagabend um 18 Uhr in der Kathedrale erstmals wieder eine Messe. Überschattet wird der Gottesdienst von einem Streit um den Wiederaufbau – und um die Spenden, die deutlich zögerlicher fließen als angekündigt.

Zu der Messfeier hat der 68-jährige Erzbischof rund 30 Gäste eingeladen. Darunter sind Geistliche, Stiftsherren und Bauarbeiter. Die Messe wird live in dem katholischen Fernsehsender KTO übertragen, damit auch andere „Christen teilnehmen und die Kommunion feiern können“, wie die Diözese erklärt.

Gottesdienst in Kapelle hinter Chor

Wegen des weiter baufälligen Zustands der gotischen Kirche findet der Gottesdienst in einer Kapelle hinter dem Chor unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt: Die Geistlichen werden zu ihren liturgischen Gewändern auch Bauhelme tragen müssen, wenn sie die mehr als 850 Jahre alte Kathedrale betreten. Das Kreuzgewölbe ist weiter einsturzgefährdet.

„Notre-Dame ist quicklebendig“, betont dagegen Domdekan Patrick Chauvet. Der 67-Jährige ist seit dem Brand Seelentröster und oberster Bauherr in einem. Jeden Morgen besichtigt der Frühaufsteher die Baustelle, auf der bis zu 150 Arbeiter den Schutt beseitigen, der nach dem Einsturz des Daches und des zentralen Spitzturms Mitte April allgegenwärtig ist.

Erst wenn die gotische Kirche vollständig gereinigt und gesichert ist, kann der Wiederaufbau beginnen. Nicht länger als fünf Jahre soll er dauern, so hat es Präsident Emmanuel Macron versprochen. Doch um die ehrgeizigen Pläne des Staatschefs ist Streit entbrannt.

Chefarchitekt Villeneuve widerspricht Macron in zentralen Punkten

Chefarchitekt Philippe Villeneuve widerspricht Macron in zentralen Punkten. Selbst wenn sich das Gros in fünf Jahren bewältigen lasse, würden die Arbeiten deutlich mehr Zeit brauchen, sagte er der Zeitung „Le Figaro“. Schließlich müssten neben der Sakristei auch die Apsis, die Querschiffe und die berühmten Rosettenfenster restauriert werden. Kulturminister Franck Riester beschwichtigte daraufhin: „Wir rechnen nicht auf einen Tag genau.“

Aber auch beim Konzept für den Wiederaufbau liegt Denkmalschutz-Architekt Villeneuve mit Macron überkreuz. Villeneuve will den eingestürzten Spitzturm „identisch“ wieder aufbauen – Macron wünscht sich dagegen eine „kreative Rekonstruktion“ – spekuliert wird bereits über einen Glasturm. Nach einer Umfrage steht eine Mehrheit der Franzosen hinter dem Architekten.

Umstrittenes Wiederaufbau-Gesetz

Umstritten ist auch Macrons Wiederaufbau-Gesetz, das die Regierung bis Juli durchs Parlament peitschen will. Es sieht Ausnahmen unter anderem beim Denkmalschutz vor, um die Bauarbeiten zu beschleunigen.

Dafür könnten allerdings schnell die Mittel ausgehen: Denn wie sich nun herausgestellt hat, sind von den zugesagten Spendengeldern von 850 Millionen Euro erst 80 Millionen ausgezahlt. Diese stammen vor allem von Kleinspendern – auch aus Deutschland. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet nannte dies am Freitag nach einem Besuch der Kathedrale mit Architekt Villeneuve ein „starkes Signal der Solidarität“.

Zögerlich sind dagegen die potenziellen Großspender, darunter die französischen Milliardärsfamilien Arnault und Pinault: Sie verlangen nach Angaben von Kulturminister Riester detaillierte Auskunft, wofür Staat und Kirche ihre in Aussicht gestellten Millionen einsetzen wollen. Kulturminister Riester bleibt deshalb nur ein Appell an die „Großzügigkeit“ aller Spender. (afp)



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