Staus und großer Diensteifer: Frankreichs Zöllner proben den harten Brexit

In Calais und Dünkirchen wird der harte Brexit geprobt. Die Zöllner kontrollieren verschärft Waren- und Personenströme in Richtung Großbritannien. Die Folge: Zugausfälle und massive Verspätungen beim Eurostar zwischen Paris und London.
Epoch Times21. März 2019

Kilometerlange Staus am Ärmelkanal und massive Verspätungen beim Eurostar nach London: Wer wissen will, was ein „harter Brexit“ bedeutet, muss derzeit nur die nordfranzösischen Hafenstädte Calais und Dünkirchen besuchen. Während die Staats- und Regierungschefs der EU ab Donnerstag in Brüssel mit der britischen Premierministerin Theresa May um die Bedingungen des EU-Austritts feilschen, führen in Frankreich Streiks der Zöllner zu massiven Behinderungen.

Die Zöllner wollten „demonstrieren, wie ein harter Brexit aussieht“, sagt Laurent-Théo Joly von der Gewerkschaft Force Ouvrière (FO). Die Beamten protestieren seit gut zwei Wochen gegen die Ankündigung der Regierung, wegen des britischen EU-Austritts 700 Zöllner zusätzlich binnen drei Jahren zu rekrutieren. Das seien viel zu wenige, sagten Vertreter der rund 17.000 französischen Zollaufseher. Sie klagen über eine zu große Arbeitsbelastung und fordern mit Blick auf den Brexit deutlich mehr Geld.

Verschärfte Kontrollen der Zöllner

Deshalb gehen sie ihrer Arbeit derzeit mit großem „Diensteifer“ – so das Motto der Streiks – nach. Soll heißen: Sie kontrollieren verschärft Waren- und Personenströme in Richtung Großbritannien. Die Folge: Zugausfälle und massive Verspätungen beim Eurostar zwischen Paris und London. Und Lastwagen, die vor der Einfahrt in den Tunnel unter dem Ärmelkanal Stoßstange an Stoßstange stehen.

So wäre es auch im Fall eines ungeordneten Brexit, wenn die britischen Verträge mit der Europäischen Union vom einen Tag auf den nächsten hinfällig würden. Auch schärfere Kontrollen von Schlachttieren und Lebensmitteln dürfte dies nach sich ziehen.

Der französischen Regierung kommt das ungelegen

Der französischen Regierung kommen die Bilder streikender Zöllner kurz vor dem EU-Gipfel ungelegen, der auf britischen Antrag über einen Aufschub des Brexit-Termins vom 29. März bis Ende Juni berät. Die Regierung von Präsident Emmanuel Macron hat den Grenzbeamten bereits zwei Angebote im Tarifstreit gemacht. Doch bisher lehnen die Gewerkschaften diese als unzureichend ab.

Unterdessen hat das Pariser Statistikamt Insee Zahlen vorgelegt: Danach würde ein harter Brexit die französische Wirtschaftsleistung langfristig um 1,7 Prozent amputieren. Vor allem Landwirte und Fischer fürchten massive Einbußen.

Ein „weicher Brexit“ würde die französische Wirtschaftsleistung laut der Statistiker auch beeinträchtigen, aber „nur“ um 0,6 Prozent. Genauso wie Deutschland ist Frankreich deshalb an einer geordneten Lösung mit Großbritannien interessiert – ungeachtet aller Drohungen aus Paris, die Briten beim Gipfel abblitzen zu lassen, wenn May in Brüssel keine „glaubwürdige“ Strategie vorlege. (afp)



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