Papst Franziskus erhält Karlspreis: „Was ist mit dir los, Europa?“

"Es geht um eine Solidarität, die nie mit Almosen verwechselt werden darf, sondern als Schaffung von Möglichkeiten zu sehen ist, damit alle Bewohner unserer – und vieler anderer – Städte ihr Leben in Würde entfalten können." Das sagte Papst Franziskus bei seiner Rede.
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Papst Franziskus: "Es wird uns gut tun, die Gründerväter Europas in Erinnerung zu rufen. Sie verstanden es, in einem von den Wunden des Krieges gezeichneten Umfeld nach alternativen, innovativen Wegen zu suchen." Bild vom 24.12.2015Foto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times6. Mai 2016

"Was ist mit dir los, humanistisches Europa, du Verfechterin der Menschenrechte, der Demokratie und der Freiheit? Was ist mit dir los, Europa, du Heimat von Dichtern, Philosophen, Künstlern, Musikern, Literaten? Was ist mit dir los, Europa, du Mutter von Völkern und Nationen, Mutter großer Männer und Frauen, die die Würde ihrer Brüder und Schwestern zu verteidigen und dafür ihr Leben hinzugeben wussten?" Das fragte Papst Franziskus heute im Vatikan.

Papst Franziskus hat dort heute den Internationlen Karlspreis 2016 erhalten. In einer mehrstündigen Zeremonie wurde das Kirchenoberhaupt unter anderem von EU-Parlamentspräsident Martin Schulz und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gewürdigt. Der kirchliche Würdenträger sei "eine Stimme des Gewissens, die uns mahnt, bei all unserem Tun den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen", so das Direktorium für die Verleihung des Internationalen Karlspreises. Franziskus sei ebenso "eine herausragende moralische Autorität, die uns als Mahner und Mittler zugleich daran erinnert, dass Europa den Auftrag und die Verpflichtung hat, aufbauend auf den Idealen seiner Gründerväter Frieden und Freiheit, Recht und Demokratie, Solidarität und die Bewahrung der Schöpfung zu verwirklichen."

Papst Franziskus: "Es wird uns gut tun, die Gründerväter Europas in Erinnerung zu rufen. Sie verstanden es, in einem von den Wunden des Krieges gezeichneten Umfeld nach alternativen, innovativen Wegen zu suchen. Sie hatten die Kühnheit, nicht nur von der Idee Europa zu träumen, sondern wagten, die Modelle, die bloß Gewalt und Zerstörung hervorbrachten, radikal zu verändern. Sie wagten, nach vielseitigen Lösungen für die Probleme zu suchen, die nach und nach von allen anerkannt wurden."

"Es geht um eine Solidarität, die nie mit Almosen verwechselt werden darf, sondern als Schaffung von Möglichkeiten zu sehen ist, damit alle Bewohner unserer – und vieler anderer – Städte ihr Leben in Würde entfalten können. Die Zeit lehrt uns gerade, dass die bloß geographische Eingliederung der Menschen nicht ausreicht, sondern dass die Herausforderung in einer starken kulturellen Integration besteht."

Einen wichtigen Teil der Rede nahm der Hinweis von Papst Franziskus auf die Kultur des Dialogs ein: "Diese Kultur des Dialogs, die in alle schulischen Lehrpläne als übergreifende Achse der Fächer aufgenommen werden müsste, wird dazu verhelfen, der jungen Generation eine andere Art der Konfliktlösung einzuprägen als jene, an die wir sie jetzt gewöhnen. Heute ist es dringend nötig, ‚Koalitionen‘ schaffen zu können, die nicht mehr nur militärisch oder wirtschaftlich, sondern kulturell, erzieherisch, philosophisch und religiös sind. Koalitionen, die herausstellen, dass es bei vielen Auseinandersetzungen oft um die Macht wirtschaftlicher Gruppen geht. Es braucht Koalitionen, die fähig sind, das Volk vor der Benutzung durch unlautere Ziele zu verteidigen. Rüsten wir unsere Leute mit der Kultur des Dialogs und der Begegnung aus."

Die Ehrung erhalten Persönlichkeiten für ihre Verdienste um die europäische Einigung seit 1950. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderen, Angela Merkel (2008), Wolfgang Schäuble (2012) und Bill Clinton (2000). 2015 erhielt Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlamentes, den renommierten Preis.

(dts Nachrichtenagentur & Radio Vatikan)



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